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Arkadien 01 - Arkadien erwacht

Titel: Arkadien 01 - Arkadien erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Zahlenkombination würde es öffnen – falls sie sie rechtzeitig ins Tastenfeld eingeben konnte. Das Wasser ließ die glänzenden Oberflächen wie flüssigen Stahl ineinanderfließen.
    Wieder rief der Mann in ihrem Rücken etwas. Schwere Schritte näherten sich. Und noch etwas hörte sie durch den Regen – das Brüllen mehrerer Raubkatzen.
    Sie schaute zurück. Die Gestalt kam über den Platz auf sie zu. Aus der finsteren Masse der Felsen lösten sich drei Schatten.
    Rosa fand die Klappe, öffnete sie. Eine rote Lampe leuchtete über den Tasten.
    Zahlencode gelöscht , erschien flimmernd in einem Leuchtfeld. Neue Kombination akzeptiert.
    Der Mann hatte den verdammten Code geändert. Der Rückweg zur Jacht war versperrt.
    Fluchend drehte sie sich um, wich den Händen ihres Verfolgers aus und sah die drei Raubkatzen heranjagen. Ihr einziger Fluchtweg führte zu der alten Geschützstellung.
    Sie rannte durch das breite Eingangstor in den kahlen Betonraum dahinter. Glitt gebückt durch die niedrige Öffnung in der Rückwand.
    Beißender Raubtiergestank umfing sie.

Die Zwinger
    N eonlicht schien von einer grauen Decke. Eine der Röhren flackerte und summte lauter als die anderen. Insekten prallten gegen das Glas.
    Rosa schaute sich mit rasselndem Atem um. Ihr Herz pochte lautstark hinter ihren Augen. Sie hatte Kopfschmerzen und ihre Sicht war verschwommen.
    Der Gestank in dem rechteckigen Betonraum war entsetzlich. Stroh bedeckte den Boden und es gab mehrere Gittertüren in den Wänden, die in Einzelzwinger führten. Vier davon standen offen, zwei waren verschlossen. Falls etwas dort lebte, zeigte es sich nicht. Im Vorraum befanden sich ein breiter Wassertrog und riesige Schüsseln, an deren Rändern getrocknete Fleischfasern klebten.
    Gehetzt blickte sie zurück durch die Öffnung zum Vorraum. Die drei Raubkatzen hatten den Platz überquert und näherten sich nun ohne Eile, gelassen und selbstsicher. Dabei passierten sie den Mann, ohne ihn zu beachten. Sie kannten ihn; er fütterte sie, sorgte für sie. Rosa sah von ihm nicht viel mehr als einen Umriss mit Wollmütze.
    Die Öffnung, durch die sie den strohbedeckten Vorraum der Zwinger betreten hatte, bildete einen kurzen Tunnel durch die massive Betonwand, etwa zwei Meter lang. Mehr als eines der Biester würde nicht auf einmal hindurchpassen. Es gab eine Gittertür, mit der sich der Tunnel verschließen ließ, aber die lag außen; von ihrer Seite aus kam sie nicht heran, ohne den Tieren entgegenzugehen. Das wäre Selbstmord gewesen, denn alle drei traten jetzt ins Gebäude. In wenigen Augenblicken würden sie bei ihr sein.
    Hastig schaute sie sich um. Die Eisentür auf der anderen Seite des Raumes mochte der Zugang für den Pfleger sein,wenn er die Insassen der Zwinger fütterte und das alte Stroh ausfegte. Sie rannte hinüber und wäre dabei fast auf Exkrementen ausgerutscht. Schöner Tod, dachte sie. Landest mit dem Hintern in Tigerscheiße, während dir das Mistvieh den Kopf abbeißt.
    Eine der Raubkatzen stieß ein Brüllen aus. Sicher schon im Tunnel. Mit ausgestreckter Hand erreichte Rosa die Eisentür. Der Knauf ließ sich nicht drehen, auch nicht mit beiden Händen.
    Mit einem wütenden Aufschrei trat sie gegen die Tür, die nicht mal erzitterte, und hörte in ihrem Rücken Stroh rascheln.
    Rechts von ihr stand einer der Zwinger offen. Ohne nachzudenken, machte sie die drei Schritte bis dorthin, packte das Gitter und zog es mit sich, während sie in den Zwinger sprang. Eisen krachte, als die Tür gegen den Rahmen schlug – und abprallte. Rosa wurde zurückgerissen, ließ aber das Gitter nicht los. Zog es erneut heran, eine Spur langsamer – und diesmal fiel die Tür ins Schloss.
    Ächzend, mit trockenem Mund und brennenden Augen blickte sie zwischen den Stäben hindurch.
    Eine weiße Löwin stand auf der anderen Seite und starrte sie an. Ihr Fell war nass und verschmutzt, ihre Pfoten fast schwarz vom Morast. Sie knurrte und kam noch näher, holte mit einer Pranke aus und schlug gegen die Gittertür.
    Rosa wich zurück, taumelte tiefer in ihr freiwilliges Gefängnis und realisierte erst jetzt, dass sie gar nicht wusste, ob es tatsächlich leer war. In Erwartung des Schlimmsten fuhr sie herum.
    Auch hier leuchtete eine Neonröhre unter der Betondecke. Stroh bedeckte die eine Seite des Raumes, Sand den Rest. In der Rückwand gab es auf Augenhöhe einen horizontalen Schlitz, der früher wohl als Schießscharte gedient hatte. Er war von außen mit gelber

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