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Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Titel: Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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Eddys Dossier kannte.
    Der Kellner erschien mit zwei riesigen Tellern. »Ecco, Pizza napolitana«, sagte er. Vor Solveigh lag ein fetttriefender ausgebackener Fladen mit Tomatensauce und Käse. Bonardis Variante sah eher nach dem aus, was sich Solveigh unter einer Pizza vorstellte: ein dünner krosser Boden mit Mozzarella und Basilikum.
    »Sie frittieren die Pizza?«, fragte Solveigh erstaunt.
    »Nicht gerade unser Exportschlager«, sagte Ugo Bonardi. »Aber hier fast beliebter als das vermeintliche Original.«
    Solveigh probierte eine Ecke. Es schmeckte nach siebzehn Tagesrationen Fett, aber nicht einmal so übel. Trotzdem war es offensichtlich, warum sich der Lokalmatador international nicht hatte durchsetzen können.
    Mit einem Stück krosser Pizza in der Hand fuhr Ugo Bonardi fort: »Es gibt nur drei Taccolas, die außerhalb der regionalen Hierarchie stehen.« Er zog drei Fotos aus seiner Aktentasche. Das erste zeigte einen Mittfünfziger, der versuchte, den Fotografen mit seinen Händen vor dem Gesicht an einem guten Bild zu hindern. Es war ihm nicht gelungen.
    »Sergio Taccola. Gewissermaßen der Buchhalter der Familie. Bei ihm laufen sämtliche Finanztransaktionen zusammen, und er ist derjenige, der das gewaltige Imperium legaler Betriebe kontrolliert.«
    Solveigh nahm das Bild vom Tisch und betrachtete einen Mann, der Steuerberater oder Unternehmensberater hätte sein können.
    Ugo Bonardi legte das zweite Bild in die Mitte des Tisches.
    »Matteo Taccola, ein Neffe von Sergio«, sagte er. Es war der Mann, der Vanderlist die Informationen über die ECSB abgekauft hatte. Im Gegensatz zu ihrem Bild der Überwachungskamera war das Foto von Ugo Bonardi hochauflösend. Es war offenbar mit einem starken Teleobjektiv aufgenommen worden und zeigte Matteo Taccola auf der Terrasse einer Villa, im Hintergrund das blaue Mittelmeer. Er trug eine Sonnenbrille, aber seine markanten Gesichtszüge waren deutlich zu erkennen. Er war Mitte vierzig, braun gebrannt und hätte kein Problem an der Tür einer sehr angesagten Diskothek in New York oder London gehabt.
    »Matteo ist der Mann fürs Grobe. Unter ihm laufen alle illegalen Aktivitäten, er ist für die schwarze Seite des Geschäfts zuständig.«
    Solveigh schob das Bild neben die Pizza.
    Vor ihrem inneren Auge sah Solveigh die Männer mit den Maschinengewehren, die ihre Kollegen niedermähten. Der Mann, mit dem sich Vanderlist getroffen hatte, war direkt dafür verantwortlich. Sie erahnte kalte Augen hinter der dunklen Brille und wusste instinktiv, dass er derjenige war, der den Befehl erteilt hatte.
    »Lassen Sie sich von seinem smarten Äußeren nicht täuschen, Signora Lang. Matteo ist gewaltbereit und hat mehr Menschen getötet, als Sie sich vorstellen können. Es hat zwanzig Jahre gedauert, bis er sich das Vertrauen dieses Mannes verdient hatte.«
    Ugo Bonardi legte ein drittes Foto auf den Tisch.
    »Adriano Taccola. Das Oberhaupt der Familie.«
    Ein alter Herr um die siebzig starrte auf dem Rücksitz einer Limousine nach draußen. Wieder war die Aufnahme offenbar heimlich entstanden. Sein langes Haar war stahlgrau und kräuselte sich hinter seinen Ohren. Sein Blick verriet Gnadenlosigkeit und Gerechtigkeitssinn zugleich.
    »Wir schätzen sein Vermögen auf über sieben Milliarden Euro«, sagte Ugo Bonardi und griff nach dem letzten Stück Pizza.
    »Erzählen Sie mir etwas über Bukarest. Den Menschenhandel, die Prostitution. Wie läuft das ab?«, fragte Solveigh.
    »Die Taccolas sind das, was wir eine High-Level-Organisation nennen«, referierte Bonardi. »Sie schleusen keine Menschen in Containern übers Meer und schleppen sie halbtot an Land. Sie besorgen Papiere. Echte oder sehr gut gefälschte. Für sie ist es eine betriebswirtschaftliche Rechnung: Eine Prostituierte bringt mehr Geld als ein Kilogramm Koks, weil man Drogen nur einmal verkaufen kann. Ein verschlepptes Mädchen mit legalen Papieren kann hundert, zweihundert, tausend Mal verkauft werden. Und im nahen Osten zahlen sie Höchstpreise für die europäische Ware. Dazu der Spezialitätenmarkt: Organe, ein bestimmter Typ zur dauerhaften Nutzung.«
    Solveigh drehte sich ob der Begriffe, die Ugo für verschleppte Frauen verwendete, der Magen um, obwohl sie natürlich wusste, dass es genau die Formulierungen waren, die im Milieu verwendet werden. Sie schob den Rest ihrer fast unangetasteten Pizza in die Tischmitte und griff nach dem Foto von Matteo Taccola.
    »Wie weit erstreckt sich ihr Handelsnetz?

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