Arkadien 03 - Arkadien fällt
dunkel lackiert, und es gehörte nicht viel dazu, sich auszumalen, warum die Heckklappen weit offen standen.
Die Eule drehte eine Viertelrunde um den Hügel und ging in einen rasanten Sinkflug, hielt von hinten auf den Transporter zu, auf die schwarze viereckige Öffnung im Heck. Rosa überlegte kurz, sich zurückzuverwandeln, aber sie ahnte, dass ihr das schlecht bekommen würde. Gebrochene Arme und Beine konnte sie gerade jetzt am wenigsten gebrauchen.
Die Eule stieß ein warnendes Kreischen aus, raste mit irrwitziger Geschwindigkeit auf die Heckklappe zu, ließ Rosa kurz nach hinten schwingen – und gab sie frei.
Der Schwung schleuderte sie geradewegs in den offenen Stahlkasten. Wieder verlor sie jedes Gefühl für unten und oben, dachte noch, dass der Aufprall verdammt wehtun würde – und krachte in derselben Sekunde gegen die Innenwand des Transporters.
Benommenheit saugte sie wie ein Strudel in bodenlose Finsternis. Es war so verlockend, einfach aufzugeben. Aber sie kämpfte gegen den Schmerz und die drohende Bewusstlosigkeit an und es gelang ihr, sich einzuringeln, wieder auseinanderzufedern und auf die offene Luke im Heck zuzuschnellen.
Die Harpyie sank von oben vor den Ausgang, die Flügel weit ausgebreitet. Rosa glaubte, sie wollte ihr den Weg mit den Schwingen versperren, aber dann erkannte sie, dass sich die Flügelspitzen um die offenen Stahltüren bogen und sie mit einem Ruck nach innen zogen, um sie zuzuschlagen.
Rosa verwandelte sich noch in der Bewegung, aus dem Schlängeln wurde ein Stolpern, dann prallte sie mit der Schulter gegen den rechten Türflügel. Es tat höllisch weh, aber damit rammte sie die Klappe wieder nach außen. Die linke Hälfte rastete ein, doch rechts blieb ein Spalt. Sie presste sich von innen dagegen, von außen blockierte die Harpyie sie mit ihrem Flügel. Beide drückten und schoben, mal war der Spalt einen Finger breit, dann weit genug für ein Bein. Als Schlange hätte Rosa hindurchgepasst, aber damit hätte sie den Druck von der Innenseite aufgeben müssen und wäre unweigerlich eingequetscht worden.
Die Rieseneule tobte und fauchte dort draußen, ihr Schnabel schlug durch die Öffnung nach Rosa, um sie zurückzutreiben. Aber Rosa gab nicht nach und erhöhte den Druck, als ihre nackten Füße besseren Halt fanden. In ihrer Schulter loderte heißer Schmerz, der bis in ihre Beine ausstrahlte, und sie spürte den Augenblick kommen, in dem sie nachgeben musste, einfach nicht mehr konnte.
Ein markerschütternder Schrei ertönte im Freien. Im nächsten Augenblick gab es keinen Widerstand mehr. Rosa stieß ein überraschtes Ächzen aus, die rechte Hecktür gab nach und schwang auf. Die Eule war ein Stück zurückgewichen, stieg aber nicht hoch, sondern starrte auf einen Punkt am Rand des Hügels. Rosa versuchte noch, sich festzuhalten, rutschte ab und fiel nach draußen. Sie landete auf Steinen und Gras, wollte zur Schlange werden, war aber zu geschwächt. Alles tat ihr weh, und so versuchte sie nur, auf die Beine zu kommen. Rückwärts stemmte sie sich an der geschlossenen Türhälfte nach oben und folgte dem Blick der Harpyie.
Aus der Dunkelheit schoss Alessandro heran. In seinem Panthermaul trug er etwas, das bei jedem seiner Sprünge hin- und herschwang. Ein helles Ding. Oval. An einem blonden Haarschopf.
Die Harpyie brüllte erneut, als die Raubkatze das Bündel vor ihr auf den Boden spie. Aufgerissene Augen blickten daraus empor. Der Mund stand halb offen. Blut glänzte auf Wangen voller Sommersprossen.
Rosa war wie hypnotisiert vom toten Blick der Malandra-Schwester. Zugleich presste sie sich enger an die Stahltür des Transporters. Die Harpyie fächerte ihre Schwingen auf, wollte aufsteigen, aber da war Alessandro schon bei ihr. Die letzten Meter überwand er mit einem kraftvollen Sprung, dann krachten sie ineinander.
Wie ein Geschoss rammte er die gefiederte Brust der Eule, warf sie nach hinten und landete auf ihr. Sie hackte mit dem Schnabel nach ihm, traf aber nur ins Leere. Brüllend riss er das Maul auf und grub die Zähne in braune Federn. Seine Kiefer schlossen sich um den Hals der Harpyie, während aus ihrer Kehle hysterisches Kreischen, dann ein gepresstes Gurren drang.
Rosa sprang zu ihm. »Nein!«, rief sie Alessandro zu.
Er knurrte wutentbrannt, so sehr Raubtier, dass sie schauderte. Aber dann legte sie eine Hand auf sein seidiges Fell, fühlte, dass es blutgetränkt war, und sagte: »Du hast sie besiegt. Du brauchst das nicht zu
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