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Arkadien 01 - Arkadien erwacht

Titel: Arkadien 01 - Arkadien erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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aus dem Gesicht. »Dieses Foto – und noch mehr ähnliche Bilder, hat Iole gesagt – lagen auf dem Schreibtisch ihres Vaters, als Cesares Männer sie entführt haben. Diese Fotos waren das Letzte, was er sich vor seinem Tod angesehen hat. Wenn sie auf seinem Tisch ausgebreitet lagen, dann waren sie offenbar wichtig für ihn.«
    »Wenn sie auf dem Tisch lagen«, wiederholte er, »und sie so wichtig waren, wie du glaubst, dann hätte Cesare sie mitgenommen. Und ganz sicher nicht zugelassen, dass Iole eines davon einsteckt.«
    »Vielleicht wurde er abgelenkt. Oder« – sie hob unschlüssig die Hände – »er hat nicht genau hingesehen. Was weiß denn ich … Ach, Mist!« Das Kartenhaus ihrer Mutmaßungen gerietins Wanken. Die Tatsache, dass Cesare die Bilder ignoriert hatte und nicht eingeschritten war, als Iole eines davon an sich genommen hatte, war ein Stolperstein. Aber es musste irgendeine Erklärung dafür geben.
    Alessandro beugte sich herüber und küsste sie. »Sie werden dich töten, wenn sie erfahren, dass du zu dieser Richterin gegangen bist. Es gibt kein schlimmeres Vergehen als einen Verrat an die Polizei. Wenn Cesare vorher keinen Grund hatte, euch den Tod zu wünschen – jetzt hast du ihm einen geliefert. Und dass wir gerade in einem Flugzeug sitzen und ins Ausland fliegen, wird ebenfalls keinem gefallen. Schon gar nicht dem Tribunal.«
    »Morgen sind wir wieder zurück auf Sizilien. Ich laufe nicht vor denen davon.«
    »Vielleicht wäre das ja das Vernünftigste.«
    »Damit Florinda und Zoe für Tanos Tod geradestehen müssen?« Kopfschüttelnd kaute sie an ihrem Nagelbett, ärgerte sich darüber und ließ die Hand wieder sinken. »Wenn Augusto Dallamano uns etwas über den Fundort der Statue erzählen kann und falls ich Recht damit habe, dass Cesares Hass auf uns mit alldem zu tun hat, dann haben wir danach vielleicht etwas in der Hand, um ihn aufzuhalten.«
    s
    Am Flughafen von Lissabon wurden sie von einem Mann mit dunkler Sonnenbrille erwartet, der ein rosafarbenes Schild ohne Aufschrift hochhielt. Er trug Jeans und Lederjacke, sprach kein Italienisch, nur gebrochenes Englisch, und führte sie zu einem Peugeot, der vor dem Eingang geparkt war. Auf dem Weg dorthin bemerkte Rosa sein Schulterhalfter.
    Ein paar Minuten später bogen sie auf die Autobahn. Rasch wurde ihnen klar, dass sie nicht Richtung Innenstadt fuhren.
    »Wohin bringen Sie uns?«, fragte Rosa.
    »Sintra.«
    »Was ist das?« Sie war nicht sicher, ob sie ihn richtig verstanden hatte.
    »Eine Stadt. Dreißig Kilometer. Viel Verkehr, vielleicht eine Stunde.«
    Alessandro hob eine Augenbraue. Er saß neben Rosa auf der Rückbank, hielt ihre Hand und sah abwechselnd sie und ihren wortkargen Fahrer an.
    »Sintra ist sehr schön«, behauptete der Fahrer.
    Rosa beugte sich zwischen den Kopfstützen nach vorn. »Sie sind Polizist, oder?«
    »So ungefähr.«
    Sie nickte, als erklärte das alles.
    »Ich kenne Antonio«, sagte er. Als sie nicht gleich reagierte, fügte er hinzu: »Antonio Festa? Guter Mann. Hatten gemeinsamen Einsatz in Gibraltar. Vor drei Jahren.«
    Sie lehnte sich wieder zurück. »Okay.«
    Alessandro flüsterte: »Wer ist Antonio Festa?«
    Sie lachte leise und fürchtete, dass es ein wenig hysterisch klang. »Ein Mafiajäger.«
    Alessandro presste die Lippen aufeinander, nickte langsam und blickte gedankenverloren aus dem Fenster.
    s
    Sie bogen in eine schmale Straße, gesäumt von hohen Mauern und uralten Baumgiganten. Die Zweige reckten sich von beiden Seiten aufeinander zu und verflochten sich hoch über dem holperigen Pflaster zu einem Baldachin.
    Alles in allem hatten sie anderthalb Stunden gebraucht, ein Stau auf dem letzten Stück Autobahn hatte sie aufgehalten. Es dämmerte bereits, als der Fahrer den Wagen vor einem schwarzen Gittertor zum Stehen brachte. Die Mauer, in die es eingelassen war, musste an die sechs Meter hoch sein.
    Ein Linienbus überholte sie und hupte im Vorbeifahren. Danach hatten sie die Straße für sich allein.
    »Ich warte hier«, sagte der Mann. »Die Rückfahrt geht schneller. Letzte Maschine fliegt kurz vor zehn.« Er deutete auf zwei Computerausdrucke auf dem Beifahrersitz. »Eure Tickets.«
    »Danke«, sagte Rosa. Sie und Alessandro stiegen aus.
    Surrend senkte sich das Fenster des Fahrers. Eigentlich war es zu düster für seine Sonnenbrille. Mit einem Wink deutete er auf das Gittertor und die Villa, die sich auf einem steilen Hügel dahinter erhob. »Quinta da Regaleira«, sagte

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