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Arkadien 01 - Arkadien erwacht

Titel: Arkadien 01 - Arkadien erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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den denkbar niedrigsten – er war ein Bote. Deshalb hatte er Cesares Nachricht an die anderen abfangen können.
    Sie senkte die Waffe um eine Handbreit. »Du bespitzelst die Carnevares für die Polizei und für Pantaleone?«
    »Ich helfe allen, die Cesares Feinde sind. Mir egal, was sie sonst noch sind und wollen.«
    »Weil er –«
    »Aus dem gleichen Grund wie Alessandro«, fiel er ihr ins Wort, »nur mit anderen Mitteln. Er will Cesare töten, aber den Clan schützen. Mir ist der Clan völlig egal. Cesare hat Gaia umgebracht und den Baron. Den beiden hab ich mehr als nur mein Leben zu verdanken. Ich lasse nicht zu, dass Cesare durch die Morde an ihnen zu einem der mächtigsten capi aufsteigt.«
    »Pantaleone hat dir aufgetragen, mir zu helfen?«
    Fundling nickte. »Aber da war ich längst auf dem Weg hierher. Das hier hat weder mit Pantaleone noch mit der Richterin etwas zu tun. Ich erklär dir das alles später, wenn du willst, aber jetzt haben wir keine Zeit mehr –«
    »Cesare ist hierher unterwegs«, presste sie hervor.
    »Ja. Wir haben höchstens noch zwei, drei Minuten.«
    Zögernd ließ sie den Revolver sinken, als Fundling hinter sie deutete. »Die Kellertür.«
    Sie sah über die Schulter, wagte aber noch immer nicht, ihm den Rücken zuzukehren. Dies hier musste früher einmal eine Küche gewesen sein, ein gusseiserner Ofen stand an der hinteren Wand. Daneben befand sich eine schmale Tür.
    »Ist er da drin?«, fragte sie mit belegter Stimme.
    Fundling nickte wieder.
    »Warum sagt er nichts? Er müsste uns doch hören können.«
    »Sie werden ihn gefesselt und geknebelt haben. Wahrscheinlich ist er angekettet. Wegen der Verwandlung.«
    Sie eilte zur Tür. Der Schlüssel steckte.
    »Rosa«, sagte Fundling sanft, »warte.«
    »Wir haben keine Zeit, das hast du selbst gesagt.«
    »Weißt du, was du da befreist?«
    »Ich bin eine von ihnen, Fundling. Ich hab keine Angst vor ihm.«
    Er wollte etwas erwidern, doch in diesem Moment knirschte auf dem Vorplatz Schotter unter Autoreifen, als ein Wagen die Auffahrt heraufrollte. Das Scheinwerferlicht huschte über die geparkten Geländefahrzeuge und leuchtete zum Fenster herein. Gleißendes Weiß flutete das Zimmer.
    Fundling machte einen Satz nach vorn, packte Rosa und riss die Kellertür auf. Dann stolperte sie ins Dunkel. Eine schmale, ausgetretene Treppe ohne Geländer führte in die Tiefe. Sie stützte sich mit der Handfläche an einer nackten Steinwand ab.
    Fundling ließ sie los. Plötzlich war sie allein auf den Stufen. Unter ihr nur Dunkelheit.
    Über die Schulter blickte sie zurück.
    Er glitt geschmeidig zurück in die Küche. Kurz kreuzte sein Blick den ihren. Dann drückte er die Tür von außen zu. Der Schlüssel knirschte im Schloss.
    Sie war in der Finsternis gefangen.

Im Dunkel
    F luchend stolperte sie die drei, vier Stufen wieder nach oben und tastete sich an der Wand entlang. Als sie die Tür erreichte, hämmerte sie mit dem Griff ihrer Waffe gegen das Holz. »Fundling! Mach auf! … Verdammt, Fundling!«
    Vor dem Haus knallten Autotüren. Ein Motor wurde abgestellt. Sie hörte dumpfe, weit entfernte Stimmen.
    Aufgeregt schnappte sie nach Luft, roch den muffig feuchten Keller. Wenn sie weiter rief und klopfte, würde das Cesare und seine Leute noch eher auf sie aufmerksam machen.
    Langsam drehte sie sich um. Unter ihr lag vollkommene Schwärze, nicht ein Hauch von Helligkeit. Als wäre sie in ein Fass mit schwarzer Tinte getaucht worden.
    »Alessandro?«, flüsterte sie.
    Dort unten rührte sich etwas. Ein hektisches Rascheln und Rasseln. Klirrende Kettenglieder.
    »Alessandro! Bist du das?«
    Draußen redeten die Stimmen durcheinander, ehe sich eine einzelne durchsetzte. Cesare. Was er sagte, konnte sie nicht verstehen.
    Vorsichtig tastete sie mit der Fußspitze nach der obersten Stufe und machte sich an den Abstieg. Ihre Finger berührten wieder das kalte Gestein der Wand. Es gab keinen Anhaltspunkt, wie weitläufig der Keller war.
    Nach zehn Stufen kam sie unten an. Rechts setzte sich die Wand geradeaus fort. Rosa tastete sich zaghaft daran entlang.
    »Wo bist du?«
    Das Rasseln wurde heftiger. Die Schwärze schien selbst Geräusche zu schlucken. Es war kalt in dem uralten Felsenkeller, aber ein Teil dieser Kälte kam aus ihr selbst. Ein Beben raste durch ihre Beine, ergriff Besitz von ihrem Oberkörper. Sie musste einen Augenblick innehalten, um sich zu beruhigen.
    »Wo steckst du?«
    Ein Knurren ertönte, dann heftigeres Klirren der

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