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Arkadien 01 - Arkadien erwacht

Titel: Arkadien 01 - Arkadien erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Medusenwirbels ihres Haars schenkte Lilia ihr ein wissendes Lächeln. »Ich weiß Bescheid, Rosa. Über die Alcantaras. Über das, was ihr seid.«
    Ihr Blick verriet Rosa, dass sie nicht von der Mafia sprach. »Hat Zoe es dir erzählt?«
    »Sie war in, sagen wir mal, ziemlicher Erklärungsnot, nachdem ich neben einer Schlange im Bett aufgewacht bin.«
    »Oh.«
    » Davon hat Zoe dir nichts gesagt?«
    »Ich hab nicht gewusst, dass ihr –«
    »Florinda darf es nicht erfahren. Sie würde durchdrehen.«
    »Bist du sicher, dass sie nichts ahnt?«
    »Davon, dass die Erbin des Alcantara-Vermögens auf Frauen steht? Glaub mir, es wäre die Hölle los.« Lilia strich sich die Locken aus dem Gesicht. »Aber du hast nach dem Tattoo gefragt … Ich hab’s für Zoe getan. Ich bin nicht wie ihr, aber ich … Ich würde , wenn ich nur könnte, verstehst du?« Sie lachte erneut, aber diesmal wirkte es eine Spur nervös. »Wenn sie so ein bescheuerter Vampir wäre, dann würde ich mich von ihr beißen lassen, um wie sie zu sein. Aber das funktioniert bei euch nicht. Also hab ich mir diese Schlange tätowieren lassen, über meinen halben Körper, um ihr zu zeigen, dass ich … ach, Mist, Rosa, du weißt, was ich meine.« Sie zuckte die Achseln. »Sentimentaler Blödsinn.«
    »Nein, überhaupt nicht.«
    »Wenn du jetzt sagst, dass du’s romantisch findest, dränge ich dich von der Straße.«
    »Aber es ist romantisch!«
    Lilia fuhr grinsend einen Schlenker. Rosa wich mühelos aus, beschleunigte ein wenig und fuhr voraus durch die anbrechende Nacht. Die ersten Sterne funkelten schwach in der Finsternis und gelegentlich entdeckte Rosa eine Fledermaus, die über zerklüftete Felsbrocken flatterte.
    Sie war gerührt, auch wenn sie geglaubt hatte, über so etwas zu stehen. Sentimentaler Blödsinn , sicher – aber nicht das, was Lilia getan hatte, sondern Rosas Schuldgefühle dabei.
    Lilia war weit gegangen, um Zoe zu zeigen, wie gern sie sie hatte. Rosa hielt nichts von Tattoos als Liebesbeweisen, aber das hier war mehr als eine Geste, viel mehr als ein Name auf demOberarm. Lilia hatte, mit den Mitteln, die ihr zur Verfügung standen, versucht, für Zoe zur Schlange zu werden. So kompromisslos war sie in ihrer Liebe. Lilia hatte auf ihrer Haut ein Symbol ihrer Empfindungen verewigt; ein Beweis, den Zoe sicher nie von ihr verlangt hätte und den Lilia ihr doch bereitwillig gegeben hatte.
    Heul doch, dachte Rosa verächtlich, wütend auf sich selbst. Aber dann musste sie lächeln, als eine einzelne alberne Träne über ihre Wange lief, und sie war froh, dass Lilia es von hinten nicht sehen konnte. Falls Rosa sich wie die anderen Alcantaras verwandeln konnte, warum hatte dann der Ansturm von Gefühlen in Alessandros Nähe nicht ausgereicht, um die Wandlung auszulösen? Sie hatte als Mensch mit ihm am Abgrund gesessen, gefangen in ihrer Unzulänglichkeit, und sich fürchterlich hilflos gefühlt.
    Schließlich war sie einfach aufgestanden und davongefahren, hatte Alessandro am Ende der Welt zurückgelassen und gehofft, dass er sie verstehen würde und wusste, was ihr zu schaffen machte.
    »Rosa!«
    Lilias Ruf riss sie aus ihren Gedanken. Mehrere Scheinwerfer glühten hinter ihnen in der Dunkelheit, verschwanden, als sie um eine Kurve fuhren, und tauchten auf der nächsten Geraden wieder auf. Vier einzelne Lichter – Motorräder –, und sie waren viel schneller als ihre Vespas, holten stetig auf.
    Sie war nicht sicher, was sie warnte. Dasselbe sonderbare Bauchgefühl, das offenbar auch Lilia beunruhigte.
    »Weißt du, wer die sind?«, rief Rosa.
    »Nein.« Mit einem Mal war da keine Spur mehr von Lilias Unbefangenheit.
    »Und wenn wir sie einfach vorbeilassen?«
    Lilia schüttelte den Kopf. Sie beschleunigte und übernahm erneut die Führung. »Fahr hinter mir her. Und gib Gas!«
    Hinter der nächsten Kurve bog Lilia in einen asphaltiertenWeg, gerade breit genug für ein einzelnes Auto. Er führte in engen Schlingen bergauf. Die Olivenbäume blieben zurück, rechts und links wucherte mannshohe Macchia.
    Die Motorräder jaulten auf, als sie erst an der Abzweigung vorüberfuhren, dann auf der Fahrbahn wendeten und ihnen den Berg herauf folgten.
    »Fuck, Lilia – wer, zum Teufel, sind die?«
    »Kannst du dir das nicht denken?« Der Weg wurde noch steiler und Lilia musste wieder nach vorne sehen. »Sie jagen gern im Rudel.«
    »Carnevares?«
    Im nächsten Moment holte Tano sie ein.

Das Amphitheater
    E r schob sich auf seiner

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