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Argus #5

Argus #5

Titel: Argus #5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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und mich von Ihren Tränen nicht rühren lassen. Falls Mr. Lunders wirklich ein beschleunigtes Verfahren beantragt, können und werden wir dem stattgeben, und zwar nicht erst um fünf vor zwölf.»
    «Ja, Euer Ehren», erwiderte Daria leise und schluckte den Kloß hinunter, den sie im Hals hatte. Im Durchschnitt dauerte es dreizehn bis achtzehn Monate, bis ein Mord vor Gericht landete. Wenn sie wirklich die Todesstrafe forderte, hatte die Richterin recht: Ein beschleunigtes Verfahren bedeutete, dass sie in den nächsten Monaten nichts anderes tun würde, als sich vorzubereiten. Puh. Keine Kreuzfahrt nach Mexiko. Ihren Sommerurlaub konnte sie jedenfalls vergessen, den ersten seit vier Jahren …
    Während Althea den nächsten Fall aufrief, packte Daria ihre Akte zusammen und trat zurück an den Anklagetisch. Sie beobachtete, wie Justice Joe wie der Rattenfänger von Hameln mit einer Entourage von Reportern und Kameramännern aus dem Saal ging. Mist, Mist, Mist. Offensichtlich hatte Varlacks Kanzlei die Presse herbeigerufen. So viel zur Hypothese, die Lunders aus Palm Beach wollten ihr Söhnchen von den Titelseiten und aus den Klatschkolumnen raushalten. Auch wenn bisher nur die Lokalmedien Interesse zeigten, man wusste nie, wie groß eine Story noch werden konnte und was bei der Öffentlichkeit zog. Online-Nachrichten, Blogs, Tweets, YouTube, Facebook – jeder war auf der Suche nach der nächsten Sensation, wollte sie kommentieren, wollte dabei sein. Und obwohl ungewiss war, was die Leidenschaft und Neugier der Massen entfachte, ahnte Daria doch, dass dieser Fall gute Chancen hatte, ins Schwarze zu treffen. Der Fall, den sie um jeden Preis aus der Presse heraushalten wollte. Das hatte sie Vance Collier versprochen.
    Mit einem alten Taschentuch aus ihrer Jackentasche tupfte sie sich die Oberlippe ab. Inzwischen schwitzte auch sie, aber es war nicht die Hitze, die ihr zusetzte.

13
    I ch weiß nicht, ob er nur blufft, aber es sieht aus, als wollte Justice Joe ein beschleunigtes Verfahren beantragen. Und selbst wenn er den Antrag nicht einreicht, Richterin Ginny ist dermaßen auf Krawall gebürstet, dass sie mir genauso viel Druck macht wie er.» Mit den Zähnen riss Daria das letzte Stück der widerspenstigen Nagelhaut ab. Sie bereute es sofort. Nicht nur brannte die Stelle höllisch, es quoll auch hellrotes Blut unter dem Nagelbett hervor und rann über den Daumen auf ihre weiße Seidenbluse zu. Sie steckte den Finger in den Rest des kalten Milchkaffees von gestern, der im Becherhalter steckte. «Die Kreuzfahrt kann ich vergessen und meine verdammte Anzahlung wahrscheinlich auch. Übernächsten Montag müssen Sie aussagen.»
    Manny nahm das Handy vom Ohr, betrachtete die Nummer noch mal und gähnte. Er setzte sich grade hin auf der Couch. «Counselor? Sind Sie das?» Rufus, sein vierzig Kilo schwerer belgischer Schäferhund, hob neben ihm den Kopf, sah sich aufmerksam um, bellte einmal grollend, legte sich wieder hin und schlief weiter.
    «Natürlich bin das ich», antwortete Daria und sah irritiert auf ihr Handy, das sie gerade angebellt hatte. Sie lutschte ihren Daumen ab. «Wer soll’s denn sonst sein?»
    «Die meisten Leute beginnen ein Telefongespräch mit ‹Hallo› oder so.»
    Sie seufzte. «Hallo. – Was war das eben für ein Geräusch?»
    «Das war Rufus. Rufus ist mein Hund, und Sie haben ihn geweckt.» Manny sah Rufus an, der sich am Fußende der Couch auf den Rücken gerollt hatte, alle viere in die Luft gestreckt, die Augen verdreht, und sägte wie ein Holzfäller. Er tätschelte ihm den Kopf, aber der Hund regte sich nicht. «Für einen kurzen Moment.»
    «Scheint ja ein toller Wachhund zu sein, Detective.»
    «Rufus war früher beim K-9, Entschärfungskommando. Aber ich glaube, jetzt hat er Narkolepsie. Er genießt seinen Ruhestand hier in der Schattigen Pinie. Jedenfalls solange mein Telefon nicht klingelt und ihn aus dem Schlummer reißt. Dann nämlich wird er scharf wie ein Bullterrier.»
    «Ich habe kein schlechtes Gewissen, weil ich Ihren Hund geweckt habe, Manny. Sie müssen übernächsten Montag Ihre eidesstattliche Aussage machen, Herrgott noch mal. Ich habe eben den Bescheid bekommen.»
    «Sie haben gerade den Bescheid bekommen? Um …» Er sah sich nach der Küchenuhr um. «Mann, ist das halb zwölf? Sind Sie noch im Büro?»
    «War ich bis eben. Jetzt bin ich fast zu Hause.»
    Er gähnte wieder. «Was sind Sie, ein Workaholic? Oder vielleicht doch ein Vampir? Ich erinnere mich, dass ich

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