Aries
meinen Lieblingspulli. Ob Loni Zeit für mich hatte? In zwei Tagen musste ich wieder zur Schule, würde es wie am ersten Tag werden? Ich war lange krank. Und Marie? Wie war es ihr ergangen? Sie hatte mich zwar besucht, - das Thema Sophie haben wir nicht angeschnitten.
> Ich muss mit jemanden reden. <, weinte ich leise und schlich ins Bad. Im Spiegel, sah ich verheult aus. So konnte ich unmöglich zu Loni gehen. Sie würde sich Sorgen machen. Ich spritze mir Wasser ins Gesicht, aber es half nicht. Ich ging zurück in mein Zimmer und machte den Fernseher an. Egal, was kam, ich sah sowieso nicht hin. Wäre Ari jetzt hier ... ihm könnte ich alles erzählen. Ob er sauer wird, weil ich ihm den Brief nicht gezeigt habe? Mein Bruder Timi, - er fehlt mir.
Neue Tränen kamen und ich vergrub mich in meinem Bett. Wenn ich nicht aufpasse, stehe ich wieder vor einer Depression. Das Haus voller Leute und doch einsam.
> Reiß dich zusammen. <, ermahnte ich mich mürrisch.
Ablenkung wäre jetzt das Richtige. Meine Eltern anrufen? Sie waren während meiner Krankheit zu Besuch. Ich hatte nicht viel mitbekommen, mir war nur, als wenn ich die Stimme meiner Mutter hörte. Aber jetzt meine Mutter anrufen? Nein. Sie würde sofort merken, dass was nicht stimmt. Das konnte ich ihr nicht antun. Oma hat ja regen Kontakt mit ihr, sie wusste immer wie es mir ging. Deswegen fiel auch Oma aus. Es blieb nur Loni.
Wieder sah ich in den Spiegel. Wenn ich nochmal ungesehen ins Bad kommen könnte .. leise öffnete ich die Tür und lauschte. Aus der Küche tönte Omas Stimme.
Ich schlich an der Tür vorbei und inspizierte im Bad mein Gesicht. Rotgeränderte Augen und geschwollen .. das wird nichts. Flugs zog ich mich aus und stellte mich unter die Dusche. Das heiße Wasser erwärmte meinen Körper und ich blieb eine Weile darunter. Warm genug rubbelte mich trocken und drehte meine Haare im Nacken zu einem Dutt. Befreite den Spiegel vom Dampf und kuckte mich an. Die Röte könnte jetzt genauso gut vom Duschen kommen. Noch dicke Creme ins Gesicht und ich klopfte bei Loni an.
Sie saß vor dem Fernseher und stopfte Socken.
>> Na Fränni. <<, freute sie sich. >> Schön, dass du mich besuchst. Unterhaltung kann ich jetzt gut gebrauchen. <<
Ich erst, dachte ich. >> Wenn du Zeit hast ... <<
>> Klar. Erzähl mir von dem Brief. Was sollte das und wo hast du ihn her? <<
>> Während der Klassenfahrt von dem Portier. Er sagte, er wäre für mich abgegeben worden. <<, antwortete ich und erzählte ihr die ganze Geschichte. Ich ließ nichts aus, auch nicht mein heutiges Erlebnis und sie unterbrach mich nicht. Selbst, als ich auf die Sache mit dem Puma kam, hörte sie gespannt zu. Danach blieb es minutenlang still, bis sie nachfragte:
>> Und du bist dir sicher, dass es ein Puma war? <<
>> In dem Moment, als ich ihn sah. <<
>> Interessant. <<, murmelte sie. >> Was willst du jetzt tun und wie kann ich dir helfen? <<
>> Du hilfst mir schon genug, wenn du dir die Geschichten anhörst und mich nicht sofort ins Irrenhaus einliefern willst. <<
>> Die Sache mit deiner Klassenlehrerin, finde ich allerdings beängstigend. Hast du mit Aries darüber gesprochen? Du solltest zum Rektor gehen. Ich könnte dich begleiten wenn du willst. <<, schlug Loni vor.
>> Ari weiß Bescheid und auch er will mir seit Wochen etwas sagen ... aber ich habe Angst davor. Ich will es nicht wissen. Die Beiden sind so unglaublich ... das geht weit über meine Vorstellungskraft hinaus. <<
>> Ich denke, mir würde es ähnlich gehen. Dazu bist du noch sehr jung ... zu viel auf einmal ... würde jeden umhauen. << Sie nickte, zur eigenen Bestätigung. >> Jetzt weiß ich, warum du krank warst ... ich mache mir wirklich Sorgen, ob der Umgang mit Aries und Marie gut für dich ist. Da muss ich dem fremden Schreiber beipflichten. <<
>> Sag so was nicht. Sie sind mir ans Herz gewachsen und ich überlege die ganze Zeit, wenn ich mir ihre Geschichte anhöre ... Vielleicht wird es leichter und ich kann alles verstehen. <<
>> Wenn du möchtest, kann ich dich unterstützen. Glaubst du, dass sie einverstanden wären? <<
>> Das würdest du tun? Ich hoffe nur, dass Ari es nicht als Vertrauensbruch ansieht. <<, sagte ich erleichtert und sah sie dankbar an. An diese Möglichkeit hatte ich nicht gedacht, aber der Vorschlag gefiel mir.
>> Egal was es ist und ich verspreche, nicht vorschnell zu urteilen. Das habe ich mir, seit ich Karl kenne, geschworen. Ich werde nicht urteilen, ohne gehört zu haben und das solltest du auch
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