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Arkadien 01 - Arkadien erwacht

Titel: Arkadien 01 - Arkadien erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Bosse«, sagte sie, als läse sie aus einer Gerichtsakte vor. »Lebt seit Jahrzehnten im Untergrund. Regiert die Cosa Nostra mit Hilfe von handgeschriebenen Zetteln und Briefen, die hier und da einmal auftauchen und konfisziert werden, ohne dass sie uns je zu seinem Versteck geführt hätten. Hat während der vergangenen dreißig Jahre mindestens hundertmal seinen Unterschlupf gewechselt, jedenfalls vermuten wir das. Und er hat ganz sicher eine Familie um sich, die sein Vertrauen genießt – vielleicht auch mehrere.«
    »Ich kann Ihnen helfen, ihn zu finden.«
    »Wo hält er sich auf?«
    »Erst will ich mit Dallamano sprechen.«
    »Er ist einer unserer wichtigsten Kronzeugen.«
    »Die Gerichtsverhandlungen, in denen er aussagen musste, sind längst abgeschlossen. Für Sie hat er keinen Wert mehr. Aber für mich.«
    Quattrini schüttelte den Kopf. »Das reicht nicht.«
    »Ich liefere Ihnen Pantaleone. Und noch mehr: Sie haben es auf die Carnevares abgesehen. Alessandro bekommen Sie nicht. Aber vielleicht kann ich Ihnen etwas über Cesare Carnevare erzählen, das Sie noch nicht wissen.«
    »Er ist nur ein Buchhalter.«
    »Und bald der neue capo der Carnevares.«
    Die Richterin horchte auf. »Dein hübscher Freund ist in Ungnade gefallen?«
    Rosas Hand strich über das Foto in ihrer Tasche, die versunkene Statue von Panthera und Lamia. »Was ist nun? Arrangieren Sie für mich ein Treffen mit Dallamano?«
    s
    Später betrat Rosa einen Zeitschriftenladen in der Nachbarschaft und kaufte eines der gebrauchten Handys, die der Verkäufer unter seiner Theke verwahrte. Draußen, im Schatten eines Hauseingangs, wählte sie Alessandros Nummer.
    Sie ließ sich nicht anmerken, wie erleichtert sie war, seine Stimme zu hören. Im Hintergrund erklangen verzerrte Laute. Es hätte auch das Grunzen und Kreischen von Tieren sein können.
    »Kannst du mich abholen?«, fragte sie. »Wir müssen zum Flughafen. In anderthalb Stunden geht unsere Maschine nach Portugal.«

Haus der steinernen Augen
    W ährend des Fluges schlief sie wie eine Tote. Schon bei der Zwischenlandung in Rom hatte sie kaum noch die Augen aufhalten können, aber nachdem Alessandro und sie endlich in ihre Sitze gesunken waren, kam Rosa nicht länger gegen die Müdigkeit an.
    Als eine Turbulenz sie schließlich weckte, befanden sie sich bereits im Anflug auf Lissabon. Im ersten Augenblick glaubte sie, nie wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Nach den zwei, drei Stunden Schlaf fühlte sie sich erschöpfter als zuvor. Erst ein paar Minuten später war sie endlich wach genug, um zu bemerken, dass Alessandro sie anlächelte.
    »Du hast gelacht im Schlaf«, sagte er sanft.
    Ihre Zunge schmeckte wie ein Scheuerlappen. »Nie im Leben.«
    »Doch, hast du.«
    Sie verzog keine Miene. »Wahrscheinlich darüber, dass meine Schwester verschwunden ist, ihre Freundin ermordet wurde und ich selbst bald auf der Abschussliste der Mafia stehe.«
    Die Maschine war nicht ausgebucht, die Sitzreihe hinter ihnen und einige der anderen waren leer.
    »Du hast das Mittagessen verpasst«, sagte er. »Hier, hab ich für dich aufgehoben.« Er hielt ihr ein schwammiges Brötchen vor die Nase, das so aussah, wie sich ihre Zunge gerade anfühlte.
    »Hab ich wirklich gelacht?«
    Er nickte.
    »Ich bin so verdreht im Kopf.«
    Das brachte ihn erneut zum Lächeln. »Sonst säßen wir nicht hier, oder?«
    In ihrem Schoß lag die Unterwasserfotografie. Eine leichte Vibration verlieh der Schlange und der Raubkatze einen irritierenden Anschein von Leben. Rosa griff danach und betrachtete sie.
    »Die Dallamanos haben irgendwas über uns herausgefunden«, sagte sie. »Über eine Verbindung zwischen Alcantaras und Carnevares, von der die meisten offenbar nichts wissen.«
    »Oder über die einfach nur niemand spricht.«
    Sie senkte die Stimme, damit keiner mithören konnte. »Die Richterin sagt, die ersten Morde an den Dallamanos hätten stattgefunden, bevor Augusto Dallamano sich an sie gewandt hat. Wenn das stimmt, dann muss es einen anderen Grund für die Massaker an Ioles Familie gegeben haben.«
    »Aber es könnte Hunderte von Gründen geben«, entgegnete er. »Betrug. Gebietsverletzungen. Irgendeine Beleidigung. Sogar eine Frauengeschichte, wer weiß? Die Cosa Nostra ist nie besonders zimperlich gewesen, wenn es um solche Dinge ging.«
    Sie presste ihren Zeigefinger auf das Foto. »Aber das hier ist doch kein Zufall! Ein Panther und eine Schlange – hallo?« Sie strich sich die zerzausten Haare

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