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Arkadien 03 - Arkadien fällt

Arkadien 03 - Arkadien fällt

Titel: Arkadien 03 - Arkadien fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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einer Kastanie. Sie hatten vor der Abfahrt eine Hälfte der teilbaren Rückbank umgeklappt und damit eine Öffnung zum Kofferraum geschaffen. Die klimatisierte Luft von vorne machte Stefanias Lage erträglicher. Bei abgeschaltetem Motor hätte sie es in der Hitze nicht lange ausgehalten.
    »Wird schnell gehen«, sagte Rosa über die Schulter, erntete aber nur Schweigen. Stefania war noch immer mit einer Handschelle an dem Eisenbügel im Kofferraum festgekettet, sie würde ihnen nicht weglaufen.
    Sie stiegen aus, gingen den Weg zum Eingang hinauf und blickten sich von dort aus noch einmal um. Der Vorplatz des Hotels endete an einer Felskante, dahinter fiel der Berghang steil ab. Gut zehn Kilometer entfernt sahen sie die hässlichen Hochhäuser von Agrigent jenseits der Hügel hervorschauen. Das berühmte Grabungsgelände, das Tal der Tempel, war von hier aus nicht zu sehen, wohl aber das Mittelmeer, das türkisfarben bis zum Horizont reichte.
    Gemeinsam betraten sie durch eine Glastür das Foyer. Einrichtung anno 1960, dazu abgestandener Küchengeruch. Hinter der Rezeption erhob sich ein älterer Mann, der ein paar lange Haarsträhnen seitwärts über seine Glatze gekämmt hatte. Sein Lächeln war nicht einmal unfreundlich.
    »Guten Tag«, begrüßte er sie. »Signorina, Signore, herzlich willkommen im Hotel Paradiso. Womit kann ich behilflich sein?«
    »Sie haben hier eine schöne Aussicht«, sagte Rosa und nickte über die Schulter zum Eingang.
    Das freute ihn sichtlich. »Vielen Dank, Signorina. Wir sind sehr stolz darauf. Das Paradiso hat eine bewegte Geschichte, aber unsere Lage ist seit jeher ein Pfund, mit dem wir wuchern.« Die altertümliche Floskel klang ungelenk, aber zu ihm passte sie. »Ich hätte ein hübsches Zimmer mit Meerblick für Sie. Falls Sie für mehrere Nächte buchen, gibt es eine Flasche von unserem Hauswein gratis.«
    Alessandro legte eine Hand auf die Rezeption. »Eigentlich möchten wir Sie nur um eine Auskunft bitten.«
    Das Lächeln des alten Mannes blieb wie angeklebt, aber es verlor ein wenig von seiner Herzlichkeit. »Falls Sie den Weg zur Autobahn suchen, dann müssen Sie die Straße wieder –«
    »Nein, danke«, fiel Rosa ihm ins Wort und schob das fotokopierte Bild von Fundling und Leonardo Mori über die Rezeption. »Wir suchen einen Freund. Könnten Sie vielleicht einen Blick darauf werfen und uns sagen, ob er schon mal hier war?«
    Alessandro legte einen Zwanzig-Euro-Schein aus Festas Portemonnaie neben die Kopie.
    Der Blick des Mannes hing weiterhin an ihnen, strich von Alessandro zu Rosa. Dann erst schaute er auf das Geld, schließlich auf die Fotografien. »Hmm«, machte er.
    In der Ferne ertönte ein leises Knattern. Ein Traktor? Rosas Fingerspitzen prickelten kühl.
    Der alte Mann streckte eine fleckige Hand nach dem Schein aus und ließ ihn wortlos unter der Theke verschwinden. »Signor Mori«, sagte er, als er wieder zu ihnen aufsah.
    Rosa schüttelte den Kopf und legte den Zeigefinger auf Fundlings Seite der Kopie. »Ihn hier meinen wir. Den Jüngeren der beiden.«
    »Signor Mori«, sagte er noch einmal.
    Die beiden wechselten einen flüchtigen Blick.
    »Um ganz sicher zu –«
    Der Alte unterbrach Rosa mit einer schnellen Handbewegung, die aus dem Nichts zu kommen schien. Die Muskulatur an Alessandros Unterarm auf dem Tresen spannte sich merklich. »Das muss reichen«, flüsterte der Mann.
    Alessandro zog einen zweiten Zwanziger aus der Tasche. Rosa war ziemlich sicher, dass es sich dabei um ihr letztes Geld handelte.
    Der Portier schob ihn kopfschüttelnd von sich. »So einfach ist das nicht.«
    »Was genau ist denn so schwierig?« Alessandro machte keinen Hehl aus seiner Ungeduld. Er war nur hier, um Rosa einen Gefallen zu tun, sie wusste das.
    »Nicht wegen dem hier«, sagte der Mann mit gesenkter Stimme und klopfte auf den Geldschein. »Ich bekomme Ärger, wenn ich mehr sage.«
    Rosa hob die Fotokopie und hielt sie ihm vor die Nase. »Wir suchen nicht nach Leonardo Mori, sondern nach dem jungen Mann auf dem Bild. Ist er hier gewesen oder nicht?«
    »Sie suchen«, sagte er betont langsam, »nach Signor Mori. Jedenfalls hat er sich unter diesem Namen bei mir eingetragen. An den Herrn mit der Sonnenbrille kann ich mich nicht erinnern, aber wenn Sie sagen, dass er Leonardo Mori ist, dann klingelt es bei mir. Ist denn der junge Signor Mori mit dem älteren verwandt?«
    Rosa ließ das Blatt sinken. »Er hat hier übernachtet?«
    »Wollte er ein bestimmtes Zimmer

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