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Arkadien 01 - Arkadien erwacht

Titel: Arkadien 01 - Arkadien erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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allein auf den Weg machen, das Viertel erkunden, einfach eine Weile durch die Gegend streifen.
    Sie wollte gerade losgehen, als es an der Tür klopfte. »Rosa Alcantara?«
    »Wer ist da?«
    Eine kurze Pause, dann eine zweite Stimme. »Polizei«, sagte eine Frau. »Bitte öffnen Sie die Tür.«
    Ironischerweise dachte sie zuerst an den gestohlenen Füllfederhalter, dann erst an die Geschäfte ihrer Familie. Aber statt sich am Bettlaken vom Balkon zu seilen, streckte sie wie eine Schlafwandlerin die Hand aus und drückte die Klinke hinunter.
    Der Spalt war kaum fingerbreit, als sie an den Türspion dachte. Und daran, dass jeder behaupten konnte, er sei von der Polizei.
    Mit einem Scheppern stieß sie die Tür wieder zu.
    »Bitte, Signorina, was soll denn das?«
    Auf Zehenspitzen spähte sie durch den Spion und sah einen Mann und eine Frau, beide in Lederjacken, sie in einer kurzen, stark taillierten, er in einer langen mit prall gefüllten Taschen. Keine Uniformen. Beide waren jung, höchstens dreißig.
    »Haben Sie Ausweise dabei?«
    Die beiden wechselten einen Blick, dann zogen sie kleine Mappen hervor und hielten sie aufgeklappt vor den Türspion. Durch das Fischauge konnte Rosa nur die Passfotos erkennen. Ebenso gut hätten das Monatskarten für die U-Bahn sein können.
    »Ich könnte die Rezeption anrufen«, schlug sie vor, um Zeit zu schinden.
    »Wir möchten Sie bitten, das nicht zu tun. Das würde nur unnötige Aufregung verursachen.«
    »Ich bin aufgeregt.«
    »Niemand will Ihnen etwas zu Leide tun. Wir jedenfalls nicht.«
    Hinhalten funktionierte im Fernsehen, aber hier und jetzt kam es ihr kindisch vor. »Okay«, sagte sie schließlich und öffnete die Tür.
    »Danke«, sagte der Mann und hielt ihr erneut den Ausweis hin. »Antonio Festa. Das ist meine Kollegin Stefania Moranelli. Bitte folgen Sie uns.«
    »Wohin?«
    Die junge Frau, dunkelhaarig, drahtig, mit einem orientalischen Einschlag, wies hinter sich den Gang hinab. »Nur ein paar Zimmer weiter, keine Angst.«
    Tatsächlich stand dort eine Tür offen. Licht fiel heraus auf den Korridor.
    »Brauche ich einen Anwalt oder so was?«
    Der Mann, der sich als Antonio Festa vorgestellt hatte, lächelte. Seine Nase war so groß, dass es ihr einen Moment lang vorkam, als spähe sie noch immer durch das Fischauge des Türspions. Auf kantige Art war er beinahe attraktiv. Er trug das Haar stoppelkurz rasiert, eine schmale Narbe teilte eine seiner Augenbrauen. Er mochte in der Tat Polizist sein. Oder Auftragskiller.
    »Ihnen wird nichts zur Last gelegt«, sagte er mit schiefem Lächeln. »Abgesehen vielleicht vom Diebstahl einiger Schokoriegel, eines Armreifs und eines goldenen Füllfederhalters, der in einem Blumentopf in der Lobby aufgetaucht ist.«
    Ihr Herzschlag stolperte. »Seit wann beschatten Sie mich?«
    »Seit Ihrer Ankunft in Italien. Aber, keine Sorge, nur solange Sie sich in der Öffentlichkeit bewegen. Ihre Privatsphäre ist während Ihres gesamten Aufenthalts respektiert worden.«
    »Ich bin amerikanische Staatsbürgerin.«
    »Sie haben zwei Pässe, das wissen wir. Und unsere Gesetze gelten auch für Touristen.«
    Die junge Frau, Stefania Moranelli, mischte sich wieder ein. »Hören Sie, niemand will Ihnen aus irgendwas einen Strick drehen. Im Augenblick geht es lediglich darum, dass unsere Vorgesetzte sich mit Ihnen unterhalten möchte. Es wird nicht lange dauern, versprochen. Danach können Sie Ihre Schwester und diese Lilia Dionisi in der Stadt treffen, wenn Sie das möchten.«
    »Ich war zwölf, als ich zum ersten Mal verhört worden bin«, sagte sie. »Wenn es um meine Familie geht, dann weiß ich genau, welche Rechte ich –«
    »Folgen Sie uns einfach«, sagte die Polizistin und stieß ihren Kollegen an. »Wir sollten das nicht hier draußen auf dem Gang diskutieren.«
    Sie gab sich einen Ruck, zog die Schlüsselkarte aus dem Schlitz und ließ die Tür hinter sich zufallen. Der Teppich erschien ihr tiefer und weicher, je näher sie dem offenen Zimmer kam.
    Der Mann ging voraus. Die Frau blieb vor dem Raum auf dem Korridor stehen und winkte Rosa hinein, schaute sich in alle Richtungen um und folgte ihr. Dann schloss sie die Tür.
    Eine zweite Frau stand mit dem Rücken zum Eingang am Fenster und drehte sich um, als Rosa den Raum betrat. Sie war kleiner als die beiden, die Rosa begleitet hatten, kaum größer als eins fünfzig. Sie hatte kurzes braunes Haar, einen zerzausten Pony und sah aus, als hätte sie sich vor Jahren im Kaufhaus

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