Arkadien 01 - Arkadien erwacht
mein Haus, Cesare!«
»Die Männer haben sich gegen dich entschieden. Du hättest die kleine Alcantara-Hexe nicht in Schutz nehmen sollen.«
»Tano wäre gerührt, wenn er wüsste, wie lange du um ihn getrauert hast.«
Ein Augenblick herrschte Stille, dann knallte ein heftiger Faustschlag gegen die Tür. »Du versteckst hier eine Feindin deines Clans, Junge!«
»Sie trägt keine Schuld an Tanos Tod, das weißt du so gut wie ich.«
»Das wird das Tribunal entscheiden.«
Rosa berührte Alessandro an der Schulter. Sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern: »Dieses Tribunal … wird es sich anhören, was ich zu sagen habe?«
»Cesare wird ein Dutzend Zeugen aufmarschieren lassen, die beim Leben ihrer Mutter schwören, dass du die Verantwortung für Tanos Tod trägst. Und das Schlimme ist, sie werden essogar selbst glauben. Wer abgedrückt hat, wird am Ende überhaupt keine Rolle mehr spielen.«
Das Pochen erklang erneut, dann redeten mehrere Männer auf der anderen Seite miteinander.
»Willst du wirklich, dass ich die Tür aufbrechen lasse?«, fragte Cesare. »Wenn du trotz allem noch dein Gesicht wahren willst, dann verkriech dich nicht in diesem Loch wie ein Feigling.«
Rosa nahm Alessandro die Entscheidung ab. Ihre Hand fuhr zum Schlüssel, sie drehte ihn um und zog die Tür auf.
In Cesares Begleitung waren fünf seiner Männer. Rosa erkannte ihre Gesichter wieder; sie alle hatten auch schon im Amphitheater auf seiner Seite gestanden.
Cesare trug einen silbergrauen Designeranzug mit Einstecktuch. Sein Haar war noch nass, das Blut aus seinem Gesicht verschwunden. Nur unter seinem linken Auge meinte sie einen dunklen Fleck zu erkennen, der dort nicht hingehörte, kaum größer als ein Stecknadelkopf. Ein getrockneter brauner Blutspritzer, eine winzige Erinnerung an Lilia. Ihr Magen zog sich zusammen.
»Wir können das Ganze zivilisiert regeln«, sagte er. Diese Worte von einem Mann, der vor zwei Stunden in Raserei eine Frau getötet hatte, irritierten sie. »Oder auch nicht.«
Alessandro wollte sich schützend vor Rosa schieben, aber sie machte einen Schritt zur Seite und blieb auf einer Höhe mit ihm. Gemeinsam versperrten sie die Tür. Hinter ihnen begann Iole leise zu wimmern.
»Spar dir dein Gerede«, sagte Alessandro, »und verrate mir, was du eigentlich willst.«
»Mich«, sagte Rosa. »Ist doch offensichtlich.«
Cesares Mundwinkel bewegten sich, aber ein Lächeln blieb aus. »Was sollte ich wohl mit dir anstellen, Rosa Alcantara? Was dir bestimmt ist, wird das Tribunal der Dynastien entscheiden.« Er deutete hinter sich. »Du kannst gehen. Wenn dein Urteil gesprochen ist, wird man dich überall finden, darum versuch am besten gar nicht erst, dich zu verstecken. Aber bis dahin wird kein Carnevare dir ein Haar krümmen.«
Flüchtig sah sie hinüber zu Alessandro.
»Ich habe den Männern eine Jagd versprochen«, fuhr Cesare fort. »Und eine Jagd sollen sie bekommen. Mit einer Beute, die sich viele seit langem wünschen.«
Ioles Schluchzen wurde laut und verzweifelt.
»Das darfst du nicht zulassen!«, fuhr Rosa Alessandro an.
Im selben Augenblick drängten die fünf Männer an Cesare vorbei. Vier stürzten sich auf Rosa und Alessandro, der fünfte eilte durch den Raum auf Iole zu.
Rosa schrie wutentbrannt auf. Sie schlug einem der Männer ins Gesicht. Der andere bekam einen Tritt gegen sein Knie. Der Schmerz machte die beiden nicht umgänglicher.
Auch Alessandros Gegner waren größer und kräftiger als er und es gelang ihm, ihn zu überwältigen. Rosa wurde zurückgerissen, fort von der Tür und von Alessandro, während Cesare sie keines Blickes würdigte und mit ausdruckslosen Zügen zum Bett hinüberstarrte.
Iole presste sich gegen die Wand, die Knie angezogen, die Fotografie mit flachen Händen an die Brust gedrückt. Tränen liefen über ihr Gesicht.
Die verstörende Kälte, die Rosa schon ein paarmal gespürt hatte, kroch von unten an ihrem Körper herauf, erfasste ihre Waden, ihre Oberschenkel, strömte durch ihren Unterleib. Mit einem Mal spürte sie jeden Quadratzentimeter Kleidung auf ihrer Haut. Der Stoff kratzte und schabte und sie wollte das lästige Zeug abstreifen. Ihr Blick kreuzte den Alessandros, den der Bestie, die jeden Moment aus ihm hervorbrechen würde, wenn sich der schwarze Fellschatten weiter über seinen Körper ausbreitete.
Plötzlich spürte sie einen Stich am Hals, nicht mal besonders schmerzhaft, und sah, dass auch Alessandro eine Kanüle indie
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