Aries
zu Kräften kommen. << Er legte seinen Arm um mich und führte mich hinein. In der Küche fiel ich auf einen Stuhl und schnaufte tief durch. Er wird denken, ich spinne, wenn ich ihm von dem Puma erzähle.
>> Opa, gibt`s hier irgendwelche Großkatzen? Pumas oder so was? <<, stieß ich hervor und Hitze überzog mein Gesicht. Er konnte es nicht sehen, tröstete ich mich, mein Gesicht war eh rot. Großvater sah mich erstaunt an. >> Pumas? <<, lachte er los. >> Fränni, wir sind doch nicht in Amerika. Ein paar Luchse vielleicht. Aber die sind weiter oben. Sie kommen nicht hier runter. Wieso? <<
>> Na ja. Ich habe auf deiner Koppel eine Schwanzspitze gesehen. Das war eine ziemlich große Katze und die Spitze war schwarz. << Ich kuckte ihn nicht an.
>> Das war ne Wildkatze. Die soll es wieder mehr geben ... ich habe mal eine gesehen … ist lange her. << Großvater schüttelte schmunzelnd den Kopf. >> Ich mach dir einen heißen Tee und du kannst mir erzählen, wie es zur Klassenfahrt war. << Er ging zum Herd und setzte Teewasser an.
>> Wo ist Eve? <<, wechselte ich das unangenehme Thema.
>> Besorgungen. Sie ist einkaufen und müsste bald zurück sein. Sie wird sich freuen, dich zu sehen. << Großvater stellte zwei Tassen auf den Tisch und steckte Teebeutel hinein. Als das Wasser kochte, nahm er es vom Herd und ließ es kurz abkühlen, bevor er es in die Tassen goss. Aufmerksam beobachtete ich ihn. Mein Gott, wenn man bedenkt, wie alt er war ... Kein Zittern. Keine Unsicherheit. Nichts.
Als es mir warm wurde, zog ich meine Jacke aus und freute mich, hier zu sein. Die Katze hatte ich fast vergessen, als Eve hereingestürmt kam. Im Auskleiden begriffen, erzählte sie aufgeregt, - sie hätte gerade eine große Katze gesehen ... die wäre ihr fast ins Auto gerannt.
>> So was hab ich noch nicht gesehen ... groß wie ein Löwe. <<, ereiferte sie sich weiter und schüttelte den Kopf. Großvater stand wortlos auf und holte auch ihr eine Tasse. Mir war, als wäre ihm die letzte Bemerkung nicht recht gewesen und das Holen der Tasse, ein Ablenkungsmanöver. Ich kuckte ihn prüfend an. Er drehte sich so, dass ich sein Gesicht nicht sehen konnte, und hantierte mit dem Wasser. Misstrauisch beobachtete ich ihn weiter. Auch Eve fiel es auf und sie fragte nach:
>> Was hast du, Oswald? <<
Als würde er sich selbst beruhigen, antwortete er barsch:
>> Fränni hat das auch erzählt und ich habe ihr gesagt, dass es hier keine gibt. Ihr habt ne Wildkatze gesehen. <<
>> Das war keine Wildkatze. Die war viel zu groß. <<, beharrte Eve hartnäckig, drehte sich zum Schrank und holte Zucker und Honig. Dann setzte sie sich neben mich und Großvater sah sie beschwörend an. Daraufhin hatte Eve einen Geistesblitz und lächelte ihm nun verschwörerisch zu. In friedlicher Einheit schlürften sie ihren Tee und sahen mich erwartungsvoll an, um meinen Reisebericht zu hören.
Erstaunt kuckte ich sie an. Mir war klar, dass Großvater etwas verschwieg und eigentlich würde ich dem jetzt gern auf den Grund gehen. Aber Großvater sah mich so gelassen an, als wenn ich kein Wörtchen aus ihm herausbekommen würde.
>> Na gut. <<, sagte ich spitz und hoffte, es war ihm bewusst, dass mir diese Scharade nicht entgangen war. Aber er sah mich ruhig an und so begann zu erzählen, wie überrascht ich war, dass Aries unseren Ranger darstellte. Auch diesmal zuckte Großvater mit keiner Wimper. Und so berichtete ich über den Ausflug und hielt alles kurz und bündig. Ich war enttäuscht. Mein Vertrauen war erschüttert und wenn ich bedachte, dass ich den Brief in der Tasche hatte ... ihm diesen zeigen wollte. Ich konnte es nicht fassen und war traurig.
Als ich meinen Tee ausgetrunken hatte, fragte ich Eve, ob sie mich zurückfahren könnte, und begründete es damit, dass ich erschöpft sei. Großvater musterte mich still. Er glaubte mir nicht und schien plötzlich, wie hin und her gerissen ... er wollte es erklären ... entschied sich jedoch dagegen.
Eve fuhr mich nach Hause und Großvater stand am Wegesrand und winkte uns nach, bis er uns nicht mehr sehen konnte. Zuhause brachte Eve mich hinein und setzte sich zu Oma, während ich die Gelegenheit beim Schopfe packte und mich in mein Zimmer verabschiedete.
Ich fiel auf mein Bett und weinte. Kann man denn keinem mehr trauen? Ich war so enttäuscht.
> Er wird seine Gründe haben. Du musst ihm vertrauen. <, raunte ich und für den Moment half das auch. Bedächtig zog ich meine dicken Sachen aus und schlüpfte in Gymnastikhose und
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