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Argus #5

Argus #5

Titel: Argus #5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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männertechnisch absolute Dürre zu herrschen. Und mit jedem Jahr wurde die Luft dünner. Die guten Fische waren längst geangelt. Und sie geriet in letzter Zeit nur noch an den Ausschuss – die Gründler und schleimigen Aale, die sonst niemand wollte. Der Computer-Techniker mit dem Schielauge, der noch bei seiner Mutter wohnte. Der Ex-Baseballspieler mit gleich zwei «durchgeknallten» Ex-Freundinnen mit Kind. Der Schwimmtrainer, der jedes Mal sein Portemonnaie vergaß, wenn sie essen gingen. Sie konnte nur hoffen, dass sich irgendwo in der schwarzen Tiefe noch ein oder zwei gute Fänge versteckten. Vielleicht ein aussortierter Fisch, der bei anderen einfach nicht auf den Teller passte, aber für sie genau der richtige war. Solche unsinnigen romantischen Vorstellungen hatten sie die Angel immer wieder auswerfen lassen. Doch mit knapp dreißig war Daria an einem Punkt, da die einzige Beziehung, die sie wirklich führen wollte, die Beziehung mit ihrer Arbeit war. Musste sie freitags zwischen Überstunden und Happy Hour wählen, nahm sie immer die Überstunden. Denn bei dieser Beziehung wusste sie, dass die Zeit, die sie investierte, gut angelegt war und dass sie immer weiter vorankam.
    Eigentlich hatte Daria nicht das Gefühl, in ihren Anforderungen an den Wunschpartner und Seelenverwandten schwierig zu sein. Sie hatte sich sogar immer eingebildet, sie wüsste genau, was sie von einem Mann wollte und was sie glücklich machte – bis hin zu seinem Beruf, seinem Aussehen und seiner Stimme. Und ihre Wünsche wurden noch konkreter, als sie die Kästchen des Formulars von eHarmony ankreuzte. Je älter, selbstsicherer und ungeduldiger sie wurde, desto mehr engte sie ihren Geschmack ein, weil sie keine Lust hatte, wertvolle Zeit mit jemandem zu verschwenden, der offensichtlich nicht ihr Typ war, trotz der Selbstbeweihräucherung, die mit Online-Beschreibungen einherging. Sie war nicht wählerisch – sie war ehrlich. Sie hatte jemanden verdient, der sie glücklich machen konnte. Und sie wusste am besten, was sie glücklich machte und was nicht.
    Aber wie sich herausstellte, hatte sie es vielleicht doch nicht gewusst.
    Wie sich herausstellte, war sie vielleicht selbst schuld daran, dass sie allein war. Vielleicht hatte sie die falschen Kästchen angekreuzt. Blond? Ja. Banker? Ja. Arzt? Ja. Polizist? Nie! Schnarcher? Auf keinen Fall! Geschieden? Der Nächste, bitte. Manny Alvarez hätte es niemals auf ihre Liste geschafft – nicht einmal seine Postleitzahl passte. Er war zu groß, zu kahl, zu haarig, zu laut, zu lustig, zu alt, zu kubanisch. Er arbeitete nicht nur bei der Polizei – bis auf wenige Ausnahmen ein absolutes No-go –, er war bei der Mordkommission, einer besonders finsteren und schrägen Gattung, inklusive schwarzer Humor und verzerrte Wahrnehmung der Realität. Er war gleich ein paarmal verheiratet gewesen, was hieß, er gehörte zum Ausschuss, mit dem es schon andere Frauen nicht ausgehalten hatten. Und er war notorisch unpünktlich. Wäre da nicht die Flasche Tequila und eine tolle irische Rockband gewesen, wäre die Beziehung, in der sie sich plötzlich wiederfand, niemals zustande gekommen.
    Doch ein paar Wochen danach waren sie immer noch zusammen – und hatten eine Beziehung. Keiner von beiden sprach es aus. Keiner von beiden stritt es ab. Es war einfach passiert. Inzwischen machten sie sich nicht mehr die Mühe, die ersten paar Minuten des Gesprächs mit beruflichen Themen zu tarnen. Sie aßen fast jeden Abend zusammen – Pizza, Hamburger, Thai, Steak und Hummer. Sie wusste alles über seine verrückte kubanische Familie; er wusste alles über ihre kaputte, schreckliche Mutter, ihre besitzergreifenden Brüder und ihren kranken Vater. Sie rief ihn an, und er beantwortete sogar ihre SMS. Überraschenderweise gingen ihnen nie die Themen aus. Und der Sex … der war unglaublich. Bisher war Daria nur mit Männern zusammen gewesen, die viel jünger waren und besser aussahen. Gutgebaute, selbstbewusste, gut ausgestattete Typen, denen die Frauen hinterherliefen. Abgesehen davon, dass sich neben so jemandem selbst die stärkste Frau unsicher und eifersüchtig fühlte – die nackte Wahrheit war, im Bett konnte sich keiner mit ihrem kubanischen Teddybär messen. War das nicht verrückt?
    Daria merkte, dass sie dabei war, sich in ihn zu verlieben, und das störte sie. Sehr. Wenn sie eins auf der Welt im Griff haben sollte, dann romantische Gefühle für einen Typen, der, zumindest auf dem Papier, überhaupt

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