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Arkadien 01 - Arkadien erwacht

Titel: Arkadien 01 - Arkadien erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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ihm, das auszusprechen. Sie hatte mit viel zu wenigen Leuten wie ihm gesprochen, mit jemandem, der einfach nur sagte, was er dachte. Egal, ob es vielleicht unhöflich war oder pietätlos. Alle wollten sie immer nur besänftigen und trösten. Wollten, dass sie für immer in Watte gepackt blieb, damit sie nur ja keinen Grund bekam, mit der Faust auf den Tisch zu schlagen und herumzuschreien und vielleicht ein bisschen den Verstand zu verlieren.
    Alessandro machte eine Bewegung, als wollte er seine Hand auf ihre legen, aber dann beugte er sich doch nur vor und umfasste mit schneeweißen Knöcheln die Reling. »Ich glaube nicht, dass du das Falsche getan hast.«
    Sie wartete ab. Beobachtete ihn. Aber er blickte nur starr hinüber zur Insel.
    »Vielleicht sollte keiner von uns Kinder in die Welt setzen«, sagte er bedrückt. »Überhaupt keiner von uns.«
    s
    Es begann zu regnen, als sie ihr Ziel erreichten. Um den erloschenen Vulkan der Isola Luna ballten sich Gewitterwolken, von Minute zu Minute bedrohlicher. Der Kapitän der Gaia versuchte Rosa und Alessandro zurückzuhalten, aber davon wollten sie nichts hören.
    Die Jacht hatte die Insel zur Hälfte umrundet und die Nordküste angelaufen. Hier musste sie nicht wie in der Strandbucht auf See ankern, sondern konnte an einem grauen Betonsteg anlegen. Durch die Regenschwaden sah Rosa im Licht der Bootsscheinwerfer ein klotziges Gebäude mit Flachdach, das nahe beim Steg zwischen den Felsen kauerte. Es sah aus wie das Fundament eines fortgerissenen Leuchtturms.
    Rosa und Alessandro wechselten über einen Steg von der Gaia an Land. Die Jacht war nicht vollständig bemannt, außer dem Kapitän waren nur drei weitere Seeleute an Bord. Alle blieben auf dem Schiff zurück, weil Alessandro es so wollte.
    Rosa und er hatten Regenzeug übergezogen, dunkle Goretex-Mäntel, von denen das Wasser wie Quecksilber perlte. Zwei schwere Handstrahler besaßen genug Batteriestrom für mehrere Stunden. Zudem hatte Alessandro eine Leuchtpistole eingesteckt, weil der Kapitän darauf bestanden hatte. Der Mann, das erzählte Alessandro, gehörte zu jener Hälfte des Carnevare-Clans, die ihm treu ergeben war. Seinen Vorgänger, einen von Cesares Leuten, hatte Alessandro entlassen; der neue Kapitän steuerte die Jacht erst seit einer Woche.
    Das Ende des langen Stegs, an dem die Gaia angelegt hatte, wurde von einem hohen Gittertor blockiert. Alessandro schloss eine rechteckige Klappe an der Seite auf und tippte einen Zahlencode in das Tastenfeld ein, das darunter zum Vorschein kam. Das Sicherheitsschloss öffnete sich mit einem Schnappen.
    Vor dem Gebäude befand sich ein asphaltierter Platz, von dem aus eine schmale Straße hinauf in das Felsengewirr des Vulkanhangs führte. Von ihr hatte Alessandro beim ersten Besuch auf der Insel gesprochen. Die Villa war von hier aus nicht zu sehen.
    In der Ferne donnerte es. Blitze zuckten als weiße Irrlichter über die Unterseite der Wolken. Die schwarze Silhouette des Lavagipfels wirkte im Gegenlicht dreimal so hoch und unwirtlich.
    Der Schein ihrer Strahler strich über die Front des Gebäudeklotzes am Ufer. Im Erdgeschoss gab es ein breites Tor, dessen Flügel trotz des schlechten Wetters weit offen standen.
    »Früher sind da drinnen Geräte aufbewahrt worden, um den Strand und das Ufer zu reinigen«, sagte Alessandro. Wasser tropfte vom Rand seiner Kapuze. »Es gab auch ein Motorboot für Ausflüge um die Insel. Und Ausrüstungen zum Tauchen und Gleitschirmfliegen.«
    Rosa leuchtete über den Vorplatz in das Gebäude. Sie waren etwa dreißig Meter davon entfernt. Im Licht der Lampe erkannte sie eine kahle Betonrückwand und darin eine niedrige Öffnung, die tiefer in das Gebäude führte.
    »Sieht leer aus«, murmelte sie.
    »Im Zweiten Weltkrieg war das eine Geschützstellung gegen die Deutschen«, erklärte er. »Meine Mutter wollte immer, dass mein Vater den Kasten abreißen lässt, aber er meinte, als Unterstand für Maschinen und Fahrzeuge sei er gut zu gebrauchen. Absolut sturmsicher ist er jedenfalls.«
    Jetzt wusste sie, woran sie das Bauwerk die ganze Zeit über erinnert hatte: an alte Bunker, die sie im Fernsehen gesehen hatte. Oder vielmehr an den oberirdischen Teil eines Bunkers. Die Vorstellung, dass sich unter diesem Gebäude ein Netz aus Kammern und Korridoren befinden könnte, ließ sie frösteln.
    »Glaubst du, Iole ist da drin?«, fragte sie.
    Alessandro schüttelte den Kopf. »Sie kann doch die Villa nicht allein verlassen. Und dass

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