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Argus #5

Argus #5

Titel: Argus #5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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NCIC-Eintrag vor mir.»
    Manny blieb stehen. «Den NCIC-Eintrag?»
    «Ja, das Foto der unbekannten vermissten Weißen.»
    Unbekannte vermisste Weiße … Der Mordfall Holly Skole. Endlich fiel der Groschen. «Tut mir leid, ich war noch woanders. Detective Schrader? Haben Sie was für mich?»
    «Allerdings. Ich glaube, ich kann Ihre Unbekannte identifizieren. Nur dass sie nicht mehr vermisst wird. Sie ist tot. Ich arbeite an einem ungelösten Mord, der ein paar Jahre zurückliegt. Keine Verdächtigen, keine Zeugen. Im November 2006 haben ein paar Teenager, die die Schule schwänzten und mit einem Sixpack Bier an einer Baustelle in Westbury rumhingen, eine Frauenleiche gefunden – blond, Mitte oder Ende zwanzig –, direkt an der Grenze von Garden City. Ich weiß nicht, ob Sie sich auf Long Island auskennen?»
    «Nein, leider nicht.»
    «Na ja, das sind rund dreißig Minuten mit dem Zug von Manhattan. Dort, wo die Leiche gefunden wurde, war mal eine Rennbahn. Inzwischen stehen da Eigentumswohnungen und ein Baumarkt. Aber 2006 war alles noch Baustelle. Die Ermittler gingen von zwei Möglichkeiten aus. Entweder der Täter hoffte, dass die Leiche in dem ganzen Bauschutt verschwindet wie Jimmy Hoffa damals, oder aber er wollte, dass sie von den Bauarbeitern gefunden wird. So oder so, sie hat nur ein paar Stunden dort gelegen. Deswegen dachte die Mordkommission auch, dass sie schnell einen Verdächtigen finden würde, aber am Ende hat keiner was gesehen.»
    «Und Sie sind sich sicher, dass es dieselbe Frau ist?»
    «Wie gesagt, sie war erst ein paar Stunden tot, und es war kalt – wir hatten den ersten Bodenfrost –, sie war also in guter Verfassung in Anbetracht dessen, was ihr passiert ist. Sie sieht haargenau so aus wie auf dem Foto, das Sie eingestellt haben.»
    «Was meinen Sie damit, was ihr passiert ist – oder warten Sie, geben wir ihr erst mal einen Namen», sagte Manny im Weitergehen. «Hat sie einen Namen? Wer war die Frau?»
    «Sie hieß Gabriella Vechio, genannt Gabby. Zuletzt gesehen wurde sie in einer Bar namens Jezebels im Village – also Greenwich Village in Manhattan, falls Sie New York nicht kennen –, fünf Tage bevor ihre Leiche gefunden wurde. Sie verschwand einen Tag vor ihrem neunundzwanzigsten Geburtstag.»
    «Und sie ist in Long Island gefunden worden?» Manny kannte New York gut genug, um zu wissen, dass Long Island ziemlich weitab vom Schuss war.
    «Ihr Wagen stand noch unberührt im Village, wo sie ihn geparkt hatte, genau vor dem Club.»
    Wie bei Holly Skole. «Sie haben gesagt, ‹in Anbetracht dessen, was ihr passiert ist› – was ist ihr denn passiert?» Manny dachte an die Gesichter auf den Monitoren, die sich in der Flasche spiegelten – und zusahen.
    «Sie wurde vergewaltigt, vermutlich mit Gegenständen. Ziemlich hässlich.»
    «Todesursache?»
    «Erwürgen.»
    Manny atmete lange aus. «Ich habe da eine Frage … Gab es Spuren von Folter?»
    «Ich weiß nicht genau, was Sie meinen. Schwer zu sagen», antwortete Detective Schrader. «Sie hatte Verletzungen an den Handgelenken, die Fesselspuren sein könnten. Aber ohne die Umstände zu kennen, kann ich nicht definitiv von Folter sprechen. Ich muss noch mal mit dem Rechtsmediziner reden und hören, was der meint. Schwer zu sagen, ob der Abend einvernehmlich begonnen hat, wenn auch vielleicht ein bisschen härter, und dann aus dem Ruder gelaufen ist. Heutzutage stehen die Leute ja auf alles Mögliche. Ich versuche immer, unvoreingenommen zu bleiben.» Er lachte leise.
    «Irgendwelche Chemie im Spiel?», fragte Manny. Inzwischen stand er vor seinem Pontiac Grand Prix. Er stellte den Fuß auf die hintere Stoßstange. Es war wieder brütend heiß – 36, 37 Grad Celsius. Konnten auch 40 werden, hatte der Wetterfrosch gestern angesagt. Und die Luftfeuchtigkeit war gotterbärmlich. Am anderen Ende des Parkplatzes, zwischen dem Müllcontainer und der Küchentür des Versailles, versuchten zwei Jungs von vielleicht zehn, zwölf Jahren, auf einem Metallhocker ein Ei zu braten. Wahrscheinlich die Kinder irgendwelcher Küchenhelfer. Letzte Woche hatten die Sommerferien angefangen, und vermutlich langweilten sie sich jetzt schon zu Tode, machten bescheuerte Experimente mit Eiern, versuchten Käfer mit Lupen anzuzünden und steckten Kracher in Flaschen. Nächsten Sommer würden sie hinter dem gleichen Müllcontainer Gras rauchen und an ihren kleinen Freundinnen herumfummeln. Sie erinnerten Manny an die endlosen Sommertage, als er noch in

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