Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Arkadien 01 - Arkadien erwacht

Titel: Arkadien 01 - Arkadien erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
Vom Netzwerk:
sie war wirklich am Ende. »Einverstanden«, sagte sie.
    »Wo bist du jetzt?«
    »Auf der A 29. Unterwegs nach Norden.«
    »Die nächste Ausfahrt?«
    »Salemi. Und Gibellina Nuova.«
    »Die nimmst du nicht «, sagte er bestimmt und dann leitete er sie an der übernächsten Abfahrt von der Autobahn hinunter und über eine Landstraße in die Einsamkeit einer Hügelkette.
    Anfangs sah sie noch Schilder an den seltenen Abzweigungen, Wegweiser zu entlegenen Höfen. Danach aber ging es nur noch lange Serpentinen hinauf. Zuletzt wurde die Straße zu einem holperigen Schotterweg. Gelegentlich streifte ihr Scheinwerferlicht die Ränder schlecht gepflegter Weinberge und Olivenhaine. Ein Großteil des Geländes schien ungenutzt und verödet.
    »Das ist nah genug«, sagte Pantaleone am Telefon. »Stell den Wagen irgendwo ab, am besten hinter Büschen oder Bäumen, falls du welche findest. Den Rest des Weges musst du zu Fuß gehen.«
    Sarcasmo war beim Anhalten erwacht und saß jetzt aufrecht auf der Rückbank. Das buschige schwarze Fell war im Nacken gesträubt, seine Augen blickten sie erwartungsvoll an. Sie ließ alle Fenster hinunter und erklärte ihm, dass er hier im Wagen warten müsse; auf sie oder einen anderen, denn es könne sein, dass ihr etwas zustieße. Sie war sicher, dass in diesem Fall die Carnevares den Mercedes entdecken und den Hund befreien würden.
    »Hast du noch den Revolver, mit dem du mich erschießen wolltest?«, fragte der alte Mann am Telefon. »Interessantes Modell, übrigens. Mit schallgedämpfter Trommel. Der russische Geheimdienst benutzt so was gern.«
    Sie drückte leise die Tür zu. »Ja, den hab ich hier.«
    »Wie viel Munition?«
    »Keine Ahnung. Wie finde ich das heraus?«
    Er erklärte es ihr. Im Mondlicht ertastete sie die Rundungen der Patronen in der Trommel. »Sechs«, sagte sie.
    »Und du kannst nicht damit umgehen?«
    »Nein.«
    »Du bist doch Amerikanerin.«
    »Ha, ha.«
    »Wenn du tust, was ich sage, und dich geschickt dabei anstellst, wirst du ihn hoffentlich nicht brauchen. Es sei denn, Cesare Carnevare läuft dir über den Weg. Dann sei so gut und erschieß ihn bitte.«
    »Was ist mit dem Konkordat?«
    Er lachte. »Erschieß ihn nur, wenn niemand zusieht. Aber abgesehen davon: Er wird gar nicht dort sein. Das Tribunal dürfte ihn bis in den Vormittag beschäftigen.«
    »Wo findet diese Versammlung überhaupt statt?«
    »In Corleone. Mit dem Helikopter ist das ein Katzensprung … Bist du schon losgegangen?«
    »Sobald Sie mir sagen, wohin.«
    »Du musst der Straße folgen, aber sei vorsichtig. Von dieser Seite sollte eigentlich niemand kommen, weil das ein Umweg und die Straße so schlecht ist. Aber behalte trotzdem die Umgebung im Auge und achte auf Scheinwerfer.«
    Sarcasmo gab keinen Laut von sich, als sie sich vom Wagen entfernte. Braver Hund.
    Pantaleone ließ Rosa den Weg entlanggehen, anderthalb oder zwei Kilometer weit, um mehrere Biegungen, bis sich vor ihr eine weite Fläche öffnete. Rechts von ihr stieg das Gelände noch ein Stück weiter an bis zur Bergkuppe, links war Geröll aufgeschüttet worden; dahinter lag ein mit Buschwerk bewachsener, steiniger Abhang.
    Genau vor ihr aber befand sich eine kleine Hochebene, nicht größer als ein Marktplatz. Sie war mit Gestrüpp bewachsen, ein Weg mitten hindurch asphaltiert. Auf der anderen Seite der Fläche erhob sich als schwarzer Umriss eine bizarre Felsformation.
    Obwohl sich ihre Augen längst an das schwache Mondlicht gewöhnt hatten, erkannte sie erst, um was es sich tatsächlich handelte, als Pantaleone sagte: »Du müsstest jeden Moment die Ruinen von Gibellina sehen können.«
    Der alte Mann hatte die Stimme gesenkt. Rosa ging zwischen einigen Büschen in Deckung und blickte mit klopfendem Herzen hinüber zu klobigen Mauerresten.
    »Rechts von dir liegt das Monument«, sagte er.
    Was sich hinter den Sträuchern befand, konnte sie von hier aus nicht erkennen. Sie wollte aufstehen und weiterschleichen, als er flüsterte: »Du musst jetzt sehr gut achtgeben. Sicher gibt es dort Wachen. Nimm das Handy in deine linke Hand. Halte den Revolver mit rechts.«
    »Okay.«
    »Drück nur ab, wenn es unbedingt notwendig ist. Und wenn du sicher sein kannst, dass du triffst. Sechs Kugeln sind nicht viel, wenn du es mit den Carnevares und ihren Verbündeten aufnehmen willst.«
    »Das ist lächerlich«, wisperte sie. »Ich kann es mit überhaupt niemandem aufnehmen .«
    »Warum bist du dann hingefahren?«
    Sie biss sich auf die

Weitere Kostenlose Bücher