Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Titel: Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
Vom Netzwerk:
Bekleidungskette und lief zum Hauseingang. Es gab nur einen weiteren Mieter neben der Kaffeekette und der Hausverwaltung. Und es war kein Unternehmen der Taccolas.
    »Eddy, es funktioniert«, sagte Solveigh, als sie ihren Kollegen erreicht hatte. Auf dem Schild an dem Haus stand »Bettmann Bank«. Eine der exklusivsten Adressen in Deutschland für Leute mit dem entsprechenden Kontostand. Und ein guter Hafen im Euroraum für die finanziellen Rücklagen der Taccola-Familie.
    Zwei Stunden später saß Solveigh mit ihrem Laptop auf dem Schoß in einem schmucklosen Hotel am Rand der Innenstadt, gar nicht allzu weit von der Filiale der Bettmann-Bank entfernt. Neben ihr stand ein großes Glas Cola, daneben ein Sandwich mit Pute und Ei. Neben dem Fenster mit Eddys Konterfei sah sie Zahlenkolonnen über den Bildschirm rauschen.
    »Es ist unglaublich«, sagte Eddy. »Sie ziehen ihr Geld schneller aus Italien ab, als die Amerikaner ihre Dollars drucken.«
    »Hatten wir das nicht erwartet?«, fragte Solveigh spöttisch und warf einen sehnsüchtigen Blick auf das unbenutzte Bett. Sie musste schlafen, wenn Zeit dafür war, und im Moment zeigte der Sender, den sie am Mercedes der Mafiosi angebracht hatte, dass sie im nobelsten ihrer Dortmunder Restaurants ein spätes Abendessen genossen. Sie hatte mindestens drei Stunden für ein wenig Schlaf. Sie musste mit ihren Ressourcen haushalten, die nächsten Tage würden ein Höllenritt werden.
    »Allein auf Konten der Bettmann-Bank sind schon über zwanzig Millionen geflossen, verteilt auf achtunddreißig Firmen.«
    »Was für Firmen?«, fragte Solveigh und trank einen Schluck Cola. Das Koffein und der Zucker könnten helfen.
    »Den Namen nach zu urteilen alles Mögliche. Und Dortmund scheint so etwas wie ihre Deutschlandzentrale zu sein. Oft gehen hohe Beträge an eine hiesige Mutterfirma und werden dann an Tochterunternehmen in ganz Deutschland weiterverteilt.«
    »Klingt kompliziert«, sagte Solveigh und ließ sich rücklings aufs Bett fallen, ab einem gewissen Pegel war Koffein sogar kontraproduktiv. Sie würde das komplizierte Geflecht von Beteiligungen heute ohnehin nicht mehr durchschauen.
    »Ich erklär’s dir morgen, Slang«, sagte Eddy, der ihren Zustand erraten haben musste.
    Solveigh seufzte: »Danke, Eddy. Und wenn etwas Dringendes ist, ruf mich an.«
    »Natürlich«, sagte Eddy, und Solveigh wusste, dass er es nicht so meinte. Wie lange ich den Job wohl noch durchhalte?, fragte sich Solveigh nicht zum ersten Mal. Sie war in diesem Jahr achtunddreißig geworden. War es das, was sie den Rest ihres Lebens machen wollte? Wollte sie eine Beziehung nach der anderen dieser Arbeit opfern? Solveigh liebte ihren Job, er war für sie eine Berufung. Und sie war gut darin, vielleicht sogar sehr gut. Aber sie stellte fest, dass ihr Körper nicht mehr so viel verzieh wie früher. Nach zwei Nächten ohne Schlaf rebellierte nicht nur ihr Kopf mit den Schmerzattacken – die hatte sie im Griff –, sondern zunehmend auch der Rest ihres Körpers. Solveigh zog den Rock aus und streifte die Strumpfhose ab. Sie hängte beides neben die Bluse auf den roten Stuhl und stellte sich unter die heiße Dusche. Als das Wasser auf ihre verhärteten Schultern prasselte, entspannten sich ihre Muskeln und ihre Nerven. Und sie stellte fest, dass sie – wenn sie ehrlich war – nicht an ihr Alter, sondern an ihre Zukunft dachte. Und an Fabio Lonzi. Beim Gedanken an seine Chuzpe musste sie unwillkürlich lächeln. Vielleicht würde sie ihn anrufen, wenn das hier vorbei war. Doch wie immer in ihrem Leben kam vor der Kür immer erst die Pflicht. Und das war das ganze Problem an diesem Job, den sie mehr liebte als sich selbst.

KAPITEL 59
Veiros, Portugal
Dienstag, 23. Juli 2013, 10.09 Uhr (am nächsten Tag)
    Sehr vorsichtig rollte er ihren Körper auf die Schlaufen, die an dem Flaschenzug befestigt waren. Ihre Haut und ihre Blutgefäße waren in diesem Stadium sehr empfindlich, und ein Fehler ließ sich später kaum noch oder nur mit sehr viel Mühe korrigieren. Er streichelte ihre kalte Wange mit seinen knöchrigen Fingern, bevor er anfing zu kurbeln. Der selbst gebaute Mechanismus aus Hanfzügen und Rollen quietschte, bis er sie auf die Höhe der Wanne gezogen hatte. Er wischte sich den Schweiß mit einem dunklen Tuch vom Hals. Als er sie langsam an der Hüfte über das Acetonbad schob, klingelte das Telefon – dessen Nummer nur eine Person kannte. Er kannte den Anrufer nicht persönlich, und für beide

Weitere Kostenlose Bücher