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Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition)

Titel: Argwohn: Thriller (Solveigh Lang-Reihe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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war diese Tatsache nicht nur angenehm, sondern ein überaus wichtiger Bestandteil ihrer geschäftlichen Vereinbarung. Natürlich würde er das Gespräch nicht annehmen, es handelte sich lediglich um ein Signal. Ein Signal, dass eine E-Mail eingetroffen war, auf die er schon sehr lange wartete. Vor allem nach dem Fehlschlag mit der letzten Lieferung. Seine Königin. Er spürte, dass seine Hand leicht zitterte, als er zum zweiten Mal versuchte, ihren Körper über der Wannenmitte zu stabilisieren. Wenn der Anrufer diesmal ein makelloses Exemplar besorgen konnte, würde es nicht mehr lange dauern. Die Königin war das Schwierigste von allen, weil man sie nicht auf der Straße fand. Aber das Einfache war niemals der Weg der Kunst. Dann schlang er die beiden Hanfseile um seine Hände und ließ sie herab. Als das Aceton ihren Körper vollständig verschluckt hatte, entfernte er die Schlaufen und betrachtete die Reiterin. Sah die Zeichnung in ihr, die Skizze. Und sah sie auf dem Brett stehen in all ihrer Pracht, mit ihren Zweifeln und ihren Hoffnungen, dass der Krieg ein gutes Ende nehmen würde, für ihren Herrn und Gebieter. Dann verließ er seine Scheune, um in die Stadt zu fahren und die E-Mail abzurufen.

KAPITEL 60
Dortmund, Deutschland
Mittwoch, 24. Juli 2013, 4.42 Uhr (in der Nacht darauf)
    Lila erwachte erneut von der Türklingel. Sie drehte sich auf die Seite, um einen Blick auf die Uhr zu werfen, aber es war noch zu dunkel. Sie schlich zum Fenster und hielt die Armbanduhr mit der Mickey Mouse auf dem Zifferblatt ins Mondlicht. Viertel vor fünf. Es hatte noch niemals jemand um Viertel vor fünf geklingelt, seit sie in dieser Wohnung lebten. Es klingelte zum zweiten Mal. Oder war sie nicht vom ersten Klingeln aufgewacht? Lila lief zu Ioanas Bett und streichelte ihre Schulter durch die Bettdecke.
    »Ioana«, flüsterte sie. »Ioana. Wach auf.«
    Ihre Freundin rollte sich auf den Bauch.
    »Hey, Ioana!«
    Langsam kam Ioana zu sich und setzte sich auf. »Was ist los?«, fragte sie.
    »Da ist jemand an der Tür!«, antwortete Lila.
    Es klingelte zum dritten Mal.
    »Macht Valentina nicht auf?«, fragte Ioana.
    »Ich schätze, sie schläft ihren Rausch aus.«
    Wieder die Klingel. Eindringlicher, länger.
    »Was sollen wir machen?«, fragte Ioana, als Lila den Zeigefinger über ihre Lippen legte. Sie schlich zur Tür und kurz darauf zurück.
    »Valentina ist aufgewacht«, sagte sie.
    Sie hörten schlurfende Schritte auf dem Flur und unverständliches deutsches Gemurmel. Dann ein Fluch, als die Klingel noch einmal ertönte, gefolgt vom Gerassel eines Schlüsselbunds und dem Drehen des Türschlosses.
    »Warum kommen die mitten in der Nacht?«, fragte Ioana.
    Lila sah sie an und schwieg.
    Sie hörte Stimmen auf dem Gang. Das gesungene Deutsch. Der Mann von vorgestern war zurück. Lila würde seine Stimme jederzeit wiedererkennen, selbst in einer fremden Sprache. Und seine Augen. So kalt bei so viel Freundlichkeit.
    »Was meinst du?«, fragte Ioana noch einmal.
    Lila starrte auf ihre nackten Schultern. Sie hörte seinen humpelnden Schritt auf dem Holzboden. Vielleicht ging er zu den anderen beiden im Nebenzimmer? Valentina klopfte nicht, sie stand auf einmal in ihrem Zimmer in ihrem verwaschenen Schlafanzug mit einem Bademantel darüber. Ihre Augen waren feuerrot. Hinter ihr der Mann.
    »Du«, sagte Valentina zu Ioana. »Nummer drei.«
    Lila krallte ihre Finger unter der Bettdecke in Ioanas Oberschenkel.
    »Zeit zu gehen!«
    Lila spürte, wie eine Träne aus dem Augenwinkel über ihre Wange lief. Sie hatte es gewusst. Sie hatte es die ganze Zeit gewusst. Wenn sie nur einen Weg gefunden hätten zu fliehen. Wenn sie nur schneller gewesen wäre.
    »Er sagt, du wirst eine Königin«, lallte Valentina und hustete. Oder lachte sie? Lila schloss Ioana in die Arme und dachte an die Prophezeiung. Und in diesem Moment wusste sie, dass die alte Frau das Kleid verflucht hatte. Und dass es nichts Gutes war, eine Königin zu werden.
    »Ich finde dich, wo immer du bist«, flüsterte sie ihrer Freundin ins Ohr. Ioanas Rücken versteifte sich. Sie hatte Angst. Lila hatte auch Angst.
    »Ich verspreche es«, sagte sie. Und dachte: Es ist alles meine Schuld. Ich habe dir das Kleid gegeben. Ich hätte abgeholt werden sollen. Alles hat seinen Preis, hat sie gesagt. Der Mann humpelte auf ihr Bett zu und streckte einen Arm aus.
    »Er sagt: Komm, meine Königin«, übersetzte Valentina überflüssigerweise.

KAPITEL 61
München,

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