Aries
aufzusetzen, aber Aries hielt mich fest.
>> Hier. Wo wir jetzt sind ... gehört mir und die neunhundertneunundneunzig und so und so viel dazu. << und dann drückte er mich noch fester, als er mit einem tiefen Seufzer leise weitersprach. >> Ich gehöre der Gattung Puma Concolor an, Ordnung Raubtiere und Familie der Katzen. Ich bin ein Berglöwe und ein Mensch. << Mit aufgerissenen Augen presste ich meine Lippen zusammen. Alle Kraft zusammennehmend, würgte ich den Schrei ab und zwang mich zur Ruhe. Ich zweifelte nicht eine Sekunde an seinem Worten. Es war nur so unwahrscheinlich. Wie konnte das sein? Aries ließ mir Zeit und die brauchte ich auch. Eine Weile verging, wo keiner von uns beiden ein Wort sagte, doch irgendwann fragte leise krächzend:
>> Wie geht sowas? <<
>> Woher unser Geschlecht stammt, ist nicht überliefert. Auf jeden Fall existierte es bereits, als diese Stadt noch Wald war. <<, setzte er sachlich fort. >> Und wie wir das geworden sind, was wir sind? Evolution, Anpassung ... würde ich es nennen. Mein Vater und meine Mutter waren die Leittiere. Wir Männer sind Einzelgänger und treffen nur ein- oder maximal zweimal im Jahr auf Weibchen. Da es wie überall Hierarchien gibt, ist es auch bei den Weibchen so. Die erste Frau meines Vaters war meine Mutter. Da wir ebenso als Menschen existieren können, hat mein Vater auch als Mensch, einen Nachkommen gezeugt. Marie. Marie ist meine Halbschwester und das hat seine besondere Bewandtnis. Marie gehört nicht den Berglöwen an. Obwohl sie viele Fähigkeiten besitzt, die auch ich habe. Aber das soll sie dir selbst erzählen. Was mich betrifft, wurde ich als Kind in Gestalt des Berglöwen, von Harald gefunden und habe mich erst danach, in einen Menschen verwandeln können. Harald wusste, was ich bin. Meine Mutter hatte mich am Wegesrand zurückgelassen und Harald dachte wahrscheinlich, ich bin ausgesetzt worden. Er hat mich behalten und ich bin ihm noch heute, sehr dankbar dafür. Im Grunde bin ich gern Mensch und fühle auch wie einer. Ich liebe dich und nur dich, was bei Löwen selten ist, denn sie haben die Pflicht, sich um jedes Weibchen zu kümmern und für Nachkommen zu sorgen. Damit die Rasse nicht ausstirbt. Fürsten haben die Verpflichtung mindestens einen Sohn zu zeugen, der die Thronfolge sichert. << Ich hörte Aries schmunzeln. >> Na ja, also gehe ich jeden zweiten Tag mein Revier ab und sehe nach, ob alles in Ordnung ist. <<, erklärte er erheitert weiter. >> Im Tierreich ist es ähnlich, wie bei den Menschen. Wir sind Gesetz und Ordnung und vor allem Schlichter, auch unter den Unterarten. Es gibt kein ranghöheres Tier hier in der Gegend, als mich. <<
>> Also warst du der Berglöwe, den ich während der Klassenfahrt und heute gesehen habe? <<, fragte ich und wusste nicht recht, wohin mit diesen Offenbarungen.
>> Während deiner Klassenfahrt schon. << Aries lachte auf. >> Du hättest dein Gesicht sehen sollen ... als ich Sophie gerochen habe, bin ich kurz entschlossen geblieben. Du warst in Gefahr und ich wollte ihr zeigen, dass du für sie unantastbar bist. Leider sieht es so aus, als wenn ich genau das Gegenteil erreicht hätte. Sie ist clever und ich weiß, sie will nichts lieber als mich. Nicht weil sie mich liebt oder so. Sie will einen Nachkommen von mir. Das würde sie sofort auf die höchste Ebene, im Rang katapultieren. Sie hat lange begriffen, dass ich für sie kein Interesse habe. Doch wenn sie dich aus dem Weg schafft, steigen ihre Chancen wieder. Denkt sie. << Aries schüttelte den Kopf. >> Sie ist total verrückt. Sie würde nicht davor haltmachen, Menschen zu gefährden, nur um Ihr Ziel zu erreichen. <<
>> Und heute Nachmittag? <<
>> Das war ich nicht und kann dir auch nicht hundertprozentig sagen, wer es war. Es ist bloß ungewöhnlich, dass es jemand wagt, in mein Revier einzudringen. Ich denke fast, es war Sophie ... und wenn dem so ist, warst du in höchster Gefahr. <<
>> Tut es weh, wenn du ein Puma wirst? << und zweifelte sogleich an meiner Frage.
>> Nein. <<, antwortete Aries lachend. >> Es ist, als wenn du dich umziehst. Es ist nicht schmerzhaft oder so. Es ist ein Teil von mir und wird es immer bleiben, bis ich etwa fünfundvierzig Jahre bin. Bis dahin muss ich mich entschieden haben, welchen Weg ich gehen will und das ist auch richtig so. <<
>> Warum? <<
>> Weil ich bis dahin, meine Nachfolge geregelt haben muss. Wenn ich fünfundvierzig bin, ist mein Sohn geschlechtsreif. Das bedeutet, einer von uns beiden muss weichen.
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