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Arkadien 01 - Arkadien erwacht

Titel: Arkadien 01 - Arkadien erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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unfassbarer Verdacht stieg in Rosa auf. Hatte Cesare zugelassen, dass Tano den Bruch des Friedensabkommens provozierte? Hatte Cesare ihn gar dazu aufgefordert ? Die Begegnung heute Abend mit Tano und den drei anderen konnte unmöglich ein Zufall gewesen sein.
    Alessandro presste sanft die Finger in ihre Taille, weil er spürte, dass sie etwas sagen wollte. Vielleicht hatte er Recht und es war besser, wenn sie schwieg.
    Nicht, dass sie das kümmerte.
    »Sie haben das von Anfang an geplant!«, fuhr sie Cesare an. »Sie haben Tano geopfert , damit Sie einen Grund haben, gegen meine Familie vorzugehen!«
    Der Schlag kam blitzschnell, aber Alessandro war schneller. Er fing Cesares Faust mit einer Hand ab, ohne Rosa loszulassen, und stieß ihn zugleich mit aller Kraft von sich. Cesare schwankte kurz, machte einen Schritt zurück, um sein Gleichgewicht zu halten, und riss wutentbrannt den Mund auf, dieDrohgebärde eines Raubtiers, das noch nicht realisiert hatte, dass es wieder zum Menschen geworden war.
    Die Reihe der Männer, die auf Alessandros Seite standen, rückte enger zusammen. Aber Rosa sah Zweifel in den Gesichtern der soldati . Da waren nicht wenige, die Alessandros Urteil in Frage stellten, mochten sie Cesares Führungsanspruch noch so sehr ablehnen. Wahrscheinlich verspielte Alessandro gerade alle Chancen, jemals als Nachfolger seines Vaters akzeptiert zu werden.
    Cesare war mit seinem weißen Bademantel eine absurde Erscheinung inmitten der bewaffneten Anzugträger. Er hatte die Hände an dem weichen Frotteestoff abgestreift und blutige Spuren hinterlassen. Einen endlosen Augenblick lang sah er Alessandro und Rosa wortlos an, dann wandte er sich langsam ab und trat vor den Leichnam seines Sohnes. Er drehte ihnen den Rücken zu, als er in die Hocke ging und sanft über Fell strich, das allmählich wieder zu Menschenhaut wurde.
    »Komm«, sagte Alessandro leise zu Rosa, »wir verschwinden.«
    Sie wollte widersprechen, deutete aber nur kurz in Lilias Richtung und ließ dann zu, dass er sie sanft fortzog und zu den Wagen führte. Einige der Männer gaben ihnen Rückendeckung, Rosa hörte es an ihren Schritten, aber sie blickte nicht zurück.
    Ein gequälter Aufschrei löste sich aus Cesares Brust und wurde von den steinernen Rängen des Amphitheaters zurückgeworfen. Das Echo hallte hinaus in die Weite des Tals und folgte den beiden, die gerade einen schwarzen Mercedes erreichten. Alessandro schob Rosa auf den Beifahrersitz, eilte um den Wagen und kam dem Fahrer zuvor, der hinter das Steuer springen wollte.
    »Ich mach das«, sagte er knapp. »Fahr mit einem der anderen. Sag ihnen, sie sollen uns zwei Minuten Vorsprung geben.«
    Nun blickte Rosa doch durchs Fenster zurück, sah, wie sich die beiden Gruppen gegenüberstanden, zunehmend ratlos, während Cesare mit gesenktem Haupt über Tanos Leiche kauerte.
    »Was wird jetzt geschehen?«, flüsterte sie, als Alessandro die Fahrertür zuzog und den Motor anließ.
    »Ich lasse nicht zu, dass dir jemand wehtut.«
    »Was wird er tun?«
    »Die anderen gegen mich aufwiegeln. Das hier ist seine Gelegenheit, das Ruder herumzureißen.«
    »Weil du eine Alcantara beschützt hast?«
    Er gab keine Antwort.
    »Ich hätte Tano erschossen«, sagte sie leise. »Und wenn das bedeutet, dass das verdammte Konkordat gebrochen wurde – von mir aus.«
    Alessandro lenkte den Wagen aus dem Amphitheater auf den schmalen Bergweg. »Tano hat es nicht anders verdient. Er war ein Schwein und Cesare hat das gewusst. Wir sind nicht zufällig hier aufgetaucht. Irgendwer hat Cesare gesteckt, was Tano vorhat. Aber du hattest Unrecht, als du Cesare vorgeworfen hast, dass er das alles hier geplant hat. In Wahrheit ist er Tano gefolgt, um ihn aufzuhalten.«
    »Und du?«
    »Ich hab befürchtet, dass so was geschehen würde.«
    »Wenn sie dich nicht mehr als ihren capo akzeptieren, was –«
    »Das sehen wir, wenn es so weit ist«, entgegnete er. Sie entdeckte schwarzen Flaum auf seiner Hand am Steuer, aber diesmal behielt er sich in der Gewalt. Verbissen starrte er durch die Windschutzscheibe hinaus in die Finsternis. »Keiner wird dir ein Haar krümmen. Das schwöre ich dir.«
    Sie hob zitternd die Hand und schob sie zu ihm hinüber, berührte seinen Oberschenkel. »Wie viel Zeit bleibt uns noch?«
    »Was meinst du?«
    »Cesare wird seine Chance nutzen. Er wird Männer zu mir nach Hause schicken … zu Zoe und Florinda. Wenn es je einen günstigen Zeitpunkt gegeben hat, meine Familie auszurotten,

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