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Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Titel: Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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kaum eine Rolle.«
    »Sie kontrollieren die Müllabfuhr?«, fragte Solveigh.
    »Natürlich. Es ist ein riesiges Geschäft mit Milliardenumsätzen. Und jeder weiß es. Wir wissen es, die Politik weiß es, die Bürger wissen es. Und doch wählen sie immer wieder die Kandidaten der Mafia, weil sie androhen, sonst die Stadt im Müll versinken zu lassen. Vor der Bürgermeisterwahl türmen sich hier wochenlang die Abfallberge mitten in der Stadt, damit jeder weiß, was passiert, wenn er das Kreuzchen beim Falschen setzt.«
    »Und im Fall der ’Ndrangheta weiß niemand, wer dazugehört?«
    »Natürlich haben wir Listen der Familien, und wir kennen die groben Strukturen. Aber Sie werden sehen, dass sie sich eher wie Geschäftsleute gebaren. Sie sind auf den ersten Blick Börsenmakler, Anwälte oder Firmenlenker, keine Gangster. Und die oberen Chargen sind so weit sauber, dass ihnen nichts Illegales nachzuweisen ist. Aber wenn Sie wirklich sehen wollen, wie diese Leute operieren, dann sollten Sie mit nach Bukarest kommen. In der nächsten Woche läuft dort ein Zugriff auf eines ihrer Bordelle, den wir seit Monaten vorbereiten. Das dürfte Ihnen die Augen öffnen.«
    »Wissen Sie, zu welcher Familie das Bordell gehört, das Sie hochnehmen wollen?«, fragte Solveigh.
    »Es gehört zum Imperium von Matteo Taccola, das vermuten wir zumindest«, sagte Ugo Bonardi.
    »Dann buchen Sie mir schon mal einen Platz neben sich«, sagte Solveigh.
    »Wieso interessieren Sie sich ausgerechnet für die Taccolas?«, fragte Ugo Bonardi.
    »Was halten Sie davon, wenn ich Ihnen das beim Abendessen verrate?«, schlug Solveigh vor. »Und ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie alles mitbringen könnten, was Sie über die Familie Taccola auftreiben können.«

    Ugo Bonardi hatte versprochen, ihr das echte Neapel zu zeigen, abseits der ausgetretenen Touristenpfade. Als Solveigh auf dem Weg zu der angegebenen Adresse durch die finsteren Gassen der Altstadt lief, vergewisserte sie sich instinktiv, dass ihre Jericho noch im Schulterholster steckte. Neapel versprühte den gleichen Charme wie Detroit oder Manchester, obwohl die Gebäude älter und reich mit den Insignien vergangenen Wohlstands geschmückt waren. Figurinen über den Hauseingängen, schwarz vom Ruß der Zeit, große Tore mit kleinen Türen darin, durch die ein Erwachsener kaum gebückt eintreten könnte. Eine Stadt, in der niemand zeigen wollte, was er besaß oder verloren hatte. Eine Stadt im Würgegriff von Korruption, Verbrechen und Arbeitslosigkeit, die mit jeder Pore Ablehnung und Trotz ausstrahlte. Nachts herrschten hier die Kasten der Kleinkriminellen, junge Mittzwanziger mit zurückgegelten Haaren und Goldketten auf aufgemotzten Motorrollern, die aufgeschwemmte Mädchen in kurzen Hosen an noch kürzerer Leine führten.
    Solveigh betrat die Pizzeria um kurz vor neun. Die grob gehobelten Tische standen kreuz und quer in dem holzvertäfelten Raum, die meisten Gäste tranken österreichisches Bier. Wie Ugo Bonardi versprochen hatte, fanden sich unter den Gästen kaum Touristen, sondern eine bunte Mischung Lokalkolorit: Familien, für deren Kinder die Pizza in den Händen Glückseligkeit bedeutete, Männer, die alleine am Tisch saßen und frittierte Teigbällchen verschlagen, einige Ältere, die Schnaps nippten und Backgammon spielten. Ugo Bonardi wartete an einem Tisch ganz hinten, in der Nähe der Küche. Solveigh setzte sich mit dem Rücken zur Wand.
    »Wie gefällt Ihnen Neapel, Signora Lang? Haben Sie sich schon eingelebt?«
    »Es ist dunkel«, sagte Solveigh und studierte die Karte.
    »Da haben Sie in vielerlei Hinsicht den Nagel auf den Kopf getroffen«, sagte der Staatsanwalt.
    Ein mürrischer Kellner stellte eine Karaffe Rotwein mit zwei Gläsern vor ihnen auf den Tisch.
    »Ich habe mir erlaubt, schon für uns zu bestellen«, sagte Ugo Bonardi. »Die Klassiker meiner Stadt.«
    Solveigh hatte nichts dagegen.
    »Haben Sie Material über die Taccolas dabei?«, fragte sie nach dem Anstoßen. Der Wein schmeckte sauer und stark.
    Ugo Bonardi warf einen prüfenden Blick auf das ältere Ehepaar am Nachbartisch und breitete dann ein Organigramm vor ihr aus.
    »Die Taccola-Familie ist streng hierarchisch organisiert«, sagte der Staatsanwalt. »Und regional. Sie vergeben ein Land an ein Familienmitglied, und das ist für die Profite und die Organisation verantwortlich. Wenn es Probleme gibt, kann jederzeit …«
    »Erzählen Sie mir etwas, das ich nicht weiß«, sagte Solveigh, die

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