Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Arkadien 01 - Arkadien erwacht

Titel: Arkadien 01 - Arkadien erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
Vom Netzwerk:
Hintergrund.
    »Mein Vater und mein Onkel Augusto.«
    »Das ist der, der mit einer Richterin zusammengearbeitet hat, nicht wahr?«
    Iole nickte.
    Rosa setzte sich zu ihr aufs Bett, sah aber Alessandro an, der ein wenig linkisch im Raum stand, die Hände in den Hosentaschen. »Ist das der Verwandte, den du ausfindig machen willst?«, fragte sie ihn vorwurfsvoll. »Einen Mann, der im Zeugenschutzprogramm lebt? Unter falschem Namen, irgendwo auf der Welt?«
    »Wird nicht ganz einfach«, gab er zu.
    »Und bis es so weit ist, soll Iole hier bleiben?«
    »Fällt dir eine bessere Lösung ein? Ich weiß selbst, dass das nicht ideal ist. Aber wir können auch nicht einfach die Polizei einschalten.«
    »Weil Iole gegen deine Familie aussagen würde?« Rosas Augen verengten sich. »Und weil das dein Erbe gefährdet? Scheiße, Alessandro, das alles ist dir wirklich wichtiger als –«
    »Wenn Iole aussagt«, fiel er ihr ins Wort, »dann wird Cesare einen Weg finden, sie umzubringen. Selbst wenn er ins Gefängnis geht, wird er jemanden beauftragen. Willst du das?«
    Rosa holte tief Luft. Sie war hin- und hergerissen zwischen ihrem Misstrauen und dem Gefühl, dass das, was er sagte, einleuchtend klang. Sie wandte sich wieder an Iole. »Darf ich es mal sehen?«
    Zögernd hielt das Mädchen ihr das Bild entgegen.
    »Danke.« Rosa nahm es vorsichtig an sich und deutete auf den linken der beiden Männer. »Ist der hier dein Vater?«
    »Der andere.«
    »Ruggero Dallamano«, sagte Alessandro, der jetzt neben sie trat und vor der Bettkante in die Hocke ging. »Der capo von Syrakus. Er ist … umgekommen, vor ein paar Jahren.«
    »Deine Familie hat ihn umgebracht«, sagte Iole so sachlich, dass es Rosa kalt über den Rücken lief.
    Die Männer auf dem Foto trugen Taucheranzüge und glitzerten vor Nässe. Im Hintergrund lag die offene See. Wahrscheinlich standen sie an der Reling eines Schiffes; genau war das nicht zu erkennen, die Fotografie endete auf Brusthöhe. Ruggero Dallamano hatte seine Tauchmaske abgesetzt, er lachte ausgelassen. Sein Bruder Augusto, der Verräter, zog gerade mit einer Hand das Mundstück des Sauerstoffgeräts zwischen den Lippen hervor; es verdeckte seine untere Gesichtshälfte. Aber an seinen Augen hinter der Taucherbrille erkannte man, dass auch er lachte. Die Haube des Neoprenanzugs bedeckte sein Haar, genau wie bei seinem Bruder. Die Aufnahme musste gemacht worden sein, als die beiden gerade zurück an Bord geklettert waren. Ihre Sauerstoffflaschen waren noch auf ihren Rücken festgeschnallt.
    »Falls alle Bilder von deinem Onkel so wenig von ihm zeigen, dürfte es nicht allzu schwer für ihn gewesen sein zu verschwinden«, bemerkte sie skeptisch.
    »Es gab auch bessere«, sagte Iole. »Aber ich hab’s nicht wegen ihm mitgenommen, sondern weil mein Vater darauf so fröhlich ist. Das war er nicht oft. Er hat nicht viel gelacht. Nur auf dem Foto hier.« Sie strich mit den Fingerspitzen darüber, ihre Stimme wurde ein Hauch: »Nur auf diesem hier.«
    »Du hast ihn trotzdem sehr gerngehabt, oder?«
    »Ich war erst neun, damals. Wie hätte ich ihn da nicht gernhaben können?«
    Rosa blinzelte ein wenig, als könnte sie so mehr von dem Mann mit der Tauchmaske erkennen. »Sind die beiden oft zusammen tauchen gegangen?« Sie fragte nur, weil sie den Augenblick hinauszögern wollte, in dem sie sich erneut Alessandro zuwenden musste, um ihr weiteres Vorgehen zu besprechen. Oder sein weiteres Vorgehen, wenn es nach ihm ging.
    »Sie waren Taucher von Beruf«, sagte Iole.
    Rosa runzelte die Stirn. »So?«
    Alessandro ergriff wieder das Wort. »Die Dallamanos hatten Italiens größte Konstruktionsgesellschaft für Bauwerke im und unter Wasser. Sie werden nicht allzu oft selbst getaucht sein, aber sie kannten sich aus mit dem Meer. Von Hafenanlagen über Brücken bis hin zu Bohrinseln im Atlantik haben sie alles Mögliche gebaut, natürlich mit –«
    »Staatlichen Zuschüssen«, führte sie seinen Satz zu Ende.
    Er nickte. »Zuletzt ging bei solchen Projekten nicht mehrviel ohne sie. Es heißt aber, dass es Bestrebungen gab, ihr Monopol zu brechen.«
    »Das habt ihr gut hinbekommen«, entgegnete sie trocken.
    Er ging nicht darauf ein. »Die Firmen sind aufgelöst worden. Keiner der anderen capi hat sich darum bemüht, weil …« – er blickte kurz zu Iole – »wegen des Verrats. Die Japaner haben einen Großteil ihrer Technik übernommen, glaube ich. Der Rest … wer weiß.«
    Gerade wollte Rosa Iole das Bild

Weitere Kostenlose Bücher