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Arkadien 01 - Arkadien erwacht

Titel: Arkadien 01 - Arkadien erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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überlegt.« Schritte knirschten auf Staub und Schotter. Rosa verdrehte den Kopf und sah Turnschuhe und Jeans, die von der Auffahrt auf den Vorplatz traten.
    Sie kannte diese Stimme.
    »Bist du allein?«, fragte Fundling.
    »Gino kontrolliert gerade die Rückseite. Warte draußen, ich ruf unten an, damit sie –«
    »Nicht nötig.«
    Zwei Schüsse fauchten durch einen Schalldämpfer. Der Mann am Eingang sackte stumm zusammen.
    Rosa rührte sich noch immer nicht.
    Fundling wurde schneller. Sie konnte ihn jetzt sehen, als er sich über den leblosen Mann bückte und ihn ins Haus zerrte. Nach einem letzten sichernden Blick in die Dämmerung schob er von innen die Tür zu.
    Vielleicht hatte er den Maserati kurzgeschlossen. Oder jemand hatte ihn abgeholt und hergebracht. Die Leute der Richterin? Aber hätten sie dann nicht längst eingegriffen?
    Rosa warf einen Blick Richtung Hausecke. Gino war noch nicht wieder in Sicht. Sie rollte sich hastig unter dem Wagen hervor, huschte auf Zehenspitzen zum Fenster und spähte vorsichtig hinein. Niemand zu sehen.
    Sie wechselte die Waffe in die Linke, um sich die schweißnasse Handfläche an ihrer Hose abzuwischen. Dann packte sieden Griff erneut mit rechts und schlich zur Tür hinüber, atmete tief durch – und öffnete.
    Beidhändig zielte sie mit dem Revolver ins Innere.
    Fundling stand vor ihr. Die Mündung seiner Waffe zeigte in ihre Richtung.
    »Rosa!« Erleichtert ließ er die Pistole sinken.
    Sie behielt ihre Waffe im Anschlag und machte einen Schritt in den Flur. Mit dem Fuß schob sie die Tür hinter sich zu.
    »Wo ist Alessandro?«
    Fundling stand breitbeinig über den Füßen des Leichnams. »Du brauchst mich nicht mit einer Waffe zu bedrohen.«
    »Was tust du hier?«
    Er hob die Schultern. »Du hast mir den Maserati dagelassen.«
    »Hat Quattrini dich hergeschickt?«
    »Sie sucht nach dir.«
    Rosa deutete auf den Toten. »Was soll das werden?«
    »Wir müssen uns beeilen. Bevor Gino wiederauftaucht.« Er steckte die Pistole in seinen Hosenbund und machte sich daran, die Leiche von der Tür wegzuziehen. Sie befanden sich in einem engen Flur. Links lag das erleuchtete Zimmer, in dem sich die Wächter aufgehalten hatten. Die Tür zur Rechten war geschlossen. Fundling bugsierte den Leichnam durch die dritte Tür an der Stirnseite des winzigen Korridors.
    Rosa ließ ihn nicht aus den Augen. Die Waffe in ihren Händen zitterte längst nicht mehr so stark wie vorhin. Sie war nach wie vor aufgewühlt, aber sie hatte sich besser unter Kontrolle und wartete.
    Fundling trat zurück in den Flur und schloss die Zimmertür hinter der Leiche. Jetzt hielt er die Pistole wieder in der Hand. Rosa visierte weiterhin seinen Oberkörper an.
    »Suchen wir Alessandro«, sagte er.
    »Du hast diesen Typen einfach erschossen.«
    »Und was genau hattest du damit vor?« Mit einem Nicken deutete er auf ihre Waffe.
    Von draußen hörte sie Schritte auf dem Vorplatz.
    Rosa fluchte. Sie stand noch immer mit dem Rücken zur Haustür. Zeit zu verschwinden. Rasch schob sie sich in das Zimmer zu ihrer Linken und sah gerade noch, wie Fundling die Pistole hob und auf den Eingang zielte.
    Gino öffnete die Tür. »Da ist nichts. Weiß nicht, was die –«
    Fundling feuerte zweimal. Durch den engen Ausschnitt der Zimmertür konnte Rosa keinen der beiden sehen. Aber sie hörte das schwere Poltern eines Körpers. Fundling eilte an der Tür vorbei. Einen Augenblick später zog er den zweiten Leichnam zum Zimmer an der Stirnseite.
    In dem Raum, in dem Rosa sich befand, roch es nach süßem Gebäck und Kaffee. Auf einem Tisch standen zwei Pappbecher, eine Thermoskanne und ein Plastikteller mit gefüllten cannoli -Röllchen.
    Draußen im Flur schlug erst die hintere Zimmertür zu, dann drückte Fundling auch die Haustür wieder ins Schloss. Er bemerkte eine Blutspur am Boden und fluchte leise.
    »Noch mal«, sagte Rosa, »was tust du hier?«
    »Auf dich aufpassen.«
    »Auf mich –« Ihr blieb die Spucke weg. »Quattrini weiß, dass ich hier bin, und sie schickt dich ? Was bist du, ihr Scheißpraktikant?«
    »Sie hat keine Ahnung, was hier vorgeht.«
    Rosa starrte ihn an. Plötzlich fiel ihr ein, worüber sie vorhin nachgedacht hatte. » Du bist das? Pantaleones zweiter Mann in Cesares Lager?«
    Sein Nicken war erstaunlich offen, obwohl er gleich darauf ein wenig beschämt ihrem Blick auswich. »Das ist ziemlich verworren.«
    Sie hatte sich getäuscht: Der zweite Spitzel hatte keinen hohen Rang inne, sondern

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