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Arkadien 03 - Arkadien fällt

Arkadien 03 - Arkadien fällt

Titel: Arkadien 03 - Arkadien fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Vorsprung.
    Rosa zerrte den Saum des Kleides über die Oberschenkel und sah, wie ihre Fingernägel nachwuchsen. Alessandro legte den Vorwärtsgang ein und gab Gas. Vorsichtig, damit nur ja der Motor nicht aufheulte.
    »Die Männer an Bord hätten dem Pizzaboten nichts getan«, sagte er. »Sie dachten, dass ich es bin, und uns wollen sie ja nun offenbar lebend. Sonst hätten uns schon die Malandras getötet.«
    Der Volvo rollte in gemächlichem Tempo auf der Uferstraße nach Süden und passierte mit anderen Fahrzeugen eine halb fertige Sicherheitssperre, bevor die Besatzung eines Streifenwagens sie schließen konnte. Offenbar war auch die lokale Polizei vom Einsatz der Antimafiaeinheit überrumpelt worden.
    »Falls Iole Recht hatte«, sagte Alessandro, »und es waren Männer deines Clans, die die Insel besetzt haben … und wenn das gerade eben an Bord wirklich meine eigenen Leute vom Schloss waren –«
    »Dann haben sich Alcantaras und Carnevares gegen uns verbündet«, führte sie mit trockenem Hals seinen Satz zu Ende. Jetzt erschien ihr alles ganz logisch.
    »Sie haben die Harpyien beauftragt, Quattrini zu ermorden, damit es niemanden mehr gibt, bei dem wir Schutz suchen können«, fuhr er fort. »Nicht mal bei der Polizei.«
    Beim Sprechen wuchsen die gespaltenen Enden ihrer Zunge zusammen. »Aber ein Bündnis zwischen deiner und meiner Familie bedeutet einen neuen Friedenspakt. Ein neues Konkordat.« Sie schüttelte den Kopf, weil sie es einfach nicht verstand. »Ich dachte, sie wollten uns beseitigen, damit es genau dazu eben nicht kommt?«
    »Es muss noch mehr dahinterstecken. Das sind nicht einfach nur ein paar Verräter, die von uns beiden die Nase voll haben. Da ist irgendwas viel Größeres im Gange.«
    Im Kofferraum trat Stefania gegen die Rückbank, ein lautes Pochen und Krachen, ohne Erfolg.
    Rosa klopfte sich trockene Schlangenschuppen von den Unterarmen, klappte die Sonnenblende herunter und sah im Schminkspiegel zu, wie ihre geschlitzten Pupillen zu Menschenaugen wurden.

Die Löcher in der Menge
    Ü ber den Hängen des Ätna war der Himmel sternenklar. In dieser Nacht schlief der Vulkan, kein Rauch stieg von seinem Gipfel auf. Sonst sammelten sich häufig Regenwolken an den Flanken des Berges, heute waren keine zu sehen. In der Ferne flimmerten die Lichter einiger Ortschaften, doch hier, am Ende eines holprigen Feldwegs, funkelten nur die Sterne silbergrau in der Dunkelheit.
    Der Volvo parkte zwischen schwarzen Felsen. Erstarrte Lava bedeckte weite Teile des Vulkanhangs, an vielen Stellen wuchsen struppiges Gras und Buschwerk. Tagsüber weideten hier Schafe und Vieh, nachts aber rührte sich nichts bis auf Halme im Wind. Abseits der Landstraßen am Fuß des Ätna gab es nur schmale Pfade für die wenigen Bauern, die zwischen Lavafeldern und Geröll den kargen Boden bestellten. Die Touristen blieben vor allem auf der Ost- und Südseite des Berges, dort gab es Unterkünfte für Wanderer und Durchreisende. Hier im Westen aber war das Land wie ausgestorben, kaum jemand lebte außerhalb der wenigen Dörfer. Abgelegene Bauernhäuser lagen in Ruinen, ihre Silhouetten verschmolzen mit den zerklüfteten Lavakämmen.
    Sie hatten angehalten, um einige Stunden zu schlafen. Alessandro hatte gedroht, Stefania abermals zu knebeln, falls sie im Kofferraum keine Ruhe gab. Er weigerte sich strikt, sie wieder auf die Rückbank zu lassen, und Rosa war es im Augenblick egal. Stefania hatte sie mindestens einmal belogen, und das nahm sie ihr übel. Morgen würden sie sich ohnehin entscheiden müssen, ob sie die Polizistin nicht doch lieber auf freien Fuß setzen wollten.
    Sie hatten die Rückenlehnen ihrer Sitze so weit wie möglich nach hinten gekippt. An Schlaf war dennoch nicht zu denken.
    Alessandro hielt Rosas Hand, während sie durch die Windschutzscheibe den Berg hinaufblickten. Der Vulkangipfel war von hier aus nicht zu sehen, niedrigere Erhebungen versperrten die Sicht. Hier und da wurden poröse Lavagebilde vom Mondschein erhellt wie erstarrte Meeresbrandung.
    Die Müdigkeit, verbunden mit der Schlaflosigkeit, machte Rosa gereizt und ungeduldig. Sie schaltete die Innenbeleuchtung des Wagens ein.
    Alessandro streckte sich. »Sollen wir weiterfahren?«
    Mit einem Kopfschütteln langte sie hinter sich zur Rückbank und zog Fundlings Sachen auf ihren Schoß. Umständlich tastete sie nach dem Regler für die Lehne und stellte sie wieder aufrecht. Im Sitzen reichte ihr der Pappkarton bis zur Brust. Das war ihr zu

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