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Arkadien 03 - Arkadien fällt

Arkadien 03 - Arkadien fällt

Titel: Arkadien 03 - Arkadien fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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haben?«, fragte Alessandro.
    Der Portier stieß heftig die Luft aus. Rosa sah, dass seine langen Nasenhaare dabei für einen Moment zum Vorschein kamen. Er beugte sich nach vorn, zog den zweiten Schein flink zu sich herüber und steckte ihn ein. »Er hat um ein Zimmer im dritten Stock gebeten.«
    »Das, in dem Leonardo Mori damals überfallen wurde?«
    Der Alte schüttelte den Kopf. »Nein. Er hatte zwei Wünsche: den Blick auf den Vorplatz. Und ein Zimmer möglichst nahe beim Aufzug. Von dem anderen Mori, dem von damals, ist nie die Rede gewesen.«
    »Wieso beim Aufzug?«
    »Na, wegen des Rollstuhls, nehme ich an.«
    Rosa fiel die Kinnlade hinunter.
    Der Mann musterte sie nachdenklich. »Sind Sie beide auch von den Medien? Ich kenne Sie doch irgendwoher. Aus dem Fernsehen vielleicht? Sie sind mir gleich bekannt vorgekommen, schon als Sie zur Tür reingekommen sind.«
    Alessandros Nicken kam zu schnell, aber dem Portier schien das nicht aufzufallen.
    »Haben Sie einen Termin mit ihm?«, fragte der Alte. »Ist ja ein ziemliches Kommen und Gehen.«
    Rosa tippte Alessandro mit dem Fuß an. »Wann war er hier? Wie lange ist das her?«
    »Ich kann ihn für Sie anrufen.«
    Alessandro beugte sich vor und legte eine Hand auf das Telefon hinter dem Tresen. »Nicht nötig.«
    Etwas läuft hier schief, dachte Rosa. Sie hatte plötzlich das Bedürfnis, sich zu kneifen, um auf dem Sitz des Volvo aufzuwachen, noch immer unterwegs nach Agrigent.
    Der alte Mann machte einen erschrockenen Schritt nach hinten. »Gehen Sie jetzt bitte. Signor Mori kann sich bei Ihnen melden, falls er mit Ihnen sprechen will.«
    Rosa atmete warme Luft ein, aber was sie ausstieß, war eisig. Als verwandelte sich ihr Inneres in einen Tiefkühlschrank. Sie musste sich zusammenreißen, musste es wieder unter Kontrolle bringen.
    »Er ist hier ?«, zischte sie. »Jetzt, in diesem Moment?«
    Der Motorenlärm, den sie vorhin schon gehört hatte, war lauter geworden. Draußen schlugen Wagentüren.
    Alessandro rannte zur Glastür und blickte zum Vorplatz. »Wir müssen hier weg.«
    Rosa starrte ihn an, dann zur Glastür und wieder zu ihm. »Wie kann Fundling hier sein? Wir haben seine Leiche gesehen.« Sie hätte sich die Antwort wahrscheinlich selbst geben können, wenn ihr Zeit zum Nachdenken geblieben wäre. Aber sie musste derart heftig gegen das Aufwallen ihrer Gefühle ankämpfen, gegen den Aufstieg der Schlange aus ihrem Inneren, dass sie es erst gänzlich verstand, als Alessandro wieder bei ihr war und sie an der Hand nahm.
    »Hinterausgang?«, brüllte er den eingeschüchterten Alten an.
    Der Mann deutete auf eine Tür hinter der Rezeption. »Den Gang hinunter.«
    »Komm.« Alessandro wollte Rosa mit sich ziehen, aber sie war schon auf einer Höhe mit ihm, rannte um die Theke und stieß die Tür auf. Dahinter lag ein Büro, aus dem ein zweiter Durchgang in einen langen Korridor führte.
    »Sie haben uns reingelegt«, brachte sie trocken hervor. »Die ganze Zeit über. Angefangen bei Quattrini.« Falls sich Fundling wirklich in diesem Hotel aufhielt, nur drei Etagen über ihnen, quicklebendig, wen oder was hatten sie dann auf dem Friedhof bestattet? Wieder nur einen Sarg voller Ziegelsteine, wie damals bei ihrem Vater?
    Alessandro erreichte den Hintereingang für die Angestellten zwei Herzschläge vor ihr. Er wollte ihn aufstoßen, als hinter der Tür gedämpfte Stimmen erklangen. »Sie warten da draußen auf uns«, flüsterte er. »Die haben schon das ganze verdammte Hotel umstellt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Dann hätten sie vor uns hier sein müssen. Und dann hätten sie uns gleich am Auto festgenommen.«
    Sie trat an ihm vorbei, atmete tief ein und drückte die schwere Metallklinke nach unten.
    Draußen waren Männer. Sie trugen weiße Küchenkleidung und rauchten. Erstaunt blickten sie die beiden an.
    »Nur für Angestellte«, begann der eine. Er war so dunkelhäutig wie sein Kollege. Nordafrikaner vermutlich.
    »Los«, rief Rosa Alessandro zu, und dann rannten sie schon ins Freie, vorbei an den verdutzten Hotelköchen. Hinter dem Gebäude verlief ein breiter Streifen mit struppigem Gras, der an verwildertes Buschwerk grenzte. Jenseits davon stieg der Hang weiter an, dicht bewachsen mit mannshoher Macchia.
    »Fundling und Quattrini müssen das gemeinsam ausgeheckt haben.« Während sie über die Wiese rannten, stieß sie die Worte atemlos hervor. »Wir haben vor ihm gestanden, in diesem Scheißleichenhaus, und er hat die ganze Zeit über

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