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Arkadien 01 - Arkadien erwacht

Titel: Arkadien 01 - Arkadien erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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der alte Mann. Seine Stimme klang verzerrt und knisternd.
    »Remeo?«, wiederholte sie.
    Der Mann mit der Maschinenpistole nickte. »Still jetzt. Komm mit.«
    Nun drückte sie das Handy doch wieder ans Ohr. »Wer ist das?«
    »Woher, glaubst du, weiß ich, was Cesare treibt?«, fragte Pantaleone. »Remeo ist mein Mann in seinem Lager. Ein Spitzel, wenn du so willst. Von ihm habe ich erfahren, dass sie Alessandro geschnappt haben. Und wo sie ihn und das Mädchen festhalten. Er wird dich dorthin bringen.«
    Sie vertraute Pantaleone noch immer nicht, geschweige denn seinem Handlanger, der offenbar für beide Seiten arbeitete. Aber sie hatte keine andere Wahl.
    Ohne länger auf sie oder die Waffe in ihrer Hand zu achten, drehte Remeo sich um und ging ins Haus. Zögernd folgte sie ihm ins Innere. Ihre Schuhe knirschten auf Glasscherben. Der schmale Flur besaß eine Rückwand, doch durch eine weitere Tür konnte sie sehen, dass dahinter nichts mehr war: Nach einem Meter brach der Boden scharf ab, altes Linoleum hing zerfetzt über der Kante.
    Aber Remeo wählte nicht den Weg zur Rückseite, sondern stieg eine Kellertreppe hinab. Widerwillig folgte sie ihm durch stockdunkle Räume. Schließlich gelangten sie wieder ins Freie, in einer Böschung unterhalb des zerstörten Gebäudes, wo verkantete Trümmer von dichtem Gebüsch überwuchert waren. Sie zwängten sich durch einen Spalt, als Remeo plötzlich stehen blieb. Er deutete ein Stück den Hang hinab auf drei Häuser, die im Mondlicht und aus dieser Entfernung fast unversehrt aussahen. Die einstigen Gärten hatten sich zu einem Urwald aus dichtem Unterholz verwoben.
    »Es ist das Haus in der Mitte«, flüsterte ihr Begleiter. »Die hintere Tür ist offen. Davor auf der Straße patrouillieren mehrere Männer. Und mindestens einer ist im Haus selbst. Wahrscheinlich sitzt er in der Küche, oder dem, was davon übrig ist. Dein Freund ist im ersten Stock, das Zimmer am Ende des Korridors. Es gibt kein Schloss, nur einen Riegel an der Außenseite. Wenn sie dich erwischen und dort einsperren, kann dir keiner mehr helfen.«
    Es war nicht viel, was sie sich merken musste, aber sie wiederholte alle Informationen einzeln in Gedanken.
    »Wo ist Iole?«
    »Sie war mit ihm im Haus, aber sie haben sie weggebracht.«
    »Wohin?«
    Er zuckte die Achseln.
    Knisternd ertönte Pantaleones Stimme. »Vielleicht wirst du dich für einen von beiden entscheiden müssen.«
    Wenn er noch einmal Entscheidung sagte, würde sie schreien. Sogar hier.
    »Danke«, sagte sie zu Remeo und machte sich auf den Weg. Nach zwei Schritten blickte sie über die Schulter.
    Der Hang hinter ihr war menschenleer.
    s
    Der knorrige Dschungel, in den sich der winzige Garten des Hauses während der letzten Jahrzehnte verwandelt hatte, bot ausreichend Deckung. Remeo hatte die Wahrheit gesagt: Die Hintertür war nur angelehnt, auch das hatte sie wohl ihm zu verdanken. Ganz in der Nähe, jenseits der Büsche, rumorte ein Stromgenerator. Es roch nach verbranntem Benzin und Öl.
    Auf Zehenspitzen schlüpfte sie ins Haus und tappte durch einen schmalen Flur. Parallel dazu führte eine Treppe nach oben; das Geländer war verschwunden.
    Durch eine offene Tür nahe dem Eingang fiel Licht. In dem Raum klirrten Gläser oder Flaschen. Eine Männerstimme sang heiser einen alten italienischen Schlager mit, der gerade im Radio lief.
    Mit dem Revolver in der Hand schlich Rosa die Treppe hinauf. Die Stufen unter ihren Füßen schienen mit klebrigem Harz überzogen, das ihre Sohlen nicht mehr freigeben wollte. Es kam ihr vor wie eine Ewigkeit, ehe sie oben ankam.
    Der Gesang brach ab.
    Rosa huschte um die Ecke am Ende der Treppe. In der Küche scharrten Schritte, dann im Flur.
    Sie blieb stehen, hielt den Atem an. Horchte und wartete.
    Unten bewegte sich nichts. So lange, dass sie schon glaubte, es wäre niemand mehr dort. Aber dann erklang ein Husten und die Schritte schlurften zurück in den Raum. Das Radio wurde leiser gestellt, der schauderhafte Gesang nicht wieder aufgenommen.
    Eine nackte Glühbirne beleuchtete den Korridor im ersten Stock. Vier der fünf Türen standen offen. Nur die letzte, ganz am Ende, war geschlossen. Jemand hatte mit Hilfe eines Balkens einen mittelalterlich anmutenden Riegel konstruiert. Er ruhte in Aufhängungen, die an der Tür selbst und neben dem Rahmen ins Mauerwerk geschraubt worden waren. Fetzen einer bräunlichen Tapete hingen von der Decke wie eingestaubteSpinnweben. Sie wehten geisterhaft im Luftzug,

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