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Argus #5

Argus #5

Titel: Argus #5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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unterschied sich der Todestrakt von den anderen Sicherheitsstufen, die sie unterwegs passiert hatten. Zeffers und sein Kollege auf der anderen Seite der Tür mussten gleichzeitig den Schlüssel ins Schloss stecken, und beide Männer mussten die Schlüssel gleichzeitig drehen, damit der Mechanismus sich öffnete. Die Technik schien antiquiert, doch Einfach-nur-Tru erklärte, für den Fall, dass sich jemand erfolgreich in das elektronische Sicherheitssystem hackte und den Rest des Gefängnisses überrannte, wäre es ohne den echten Schlüssel und die Mitwirkung auf der anderen Seite immer noch unmöglich, in den Todestrakt hineinzukommen – oder heraus.
    Die kleine fensterlose Wachzentrale war in einem stumpfen Grau gestrichen und wurde von langen Neonröhren an der Decke erleuchtet, die von Maschendraht geschützt waren, damit sie nicht kaputt geschlagen oder als Waffe benutzt werden konnten. Die Gefängnisbehörde hatte an alles gedacht. Ein Officer saß am Schreibtisch und erledigte Papierkram. Vor ihm stand ein Bildschirm mit vielen Fenstern, die jeden möglichen Winkel des Todestrakts zeigten, außerdem die normalsterblichen Insassen und das Gefängnis von außen. Eine Tafel mit dem Namen jedes Todeskandidaten, dem Verbrechen, dessen er verurteilt war, und seiner Zellennummer hing über einem weiteren Schreibtisch, an dem jetzt der CO saß, der die Tür von innen geöffnet hatte. Auf den Überwachungsmonitoren konnte Daria die Insassen sehen, die sich zeitlich versetzt und verlangsamt bewegten. Durch eine Tür auf dem Gang war das Dröhnen von Fernsehern zu hören, Radiomusik, das Rauschen einer Toilette, das Schlurfen von Füßen auf Beton. Als sie Manny gebeten hatte, sie mitzunehmen, hätte sie nicht gedacht, dass sie so tief im Gefängnis landen würde, nur wenige Meter entfernt von den brutalsten Mördern des ganzen Staats. Sie hatte gedacht, die Vernehmung würde in einem Verhörraum im Hauptflügel der Vollzugsanstalt stattfinden. So tief im Innersten zu sein, war beunruhigend.
    Zeffers nahm sie zur Seite und zeigte mit einer Kopfbewegung auf die verriegelte Tür zur Rechten. Die Tür, aus der die Geräusche drangen. «Wenn Sie Lust haben, machen wir einen Spaziergang durchs Raubtierhaus, Dayri-ah», sagte er, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. «Es wird sich keiner trauen, Sie anzuquatschen. Das kann ich Ihnen versprechen.» Er ließ den Schlüssel an seinem Gürtel rasseln.
    «Ist das der Weg zum Vernehmungsraum?», fragte sie.
    «Nein, der Verhörraum ist auf der anderen Seite, aber ich dachte, es interessiert Sie vielleicht, wo Sie doch den ganzen Weg raufgekommen sind. Gang B, die Todeszellen. Gibt nicht viele, denen ich das Angebot mache. Ich sorge dafür, dass keiner von den Jungs Sie anquatscht. Versprochen. Nicht mal, wenn Sie in den Schuhen da vorbeigehen.» Er keuchte vernehmlich.
    Daria sah ihn finster an. «Warum sollte ich das tun, Sergeant? Mir die Todeszellen ansehen?»
    Zeffers zuckte die Schultern. «Sie können denen zeigen, wer der Boss ist. Wer das Sagen hat. Die sind dadrin, und Sie sind draußen. Vielleicht hilft es bei Ihrem Schwätzchen mit Bantling. Ist ein schwieriger Zeitgenosse. Aber wenn ich dabei bin, traut sich keiner, den Mund aufzumachen. Ich bin der Sergeant. Wenn irgendwer was sagt – was Schweinisches oder so –, dann weiß er, dass ich ihm das Leben zur Hölle mache. Sind ein paar verdammt üble Kerle dadrin, die vor nichts Respekt haben, aber vor mir schon. Vor mir haben sie Respekt.»
    Anscheinend bedurfte es einer besonderen Sorte Mensch, um den ganzen Tag Mörder und Vergewaltiger zu sitten, nur bewaffnet mit dem eigenen Grips. So gesehen waren manche COs sicher besser geeignet als andere. Bei der Staatsanwaltschaft gab es einen alten Witz, der leider zu nah an der Wahrheit war, um wirklich witzig zu sein. «Was ist der Unterschied zwischen Gefängniswärtern und Gefängnisinsassen? Die Wärter haben die Prüfung bestanden.»
    Es war nicht schwer, den Grund für seinen Vorschlag zu durchschauen. Einfach-nur-Tru wollte Staatsanwältin Dayri-ah auf seiner Überwachungskamera haben, wie sie in Rock und Stöckelschuhen vor einer Reihe verurteilter Vergewaltiger und Mörder auf und ab stolzierte und sie heißmachte. Dann würde Einfach-nur-Tru sich eine Raubkopie des Filmchens ziehen und sich abends in seinem abgewetzten Sessel den Bierbauch reiben, mit seiner großen Tolle spielen und sich hinter zugezogenen Vorhängen seinen schmutzigen Phantasien

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