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Arkadien 03 - Arkadien fällt

Arkadien 03 - Arkadien fällt

Titel: Arkadien 03 - Arkadien fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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gelebt!«
    Alessandro gab keine Antwort, blickte nur immer wieder rechts und links über die Schulter zurück, zum Hotel. Jeden Moment mochten Polizisten hinter den Ecken der Anbauten auftauchen.
    »Aber ich versteh’s nicht«, keuchte sie heiser. »Warum sollte er sich auf so was einlassen? Was hatte sie davon?«
    »Zeugenschutz. Er hat schon vorher als Spitzel für sie gearbeitet. Vielleicht wollte er untertauchen, irgendwo von vorn beginnen.«
    Sie stieß ein ungläubiges Lachen aus. » Hier? «
    Jetzt ertönten Rufe. Als Rosa zurückblickte, entdeckte sie an der offenen Hintertür Antonio Festa und mehrere Polizisten, die mit ihm ins Freie stürmten. Die beiden Afrikaner hatten ihre Zigaretten fallen gelassen und sahen aus, als wollten sie mit der Wand verschmelzen, damit nur ja keiner nach ihrer Arbeitserlaubnis fragen konnte.
    »Bleibt stehen!«, brüllte Festa.
    »Er will seine Jacke«, sagte Rosa.
    »Vielleicht ballert er dann ja kein Loch hinein.«
    Noch drei Meter bis zu den Büschen.
    Ein Schuss zerriss die Stille über dem Berghang.
    »Ihr sollt stehen bleiben!«
    Sie erreichten das Gestrüpp und warfen sich hinein. Zweige zerkratzten Rosas Haut, etwas Spitzes verfehlte knapp ihr Auge. Es fühlte sich an, als wäre sie in Stacheldraht gelandet. Sie kämpfte sich noch einen Schritt weiter, tauchte im Buschwerk unter und glitt als Schlange aus ihrem schwarzen Kleid. Der Stoff blieb hinter ihr in den Ästen hängen. Sie kehrte noch einmal kurz zurück, packte Quattrinis Anhänger mit ihrem Reptilienmaul und warf ihn über das Kleid, damit er nicht verloren ging; Festa würde ihn finden und an sich nehmen. Dann sah sie sich nach Alessandro um.
    Als Panther durchbrach er mühelos das dichte Astwerk. Die Verwandlung der beiden konnten die Männer nicht mit angesehen haben, sie waren zu weit entfernt. Doch dass sich da etwas Großes, Schwarzes durchs Unterholz bewegte, würde ihnen kaum entgehen.
    Im nächsten Moment aber waren auch seine Instinkte die eines Panthers. Er schlich geduckt über den Boden und nutzte geschickt die kleinsten Lücken im Gebüsch. Rosa blieb an seiner Seite, während sie so schnell sie konnten den Hang hinaufhuschten.
    Erneut peitschten Schüsse, diesmal nicht mehr als Warnung. Festa und die anderen jagten die vermeintlichen Mörder einer Richterin, die Entführer einer Polizistin. Die Entscheidung, scharf zu schießen, bereitete ihnen sicher keine Gewissensbisse.
    Die wuchernden Sträucher bedeckten eine weite Fläche des Hangs. Sie boten den beiden Schutz und hielten ihre Gegner davon ab, ihnen zu folgen. Rosa hätte gern einen Blick zurück zu Festa geworfen, doch das wagte sie nicht. Sie hätte innehalten und ihren Schlangenschädel durch die Äste strecken müssen. Das Risiko war zu groß.
    So flohen sie weiter bergauf, dem unbewohnten, wilden Hinterland entgegen.

Das Gesetz des Schweigens
    S tundenlang suchten Polizisten den Hang nach ihnen ab, unterstützt von einem Hubschrauber, der Runden über dem Berg und den umliegenden Tälern drehte. Am frühen Abend wurde er wieder abgezogen. Eine Weile später kehrten auch die Uniformierten zum Hotel zurück, mit zerkratzten Händen und Gesichtern und genug schlechter Laune, um sie vorerst von weiteren Suchaktionen abzuhalten.
    Solange Rosa und Alessandro ihre Tiergestalt beibehielten, waren sie den Männern überlegen. Ihre Verfolger hatten nach zwei Teenagern Ausschau gehalten, nicht nach Tieren. Womöglich hatte es Stefania nach ihrer Befreiung für klüger gehalten, nicht von den Fähigkeiten ihrer Entführer zu berichten. Festa und die anderen hätten es doch nur auf die Hitze im Kofferraum geschoben.
    Nördlich von Agrigent lag das ausgedehnte Naturschutzgebiet Macalube di Aragona, dünn besiedelt und nur von wenigen Pfaden durchzogen. Die Polizei musste davon ausgehen, dass die beiden so schnell wie möglich eine der angrenzenden Fernverkehrsstraßen erreichen wollten; wahrscheinlich wurden die 118 und 189 bereits abgeriegelt. Dass sich Rosa und Alessandro stattdessen noch immer auf dem Berg oberhalb des Hotels Paradiso aufhielten, hätte sie wohl überrascht.
    Rosa lag als Schlange zusammengerollt auf einem flachen Stein, farblich kaum von der sonnenverbrannten Umgebung zu unterscheiden. Von hier aus hatte sie eine passable Sicht auf das Hotel, einige Hundert Meter tiefer im Hang. Als Schlange nahm sie weniger Tiefenschärfe wahr, eine Tatsache, an die sie sich erst hatte gewöhnen müssen. Als Mensch hätte sie mehr Details

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