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Arkadien 01 - Arkadien erwacht

Titel: Arkadien 01 - Arkadien erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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irgendwann bei den Carnevares und Alcantaras landest.«
    »Wart’s ab. Lykaon wurde zum ersten Tiermenschen. Er war beides, Mann und Wolf. Zeus’ Fluch breitete sich über ganz Arkadien aus, und als die Insel später im Meer versank, wurden die wenigen Überlebenden in alle Himmelsrichtungen verstreut. Aber letztlich waren sie noch immer Griechen und zu jener Zeit war Griechenland das mächtigste Reich am Mittelmeer. Seine Seefahrer hatten an allen Küsten Kolonien gegründet. Die überlebenden Arkadier wurden überall freundlich aufgenommen, sie siedelten sich in Europa und Afrika und Asien an und viele von ihnen stiegen in den neuen Stadtstaaten und Provinzen zu geachteten Persönlichkeiten auf. Hast du schon die vielen Ruinen auf der Insel gesehen? Sizilien war damals einer der wichtigsten griechischen Stützpunkte.«
    Die warme Luft vom Kamin hätte sie schläfrig machen müssen, aber Rosa blieb hellwach. Sie nickte stumm.
    »Die Arkadier wurden in kurzer Zeit sehr mächtig. Ihre Familien brachten mehr und mehr Ländereien an sich, sie stellten die Gouverneure oder nahmen Einfluss auf deren Entscheidungen. Als die Griechen schließlich von den Karthagern vertrieben wurden, handelten viele Arkadier mit den neuen Herrschern Bleiberechte aus. Sie saßen viel zu bequem im gemachten Nest, um Sizilien einfach aufzugeben. Das war vor rund zweieinhalbtausend Jahren und bis heute hat sich nichts daran geändert.«
    »Und all die Zeit über wurden sie bei Vollmond zu Katzen und Schlangen und –«
    »Mit dem Vollmond hat das nichts zu tun«, unterbrach er sie lächelnd. »Wir können es steuern, jedenfalls mit ein bisschen Übung. Aber manchmal sorgen auch starke Gefühlsausbrüche dafür, dass wir uns verwandeln. Wut und Hass oder auch Liebe können dazu führen, dass wir die Kontrolle verlieren, und dann passiert es einfach.«
    Sie rieb sich mit beiden Händen die Augen. Als sie die Finger wieder herunternahm, hafteten keine Hautschuppen mehr daran. Die Veränderung von vorhin hatte längst aufgehört, ihre Stirn war glatt und nahezu unversehrt, wie nach einem leichten Sonnenbrand. »Bei dem, was ich im letzten Jahr mitgemacht habe … Meinst du nicht, ich hätte da den einen oder anderen starken Gefühlsausbruch erlebt?« Sie wollte verächtlich klingen, weil das ihr bewährtes Mittel gegen Verunsicherung war. Doch ihm gegenüber wollte ihr das nie so recht gelingen.
    »Es geschieht erst, wenn unsere Körper bereit dazu sind.« Er verzog die Mundwinkel. »Ich weiß, wie das klingt … Meistens tritt es in etwa mit der Volljährigkeit ein, wenn auch nicht auf den Tag genau. Wahrscheinlich dauert es bei dir einfach noch ein bisschen.« Er stellte den Tee ab und beugte sich vor. »Übrigens, hat deine Tante dich hierher eingeladen oder war das deine Idee?«
    »Eigentlich Zoes.« Noch während sie es aussprach, wurde ihr klar, worauf er hinauswollte. »Du meinst, Florinda hat siedazu überredet? … Natürlich! Florinda und Zoe standen immer in Kontakt miteinander – vor zwei Jahren hatte Florinda die Idee, dass Zoe hierherkommen sollte. Und dann, als ich so weit war, hat sie Zoe dazu gebracht, mich …« Verärgert stöhnte sie auf. »Florinda hat das alles geplant. Um uns in ihrer Nähe zu haben.«
    Alessandro nickte. »Hier ist es viel leichter, das Ganze zu verheimlichen. Auf Sizilien ist in den letzten hundert Jahren so viel Dreck unter den Teppich gekehrt worden, dass man damit eine Menge Erfahrung hat.« Er runzelte die Stirn und seine Grübchen vertieften sich. »Kannst du dir in etwa vorstellen, wie schwer es war, so eine Verwandlung in einem amerikanischen Internat geheim zu halten?«
    »Hatte dich keiner vorgewarnt?«
    »Doch – ausgerechnet Tano. Aber ich hab’s nicht geglaubt. Als es zum ersten Mal passiert ist, war ich Kapitän der Leichtathletikmannschaft. Ich hatte mir das Bein gebrochen und konnte an irgendeinem Wettkampf nicht teilnehmen. Während meine Mannschaft bei den Meisterschaften war, lag ich im Bett und hab mich darüber aufgeregt … Sieh mich nicht so an, so ist das in einem bescheuerten Internat! … Jedenfalls hätte es mich noch mehr umgehauen, wenn Tano mir nichts erzählt hätte.«
    Nachdenklich wickelte sie sich eine feuchte Haarsträhne um den Finger. »Arkadier«, sagte sie gedehnt. »Es gibt sie also überall?«
    »In anderen Gegenden und Ländern tauchten die Dynastien unter oder verschwanden einfach. Die russischen Bärenclans; die Hundingas, die Hundsköpfe im alten

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