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Arkadien 03 - Arkadien fällt

Arkadien 03 - Arkadien fällt

Titel: Arkadien 03 - Arkadien fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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auskommen, aber weder das Buch in Ragusa kaufen noch die Uhr ein paar Tage zurückdrehen konnten. Sie würden sich etwas einfallen lassen müssen, falls sie jemals dort ankamen.
    Sie zog die Kleidung der Malandras aus der Tasche und erwartete den Gestank von Vogelnestern. Stattdessen rochen die Sachen nach Parfüm und waren so schwarz wie ihre eigenen. Sie schlüpfte in eine enge Hose, deren lange Beine sie umschlagen musste, und eine taillierte Bluse. Ein schwarzes Kleid schob sie durch die verschließbare Sichtluke nach hinten in den Laderaum zu Aliza. Ein kleiner Plastikbeutel mit Pillen, ganz unten am Grund der Tasche, erinnerte sie flüchtig an Valerie und die Suicide Queens; sie öffnete das Beifahrerfenster und warf das Tütchen hinaus.
    Alessandro hatte notgedrungen nackt auf der Fahrerseite Platz nehmen müssen. Rosa reichte ihm ein T-Shirt aus der Tasche, damit er sich die Blutreste abwischen konnte. »Vielleicht sollte ich fahren«, sagte sie. »Irgendwer wird irritiert sein, wenn er einen nackten Mann am Steuer sieht.«
    »Die Scheiben sind getönt. So schnell wird niemand was merken.«
    » Ich bin irritiert, wenn ich zu dir rüberschaue.« Nicht nur, weil sie seinen Körper mochte, sondern weil der Blutgeruch die Anziehungskraft zu verstärken schien. Auch sie konnte ihre Tiernatur nicht länger unterdrücken, bei jeder Verwandlung schien ein bisschen mehr davon zurückzubleiben.
    Waren so die ersten Hybriden entstanden? Nicht die Mischkreaturen, die TABULA in ihren Labors gezüchtet hatte, sondern jene Arkadier, die eines Tages scheinbar grundlos im Übergang von einem Körper zum anderen stecken geblieben waren und Merkmale beider Spezies aufwiesen? Seit Alessandro ihr zum ersten Mal von den Hybriden erzählt hatte, musste Rosa immer wieder an sie denken. Es gab beileibe genug andere Dinge, um die sie sich hätte Sorgen machen müssen. Aber die Vorstellung, irgendwann als Freak zu enden, halb Mensch, halb Schlange, setzte ihr stärker zu, als sie wahrhaben wollte.
    Als sie sich im Führerhaus des Transporters umschaute, entdeckte sie hinter dem Fahrersitz eine Decke. Sie zog sie hervor und hielt sie Alessandro hin. Mit einem Seufzen schlug er sie sich umständlich um die Hüften. »Zufrieden?«
    Sie nickte grinsend und nahm sich noch einmal das Handschuhfach vor. Nichts, das Aufschluss über die Auftraggeber der Malandras gegeben hätte. Im Grunde spielte es keine Rolle, welche ihrer Verwandten sie verraten hatten. Rosas Großcousinen, die Direktorinnen der Alcantara-Bank? Eine der Geschäftsführerinnen ihrer Mailänder Firmen, deren Namen sie sich nicht merken konnte? Oder hatten sie alle sich zusammengetan, um mit den Carnevares ein neues Konkordat zu schmieden?
    Schulterzuckend schlug sie die Klappe des Handschuhfachs zu. »Noch acht Ampullen.«
    »Das wird reichen«, sagte er.
    »Was hast du vor?«
    »Ich sorge dafür, dass sie uns alles verrät.«
    Rosa war nicht sicher, ob ihr sein Unterton gefiel. Da klang wieder etwas mit von seiner anderen Seite, die Unerbittlichkeit eines sizilianischen capo . Manchmal gefiel ihr der Hauch von Gefährlichkeit in seinem Wesen, die unterschwellige Drohung gegen alles und jeden, der sich ihnen beiden in den Weg stellte. Heute aber wurde ihr bei diesem Tonfall mulmig.
    »Wie willst du das anstellen?«, fragte sie.
    »Lass mich einfach machen.«
    »Wie, Alessandro?«
    Er ließ den Motor an.

    Der schnellste Weg nach Ragusa war die Küstenstraße 115, aber dort mochte es Kontrollen geben. Stattdessen fuhren sie die Nacht hindurch über verschlungene Bergstraßen im Inland – endlose Serpentinen an kargen Felshängen, die dann und wann von kleinen Weinbaugebieten unterbrochen wurden. Leuchtende Augenpaare beobachteten sie aus Sträuchern und Straßengräben.
    Erst bei Tagesanbruch steuerten sie wieder die Südküste an. Als die Morgenröte über dem Mittelmeer aufstieg, parkte der Transporter an einem verlassenen Sandstrand, nahe einer Ortschaft namens Scoglitti. Ein Stück weiter östlich, jenseits einer sandigen Landzunge, erhob sich ein Leuchtturm, der die letzten Lichtsignale dieser Nacht hinaus auf die See sandte.
    Rosa saß allein vorne im Transporter, drehte das Radio abwechselnd laut und wieder leise und stellte sich ein ums andere Mal die Frage, was sie hier eigentlich taten. Was sie hier tat.
    Aus dem Laderaum drangen gedämpfte Stimmen. Alessandro stellte Fragen, Aliza fluchte oder schrie.
    Rosa kaute an ihren Fingernägeln, und sie hasste das. Hasste

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