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Arkadien 01 - Arkadien erwacht

Titel: Arkadien 01 - Arkadien erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Zementlabyrinth los und setzte geduckt ihren Weg durch Gras und Gestrüpp fort.
    Ohne aufgehalten zu werden, erreichte sie die andere Seite der kleinen Hochebene und umrundete vorsichtig die Felsformation, die sie schon von weitem gesehen hatte. Nach wenigen Schritten erreichte sie eine Ruine, die sich links an das Gesteinschmiegte. Was für ein Gebäude dies einmal gewesen war, ließ sich nicht mehr erkennen. Die Mauerreste waren mit Graffiti besprüht, es gab keine Türen mehr, nicht einmal Fensterrahmen. Nur schwarze Rechtecke, aus denen ein widerwärtiger Geruch von Urin und Aas ins Freie wehte.
    Weiter unten am Hang brüllte erneut eine Raubkatze. Kälte kroch über Rosas Rücken. Ein kühler Wind fegte über die Hügel und trug den Rauch von verbranntem Holz heran.
    »Was jetzt?«
    »Bist du am ersten Gebäude?«, fragte er.
    »Dem, was davon übrig ist, ja.«
    »Auf der anderen Seite geht es hinunter ins Tal. Im Hang stehen weit verteilt eine Reihe von Ruinen, weiter unten befinden sich die Überreste eines kurzen Straßenzugs. Dort musst du hin. Das ist der Teil des Dorfes, der nicht mit diesem … Kunstwerk bedeckt wurde. Alles ist noch genauso wie nach dem Erdbeben damals.«
    »Sie kennen sich hier gut aus.«
    »Cesare Carnevare ist nicht der Erste, der den Nutzen dieses Ortes erkannt hat.«
    Sie schloss für ein paar Sekunden die Augen, atmete tief durch und setzte sich wieder in Bewegung.
    Auf der anderen Seite der Felsen wuchsen die Büsche höher und dichter, hier war es einfacher, eine Deckung zu finden. Vorsichtig bewegte sie sich durch die Schatten, bis das Gelände langsam abschüssig wurde. Der Revolver lag wie festgewachsen in ihrer Hand, ihre Finger verkrampften sich um den Griff.
    Sie hörte Stimmen, die näher kamen, und blieb stehen. Über hohe Gräser hinweg entdeckte sie zwei Männer. Sie kamen eine steile Straße herauf, die einst offenbar den unteren Teil des Dorfes mit dem oberen verbunden hatte. Der Asphalt war von verästelten Brüchen durchzogen, aus denen Unkraut wucherte. Mit gewöhnlichen Autos war dieser Weg nicht mehr befahrbar, selbst Geländewagen hatten es hier nicht leicht.
    Die Männer trugen schwarze Lederjacken und Headsets. Der eine hielt eine Maschinenpistole in der Hand, der andere eine schwere Taschenlampe; seine Pistole steckte in einem Schulterholster.
    »Was ist los?«, knarzte Pantaleones Stimme aus dem Handy.
    Rosa fuhr zusammen und deckte den Lautsprecher mit der Hand ab.
    Einer der Männer blickte sich um, ging aber weiter. Die beiden waren zehn Meter von Rosa entfernt und näherten sich einer Straßenbiegung; danach würden sie ihr den Rücken zuwenden.
    Wenig später glitt sie aus dem Schutz der Felsen. Der Wind fuhr ihr ins Haar und wirbelte blonde Strähnen in ihr Gesicht. Sie wünschte sich, sie hätte es im Nacken zusammengebunden.
    Unter ihr, nur einen Steinwurf entfernt, ragten die Überreste eines dreigeschossigen Hauses empor. Die Rückseite musste bei dem Erdbeben vollständig weggesackt sein. In der schmalen Seitenwand klafften die aufgerissenen Räume wie bei einem Puppenhaus. Die Front aber war weitgehend erhalten. Im ersten und zweiten Stock gab es sogar noch Balkone.
    Jemand saß dort oben im Dunkeln hinter einem der Geländer. Eigentlich hätte auch er sie jetzt entdecken müssen. Schaute er gerade in eine andere Richtung? Sie konnte vage seine Silhouette erkennen, sonst nichts.
    Alarmiert drückte sie sich eng an die Fassade, damit er sie von oben nicht sehen konnte. Wenn sie am Haus entlang ihren Weg fortsetzen wollte, musste sie mehrere offene Türen und ein Fensterloch passieren.
    Sie erreichte die erste Tür, dann die zweite. Jemand hatte mit Pinsel und Farbe die Wörter Donne und Uomini in die Rahmen geschmiert wie auf einer öffentlichen Toilette.
    Aus der dritten Tür trat eine Gestalt und verstellte ihr den Weg.
    Rosa riss den Revolver hoch.
    Der Mann, in Lederjacke und Jeans wie die anderen, hob besänftigend die linke Hand. In der rechten hielt er eine MPi, die Mündung blieb zum Boden gerichtet. Er hatte langes schwarzes Haar, das über seine Schultern fiel.
    Sie überlegte noch, was sie tun sollte, als er den Kopf schüttelte und ihr mit einem Wink zu verstehen gab, ihm zu folgen.
    »Was –«
    Er legte den Finger an die Lippen.
    »Rosa«, meldete sich Pantaleone wieder zu Wort. Ihn hatte sie beinahe vergessen.
    Sie hielt das Handy vor ihren Mund wie ein Funkgerät. »Nicht jetzt.«
    »Du hast Remeo getroffen, nehme ich an«, sagte

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