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Aristoteles: Lehrer des Abendlandes (German Edition)

Aristoteles: Lehrer des Abendlandes (German Edition)

Titel: Aristoteles: Lehrer des Abendlandes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hellmut Flashar
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und Babylonier ( De caelo II 12, 292 b 8) und vorphilosophischen religiösen Überzeugungen ( De caelo 3, 270 b 5–17) in Einklang zu bringen, um so in der Verschmelzung verschiedenartigster Erwägungen ein geschlossenes Ganzes vor Augen zu führen. Herausgekommen ist eine «einzigartige Mischung von Wahrheit und Irrtum» und zugleich eine «fesselnde Kreuzung von logischer Genauigkeit und religiösem Pathos».[ 5 ]
    D IE S UBLUNAREN E LEMENTE
  ( DE CAELO III)
    Das dritte Buch der Schrift Über den Himmel schließt einerseits sinnvoll an die Behandlung der Himmelskörper in De caelo I und II an, war aber wohl ursprünglich ein selbständiger Traktat, der Zeichen der Unfertigkeit trägt, ganz von der Auseinandersetzung mit den Theorien der anderen Denker geprägt ist und die eigene Auffassung des Aristoteles nur andeutungsweise und unvollkommen erkennen lässt. Diese wird in der Schrift Über Entstehen und Vergehen deutlicher. Erneut wendet sich Aristoteles gegen alle Lehren, die nur ein oder eine unbegrenzte Zahl von Elementen vorsehen und insbesondere gegen Platons Rückführung der Elemente auf geometrische Figuren. Der Versuch, die einfachen Körper mit bestimmten Figuren zu verbinden, sei ganz unsinnig ( De caelo III 8, 306 b 3). Wenn man beispielsweise das Feuer auf die Figur der Pyramide zurückführt, dann müsste, so bemerkt Aristoteles sarkastisch (De caelo III 8, 307 a 1–4), es durch seine Winkel wärmen und brennen. Da Platon alle Elemente auf geometrische Figuren zurückführt, müssten alle Elemente wärmen und brennen, weil alle Figuren aus Winkeln bestehen. Dass eine solche Kritik der platonischen Theorie nicht gerecht wird, werden wohl auch die Hörer (oder Leser) des Traktates in der Akademie gespürt haben.
    Aristoteles bestimmt das «Element» als das Produkt der Aufspaltung von Körpern, die ihrerseits nicht weiter in Körper unterteilt werden können ( De caelo III 3, 302 a 16–20). Er erörtert den Übergang der Elemente ineinander und die Bedingungen dieses Überganges. Er lehnt die Annahmen nur eines oder unbegrenzt vieler Elemente ab und plädiert für eine Pluralität von Elementen, ohne hier zu sagen, wie viele es sind. Dass es die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde, Luft sind, geht aus anderen Traktaten hervor. Einmal taucht der Begriff eines untersten Substrates als reiner Materie auf ( De caelo III 8, 306 b 20), jedoch ohne nähere Erläuterung.
    D AS S CHWERE UND DAS L EICHTE
  ( DE CAELO IV)
    Das Thema des vierten Buches der Schrift Über den Himmel ist eine kinetische Theorie der Elemente. Sie enthält zunächst die Bestimmung, dass es das Schwere und das Leichte sowohl im relativen wie im absoluten Sinne gibt. Dass es Gewichtsunterschiede zwischen den Körpern gibt, haben schon Andere bemerkt. Aristoteles nimmt aber für sich in Anspruch, die absolute Schwere und Leichte von Körpern bestimmen zu können. Das Schwere und das Leichte gibt es nicht für sich, sondern als Korrelate zu Körpern. Aristoteles geht nun davon aus, dass das Schwere eine zentripetale und das Leichte eine zentrifugale Tendenz hat. Feuer ist an jedem Ort leicht und vollzieht eine aufstrebende Bewegung. Die Erde ist überall schwer und tendiert nach unten. Die beiden übrigen Elemente, Luft und Wasser, liegen dazwischen. Diese beiden Elemente sind nur relativ schwer und leicht, schwerer und zugleich leichter als andere. Aristoteles gelangt so zu einer eigentümlichen Schichtentheorie mit vier vertikalen Schichten, die er wiederum in Auseinandersetzung mit Platon und den Atomisten entwickelt. Alle Körper streben in natürlicher, d.h. von außen nicht beeinflusster Bewegung zu ihrem «natürlichen Ort», wobei die Bewegung der Körper nicht durch ihre Gestalt, sondern durch ihre Geschwindigkeit bestimmt ist.
    Im Einzelnen lässt Aristoteles Beobachtungen einfließen, etwa dass schwere Gegenstände wie Eisen und Blei auf dem Wasser schwimmen, wenn sie eine flache Oberfläche haben, während andere, die eine andere Form haben, z.B. eine Nadel, im Wasser versinken ( De caelo IV 6, 313 a 15–21). Aristoteles löst das Problem durch die Überlegung, dass flachere Körper eine größere Wasserfläche bedecken und diese nicht zerteilen. Deshalb könne sich ein flacher Körper in der Luft nicht halten, weil diese leichter teilbar sei.
    Trotz dieses Rekurses auf die Beobachtung hat die moderne Forschung die Schichtentheorie des Aristoteles als eine in der Sache unzutreffende, gewagte schematische Deduktion

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