Arkadien 01 - Arkadien erwacht
ganz Europas. Der Berg wird in weitem Umkreis von unseren Leuten bewacht. Er selbst ist … Er ist der Letzte seines Clans. Alle anderen Pantaleones sind auf die eine oder andere Weise ums Leben gekommen. Es ist ein Privileg, dass er ausgerechnet uns Alcantaras ausgesucht hat, um seine Befehle an die übrigen Familien zu übermitteln. Er behandelt uns, als wären jetzt wir seine Familie.«
»Das klingt auswendig gelernt.«
Zoe seufzte. »Florinda hat es mir monatelang eingebläut,nachdem ich hier angekommen bin. Pantaleone hat darauf bestanden, dass ich die Botengänge übernehme – so wie du in Zukunft, nehme ich an.«
»Hat er’s dir gesagt?«
»Nein. Aber er ist neugierig. Dass du hier bist, auf Sizilien –«
»Das war seine Idee?«
»Mit mir hat er kein Wort darüber gesprochen. Florinda hat es vorgeschlagen, nachdem sie gehört hatte, was dir passiert ist, und ich fand die Idee gut. Aber mittlerweile denke ich, der ursprüngliche Befehl kam von ihm.« Zoe blieb stehen. »Ich hätte es dir gesagt, Rosa, aber …« Sie schüttelte den Kopf. »Das ist hier alles nicht so einfach. Und es gibt Regeln, an die man sich halten muss, sogar seiner eigenen Schwester gegenüber. Du denkst jetzt bestimmt ganz furchtbare Dinge über mich, aber –«
»Du hast mir da oben im Wald das Leben gerettet.«
Zoe ging einen Schritt schneller, als wollte sie Rosa nicht in die Augen sehen. »Tano … Ich weiß nicht, ob er dich wirklich töten wollte. Normalerweise wagt sich kein Clan so weit auf fremdes Gebiet vor. Andere wären auch kaum an den Wächtern vorbeigekommen.«
»Ein Tiger schon.«
Zoe wurde wieder langsamer und kreuzte Rosas Blick. »Wie hast du es erfahren? Von Alessandro?«
»Es wäre mir lieber gewesen, du hättest es mir erzählt.«
»Das wollte ich doch. Spätestens nachdem dieses dumme Buch mit den Tiergeschichten aufgetaucht ist. Mir war klar, warum Alessandro es dir gegeben hat. Und dass die Gefahr bestand, dass du es von ihm als Erstem hören würdest. Ich hab Florinda gesagt, dass wir ihm zuvorkommen müssen und dass du endlich die Wahrheit erfahren solltest. Aber sie hat das überhaupt nicht gelten lassen. Sie meinte, du würdest ohnehin kein Wort glauben, bevor du dich nicht selbst zum ersten Mal –«
»In eine Schlange verwandelst?«
»Was glaubst du, wie ich es erfahren habe? Ich bin eines Nachts im Glashaus aufgewacht, zwischen all den Schlangen, und ich hab solche Panik bekommen, dass es einfach passiert ist.« Sie schnitt eine Grimasse. »Und ich dachte immer, ich hasse Schlangen.«
»Hat Florinda mich deshalb in der Nacht dort hinbringen lassen?«
»Sie wollte herausfinden, ob du schon so weit bist.«
»Aber das war ich nicht.«
»Du hattest keine Angst vor den Schlangen. Als Auslöser haben sie nicht ausgereicht … Wir haben dich beobachtet.«
»Die beiden großen Schlangen zwischen den Bäumen, das wart ihr, oder?«
»Ja.« Zoe klang beschämt. Rosa wollte wütend auf sie sein, aber es gelang ihr nicht. Stattdessen hörte sie einfach zu, während die Fäden dessen, was geschehen war, allmählich zusammenliefen.
»Ich war damals so aufgeregt, dass die Verwandlung einfach eingesetzt hat«, fuhr Zoe fort. »Das war ungefähr drei Monate nach meiner Ankunft. Aber dich hat das Ganze völlig kaltgelassen.«
»Oh, ganz sicher nicht .«
»Aber es war zu wenig, um die erste Verwandlung herbeizuführen. Dazu ist wahnsinnige Wut nötig, oder Angst.«
»Mir war so kalt, als wäre mein Blut plötzlich eingefroren.«
»So fängt es an«, sagte Zoe. »Du hast dich … Es hatte schon begonnen. Aber dann hat es einfach aufgehört und du warst wieder ein Mensch.«
Nichts von alldem erschütterte sie wirklich. Tatsächlich fand sie es faszinierend, spürte ein zartes Kribbeln tief im Inneren. »Hat Mom es gewusst?«
Zoe zuckte die Achseln. »Mit mir hat sie jedenfalls nie darüber gesprochen.«
»Sie muss einen Grund gehabt haben, um nach Dads Tod Hals über Kopf nach Amerika zurückzukehren. Als die beiden geheiratet haben, da –«
»Das haben sie heimlich getan. Wusstest du das?«
Rosa starrte Zoe an. »Heimlich?«
»Sie sind zusammen abgehauen. Die Alcantaras wollten nicht, dass er eine Amerikanerin heiratet. Er war ohnehin anders als die anderen, und sie –«
»Weil sie ihn am Leben gelassen haben, statt ihn gleich nach der Geburt umzubringen?«
»Glaub nicht alles, was man dir erzählt. Ganz so ist es nicht. Keine Alcantara hat jemals ihren Sohn
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