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Arkadien 03 - Arkadien fällt

Arkadien 03 - Arkadien fällt

Titel: Arkadien 03 - Arkadien fällt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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tun.«
    Die Harpyie verwandelte sich unter ihm. Die Schwingen legten sich seitlich an ihren Körper und verschmolzen mit einer grazilen Kontur. Aus dem mächtigen Vogel wurde ein gefiedertes Mädchen, eine junge Frau vielleicht, so genau war das noch nicht zu erkennen. Dann zogen sich die Federn unter die Haut zurück und der Schnabel zerfloss zu einem Mund. Sie war ein Ebenbild der Toten, genauso sommersprossig, mit spitzem Kinn und gerader Nase. Rosa hatte Furcht in ihren Zügen erwartet, aber stattdessen war da nichts als Hass. Alessandro hatte ihre Schwester getötet. Ein Blick genügte, um zu wissen, dass sie nicht um ihr Leben betteln würde.
    Die Pantherkiefer zogen sich langsam von ihrer Kehle zurück, nur eine Handbreit, um sie in Sekundenschnelle doch noch zerfleischen zu können.
    Rosas nackte Haut glänzte vor Schweiß, ihre Knie drohten nachzugeben. Aber sie konnte nicht anders, als in dieses zornige Gesicht zu blicken und nach Antworten zu suchen. Wer hatte sie geschickt? Warum wollte man sie lebend fangen, statt sie wie Quattrini sofort zu töten?
    Ihre Gefangene war nur wenige Jahre älter als sie selbst, höchstens Anfang zwanzig. Das blonde Haar klebte ihr in Strähnen an Kopf und Gesicht.
    »Wie heißt du?«, fragte Rosa.
    Als Antwort erhielt sie eine Grimasse. Die junge Frau war sich ihrer Rückverwandlung noch nicht gänzlich bewusst, ein Teil von ihr hielt sich nach wie vor für eine Eule.
    Alessandro knurrte angriffslustig.
    »Dein Name«, verlangte Rosa.
    »Aliza Malandra.«
    »Wer hat euch beauftragt?«
    Alizas Gesicht überzog sich mit Federn. Sofort schoss das Panthermaul vor und legte sich um ihren schmalen Hals. Das Gefieder bildete sich wieder zurück.
    Rosa kam ein Gedanke. Sie lief leicht taumelnd zum vorderen Teil des Transporters, öffnete die Beifahrertür und blickte in den Fußraum vor dem Sitz. Dort lag eine offene Reisetasche, aus der zusammengeknüllte Kleidung quoll. Rosa zog am Griff des Handschuhfachs; es klemmte. Sie hieb mit der Faust gegen die Klappe und prompt sprang sie auf. Im Inneren fand sie, was sie suchte: einen silbernen Injektor mit kurzer Kanüle. Hinten war eine gläserne Ampulle mit klarer Flüssigkeit aufgeschraubt.
    Wer Arkadier einfangen und entführen wollte, brauchte etwas, um sie von unliebsamen Verwandlungen abzuhalten. Es lag auf der Hand, dass die Malandras ein Kontingent des TABULA-Serums dabeihatten.
    Mit dem Injektor kehrte sie zu den beiden zurück und verabreichte Aliza eine doppelte Dosis. Erst als sich ihr Körper nicht mehr veränderte, hörte Alessandro auf, vor ihren Augen die Zähne zu fletschen.
    »Wer hat euch angeheuert?«, fragte Rosa noch einmal.
    »Fick dich.«
    »Alcantaras? Oder Carnevares?«
    Verächtliches Schweigen.
    Rosa ging neben Aliza in die Hocke. »Wenn wir dich in den Wagen sperren und von hier abhauen, dann können wir den Kopf deiner Schwester mitnehmen – oder wir lassen ihn hier liegen, für die streunenden Hunde und die Wildkatzen. Was ist dir lieber?«
    Aliza biss sich auf die Unterlippe. Da war schon vorher Blut an ihrem Mund gewesen, vielleicht ihr eigenes, vielleicht das von Alessandro. Aber Rosa entdeckte keine Verletzungen in seinem schwarzen Fell.
    Sie beugte sich über die Gefangene. »Wer?«
    »Deine eigene Brut«, flüsterte Aliza und blinzelte Tränen fort. »Und seine.«
    »Aber ihr solltet uns nicht töten?«
    »Ihr habt den Tod verdient für das, was ihr Saffira angetan habt.«
    »Was war euer Auftrag?« Rosa deutete auf den Transporter. »Wohin wolltet ihr uns bringen?«
    Aliza schloss die Augen. »Die Dynastien jagen euch«, sagte sie leise. »Am Ende wird es keinen Ort mehr geben, an dem ihr euch verkriechen könnt. Er kehrt zurück und Arkadien erwacht.«

Brandung
    I n der Reisetasche vor dem Beifahrersitz des Transporters fanden sie nicht nur die Kleidung der Schwestern, sondern auch deren Handys und Bargeld, knapp vierhundert Euro. Rosa bemerkte ein wenig schockiert, wie rasch sie sich in den vergangenen Monaten an den Reichtum der Alcantaras, an das Leben in Villen und allen erdenklichen Luxus gewöhnt hatte. Nachdem man ihr nun auf einen Schlag alles genommen hatte, erhielt das Geld wieder jenen Wert, den es früher für sie gehabt hatte, in ihrer zugigen Wohnung in Crown Heights. Vierhundert Euro kamen ihr vor wie ein kleines Vermögen.
    Sie hielt die Scheine aufgefächert in den Händen und starrte sie nachdenklich an, bis Alessandro sie daran erinnerte, dass sie damit zwar eine Weile

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