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Argus #5

Argus #5

Titel: Argus #5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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er sei unschuldig.
    Es war nicht das Gesicht, das sie erkannte. Es war die Stimme. Und wieder veränderte sich innerhalb einer Sekunde ihre ganze Welt. C. J. Townsend musste eine Entscheidung fällen: Sollte sie gegen den Mann, der sie vergewaltigt hatte, einen Prozess führen?
    Aus dieser ersten kritischen Entscheidung ergaben sich weitere in schneller Folge. Bis schließlich so viele Entscheidungen gefallen waren und sich verselbständigten, dass es wie beim Dominoeffekt unmöglich wurde, das Ergebnis aufzuhalten. Jeder Stein warf den nächsten um, bis nach zwölf langen Jahren endlich der Gerechtigkeit Genüge getan war.
    Daran hatte sie jedenfalls damals ehrlich geglaubt. Doch das Schicksal hatte einen seltsamen Humor.
    Sie griff nach dem Telefon, und ihre Finger spielten mit den Tasten.
    Ich bin verheiratet. Zwar getrennt, im Moment. Aber immer noch verheiratet …
    Dieser Status würde sich bald ändern. Laut dem Gerichtszusteller hatte Dominick die Papiere letzte Woche erhalten. Er hatte sie nicht zurückgeschickt. Noch nicht.
    Sie wollte ihn so gerne anrufen. Aber was sollte sie sagen? Tut mir leid? «Tut mir leid» war nicht genug. Tut mir leid, dass ich einfach gegangen bin. Tut mir leid, dass ich den Glauben an uns verloren habe. Tut mir leid, aber ich konnte das schreckliche Geheimnis nicht mehr ertragen, das wir teilen und das wir mit ins Grab zu nehmen geschworen haben . Selbst wenn er ihr vergeben würde, dass sie gegangen war, konnte sie ihm nicht garantieren, dass es nicht wieder vorkam. Denn die Wahrheit war, wenn sie zusammen waren, erinnerte er sie ständig an ihre Vergangenheit, an alles, wovor sie davonlief.
    Ich weiß, wie es sich anfühlt, Opfer zu sein, Jason. Ich kann mich auf Ebenen in diese Leute hineinversetzen, die Sie sich gar nicht vorstellen können …
    Sie schüttelte die Erinnerungen ab und ließ das Telefon sinken. Dann nahm sie den Parkschein und legte ihn in die oberste Schublade ihres Schreibtischs.
    Die Dominosteine purzelten immer noch, ausgelöst von Entscheidungen, die sie vor langer Zeit getroffen hatte, und es war kein Ende in Sicht.

28
    A ls Daria die Augen aufschlug, tat ihr alles weh. Ein schmaler Streifen Sonne fiel durch die Jalousien und landete auf dem Nachttischwecker, den sie anstarrte, bis das Display verschwamm. Daneben sah sie eine Packung Kopfschmerztabletten, eine halbvolle Flasche Tequila, ihren BH und einen Pappbecher mit dem Logo des Days Inn .
    Dann fiel ihr wieder ein, was passiert war.
    Sie drehte sich um und sah Manny neben sich im Bett. Er schlief und war wahrscheinlich nackt unter dem weißen Laken, in das er verheddert war.
    O mein Gott. Was habe ich getan? Daria setzte sich viel zu schnell auf und stützte den schmerzenden Kopf in die Hände. Sollte sie schnell aufstehen und einfach gehen? Mit dem Taxi zur nächsten Autovermietung fahren und dann nach Hause? Wie viel mehr als zwei Bier hatte sie getrunken? Sie sah die Flasche auf dem Nachttisch an. Tequila? Im Ernst, Daria? Wo zum Teufel hattest du deinen Verstand?
    Wie sollte sie fünf Stunden lang neben ihm im Wagen sitzen? Was sollte sie zu ihm sagen? Was würde er zu ihr sagen? Was würde er von ihr denken? Sie sah sich im Zimmer um wie ein gefangenes Tier, das entdeckt, dass die Käfigtür einen Spalt offen steht. Sie musste hier weg, bevor er aufwachte. Einen Wagen mieten und sich mit dem Rest morgen auseinandersetzen, am Telefon. Im Fall Lunders musste sie sich in der nächsten Zeit nicht unbedingt persönlich mit ihm treffen. Sie konnte ihm bis zur nächsten Anhörung aus dem Weg gehen. Und bis dahin waren es noch Wochen, wenn nicht Monate. Ab jetzt würde sie Bantling ihm überlassen, was er, wie sie sich dunkel erinnerte, gestern Abend ohnehin vorgeschlagen hatte. Sie würde sich aus der Sache raushalten und ihn machen lassen.
    Okay, okay, okay. Keine Panik. Wenn sie erst mal aus diesem billigen Motel-Zimmer raus war, war es sicher gar nicht mehr so schwer, ihn zu ignorieren …
    Sie schluckte ohne Wasser zwei Kopfschmerztabletten, rieb sich die schmerzenden Schläfen und versuchte, sich zu konzentrieren. Ihre Unterhose hing auf einem Stuhl in der anderen Zimmerecke, ebenso ihre Bluse, doch vom Rock fehlte jede Spur. Manny Alvarez war wirklich nicht im Entferntesten ihr Typ. Er war riesig. Stämmig. Haarig. Kahl. Sie hatte noch nie etwas für Cops übriggehabt, im Gegensatz zu anderen Staatsanwältinnen vielleicht. Testosteron versprühende Macker in Uniform hatten sie nie gereizt.

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