Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)
internationalen Filialen zuständig war. Solveigh beschleunigte den Alfa auf der rechten Spur bis auf hundertzwanzig Stundenkilometer. Es war wichtig, dass er sie überholte, bevor sie sich ihm an die Fersen heftete. Sie wählte Eddys Nummer in ihrem neuen Büro in Den Haag.
»Es geht los«, sagte sie nüchtern.
»Wir sind online«, sagte Eddy. »Wir haben alle großen Institute auf dem Schirm, außer den Schweizern. Wir finden ihr Geld.«
»Versprich dir nicht zu viel«, sagte Solveigh und beobachtete den Rückspiegel. Von hinten näherte sich eine Mercedes-S-Klasse mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit. Ihr Quadrifoglio hatte zwar nicht annähernd dessen Leistung, würde aber dank der Hälfte des Gewichts auf der Autobahn locker mithalten können. Für den Notfall konnte sie die ATR noch einmal anfordern, aber sie glaubte nicht, dass es nötig sein würde. Nachdem Sergio Taccola in Richtung Rom unterwegs war, würde Matteo in eines der Länder fliegen, in denen ihre Organisation bald einen unverhofften Geldsegen erwartete. Eine stabile Wirtschaft innerhalb der Eurozone, in der die Taccolas gleichzeitig über Unternehmen verfügten, die groß genug war, eine solche Geldmenge zu verkraften. Dabei ging es vor allem um Steuern, denn es galt, die plötzlichen Gewinne zu verstecken oder zumindest zu verschleiern.
Als sie der Mercedes überholte, überzeugte sich Solveigh im Seitenspiegel, dass tatsächlich Matteo Taccola am Steuer saß. Trotz der Sonnenbrille waren sein markantes Kinn und die harten Gesichtszüge unverkennbar. Es waren die Gesichtszüge eines eiskalten Massenmörders. Oder zumindest eines Mannes, der keine Skrupel kannte, wenn es seinen Interessen diente. Solveigh ließ ihm fünfhundert Meter Vorsprung und gab Gas. Glücklicherweise war die Autobahn an einem Montagmorgen dicht befahren, sodass sie jederzeit hinter einem Lastwagen in Deckung gehen konnte. Eine halbe Stunde später wusste sie, dass sie sich nicht getäuscht hatte, was sein Ziel anging.
»Eddy, ich brauche alle Abflüge in den nächsten drei Stunden von Lamezia Terme.«
Während sie den Alfa durch die kurvige Autobahnausfahrt steuerte, hörte sie ihren Kollegen tippen.
»Pisa, Mailand, Turin, Rom.«
»Nichts Internationales?«, fragte Solveigh. Sie hätte auf einen Direktflug ins Ausland getippt.
»Warte«, sagte Eddy. »FR 6425 ist noch nicht gestartet. Die geht nach Weeze.«
»Nie gehört«, sagte Solveigh. Sie lenkte den Alfa hinter einem Lieferwagen in Richtung des Parkdecks.
»In der Nähe der holländischen Grenze, einer von diesen Provinzflughäfen, die die Billigairlines benutzen, in diesem Fall Ryan-Air. Sozusagen Düsseldorf-West«, sagte Eddy.
»Steht er auf der Passagierliste?«, fragte Solveigh und parkte mit quietschenden Reifen in einer der Parkbuchten. Sie reiste ohne Gepäck, darum konnte sie sich später kümmern, nur ihre Laptoptasche fischte sie aus dem Fußraum hinter dem Fahrersitz.
»Ja. Seit fünf Minuten. Und das Flugzeug hat technische Probleme, jede Wette, dass er selbst dahintersteckt.«
»Verstanden«, sagte Solveigh.
»Leider ist selbst der Jumpseat auf der Maschine besetzt«, sagte Eddy. Das bedeutete, selbst der Notsitz bei den Stewardessen war an einen Mitarbeiter der Airline vergeben. »Außerdem wurde der Check-in direkt nach unserem Signore Taccola dichtgemacht. Die verstehen ihr Handwerk, die Burschen. Und offenbar steht halb Süditalien auf ihrer Gehaltsliste.«
»Verdammt, Eddy, ich muss in dieses Flugzeug«, sagte Solveigh.
»Sag mir nichts, was ich nicht selbst schon weiß. Ich arbeite dran.«
Solveigh hetzte durch die Mittagshitze zum Eingang des Flughafengebäudes. Matteo Taccola, der näher am Terminal geparkt hatte, stand in der Schlange der Flughafensicherheit. Solveigh stoppte hinter einer Säule in der großen Halle.
»Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt für eine Erfolgsmeldung«, raunte sie.
Die Schlange vor dem Röntgenapparat für das Handgepäck bewegte sich langsam, aber stetig.
»Ich habe eine Hawker 800 von NetJets auf dem Weg nach Lissabon, die wäre frei.«
»Und?«, fragte Solveigh.
»Das Ding ist langsamer als die Ryanair-Boeing. Und sie kriegen sie frühestens in einer Stunde wieder in die Luft. Immerhin. Lamezia lag nicht auf ihrem Flugplan.«
»Aber sie bringt uns hin?«, fragte Solveigh.
»Ja, ich schätze, du landest zwanzig Minuten nach Taccola. Noch hat auch ihre Maschine keine Freigabe.«
»Dann buch sie, um den Rest kümmern wir uns
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