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Arkadien 03 - Arkadien fällt

Arkadien 03 - Arkadien fällt

Titel: Arkadien 03 - Arkadien fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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sperrig, also stieß sie die Tür auf, ließ ihn neben dem Wagen zu Boden plumpsen und hob mehrere Bücher heraus. Die legte sie sich auf die Oberschenkel und machte sich daran, die Bände einen nach dem anderen durchzublättern.
    » Als die Meere Götter waren «, las sie kopfschüttelnd vor, während der kühle Nachtwind in ihrem Hexenhaar spielte. » Das Hohlweltmodell . Faustkeil und Zauberstab . Der kosmische Orient . Große Kataklysmen . Umkehr der Schöpfung .« Sie reichte die Bücher an Alessandro weiter, der sie mit einer Grimasse entgegennahm. »Das hat er doch nie im Leben alles gelesen, oder?«
    Er betrachtete die Einbände. »Sieht aus, als wären die meisten schon ein paar Jahrzehnte alt.« Ein Blick ins Impressum bestätigte seine Vermutung. »1972. 1967. 1975. Haben die Leute damals eher an diesen Schwachsinn geglaubt als heute?«
    »Hier sind Notizen drin. Ist das Fundlings Schrift?«
    Er warf einen Blick auf die handgeschriebenen Wörter am Rand des Textes. »Könnte sein. Weiß nicht genau.«
    Sie blätterte weiter nach hinten. Im Anhang befand sich ein umfangreiches Literaturverzeichnis. Zahlreiche Titel waren angekreuzt, eine Handvoll eingekreist. Sie legte das Buch beiseite und nahm einen weiteren Stapel aus dem Karton. Auch hier wiesen die Titellisten die meisten Anmerkungen auf.
    Schlangen am Himmel . Die Sintflut . Die letzten Tage von Ur . Und dann, ganz unverhofft, entdeckte sie in einem Verzeichnis einen Titel, der etwas in ihr zum Klingen brachte.
    Die Löcher in der Menge . Von Leonardo Mori.
    »Sagt dir das was?«, fragte sie und hielt es ihm unter die Nase.
    »Nein. Dir?«
    »Fundling hat mal so was erwähnt. Damals, als er mich abgeholt und zur Gaia gebracht hat. Vor unserer ersten Fahrt zur Isola Luna.«
    »Löcher?«
    »Löcher in der Menge. Ziemlich abstruses Zeug. Er meinte, dass es in Menschenmengen oft leere Stellen gibt, Flecken, die frei bleiben, egal wie groß das Gedränge ist. Und dass sich diese Stellen bewegen.«
    »Und?«
    »Er hat sie die Löcher in der Menge genannt. Dann meinte er, dass sie in Wirklichkeit gar nicht leer sind. Dass wir nur nicht sehen können, wer darin geht.« Sie schlug das Buch zu und legte es zu den anderen. »Er hatte Angst vor ihnen, glaube ich. Sie sind immer um uns, hat er gesagt. Sie sind immer da und wir können sie nicht sehen.«
    Skeptisch blickte er sie im schwachen Schein der Wagenbeleuchtung an. Er sah jetzt älter aus, vernünftiger als sonst. »Wir sind uns einig, dass das Unfug ist, oder?«
    »Genau wie Tiermenschen, wenn du mich vor einem halben Jahr gefragt hättest.«
    Er klopfte auf eines der Bücher. »Atlantis. Außerirdische, die Pyramiden bauen. Ich wette, wir finden auch was über den Yeti und das Ungeheuer von Loch Ness, wenn wir noch ein bisschen suchen.«
    »Ich hab nicht gesagt, dass ich daran glaube«, gab sie angriffslustig zurück. »Fundling hat davon gesprochen, das ist alles.« Sie schlug das nächste Buch auf, um nicht doch in Versuchung zu kommen, mit ihm zu streiten. Ihre Fingerspitze wanderte bis zum entsprechenden Buchstaben im Literaturverzeichnis. Mori, Leonardo: Die Löcher in der Menge – Neue Wahrheiten über die Kataklysmen der Antike . Und ein Verlag: Hera Edizioni. Die Zeile war mit Filzstift umrahmt. Kein anderer Titel war derart auffällig markiert.
    Sie lud auch den zweiten Stapel auf den Schoß des ächzenden Alessandro und beugte sich nach draußen, um weiter in dem Karton zu wühlen. Sie fand noch zwei, drei andere Bücher, aber Die Löcher in der Menge war nicht darunter. Stattdessen nahm sie sich nun die zahlreichen Antiquariatskataloge vor, die Fundling angesammelt hatte. Ziemlich ratlos betrachtete sie ein paar genauer und blätterte dann darin herum.
    In der achten oder neunten Broschüre wurde sie fündig. Unter einem Balken aus Textmarkergelb leuchtete ihr der Eintrag entgegen: Mori, Leonardo. Die Löcher in der Menge – Neue Wahrheiten über die Kataklysmen der Antike. Privatdruck von Hera Edizioni. Dazu das Erscheinungsjahr, ein Kommentar zum Zustand des Exemplars, aber keine Abbildung des Einbands. Dafür ein beachtlicher Preis: 2500 Euro.
    »Wow«, flüsterte sie. »Privatdruck heißt –«
    »Eine winzige Auflage. Irgendwas zwischen ein paar Dutzend und einigen Hundert.«
    »Handnummeriert, steht hier. Exemplar Nummer 18.«
    Alessandro öffnete seine Tür, stieg aus, trug die schwankenden Büchertürme ums Auto und ließ sie auf Rosas Seite in den Karton fallen. »Hör mal, das

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