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Arkonadas Totenbuch

Arkonadas Totenbuch

Titel: Arkonadas Totenbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ruhig.« Es war dumm, daß sie meine Sprache nicht verstand. Ich konnte auch kein Griechisch, deshalb versuchte ich es mit Latein. »Silencium!«
    Dieses Wort wurde bestimmt international verstanden. Behutsam löste ich meine Handfläche von ihren Lippen. Scharf atmete sie ein und preßte beide Hände in Herzhöhe auf die Brust. Sie sprach mich an. Es klang wie eine Frage. Wahrscheinlich wollte sie wissen, wo wir uns befanden. Leider konnte ich ihr keine Antwort geben, sie hätte mich ja nicht verstanden.
    Dann redete sie weiter. Sie sagte nur ein Wort, das ich allerdings genau hörte.
    »Eli?«
    Ich nickte zweimal.
    Erschrecken breitete sich in ihren Augen aus. Das Mädchen oder die junge Frau mußte eine schreckliche Angst vor der Blutgöttin haben, wenn sie so ragierte. Allein das Aussprechen des Namens Eli verbreitete Furcht und Panik, und sie konnte sich auch vorstellen, was mit ihr geschah, denn durch die Körpersprache versuchte sie es, mir deutlich zu machen.
    Sie hockte noch immer in der verdammten Totenkiste. Im schmalen Licht meiner Lampe sah ich ihre Bewegungen, die sie ruckartig vollführte, die Hand streckte und mit der Schmalseite an ihrer Kehle entlangfuhr. Die internationale Geste des Tötens.
    Die junge Frau glaubte also, von Eli umgebracht zu werden. Mit dieser Annahme hatte sie gar nicht mal so unrecht. Die Blutgöttin würde weder sie noch mich am Leben lassen.
    Noch hielt sie sich zurück.
    Irgendwo in der tiefen Finsternis mußte sie ihr Versteck haben und auf den Zeitpunkt warten, um zuschlagen zu können.
    Abermals veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. Er zeigte die Qualen an, die sie innerlich empfand. Sie hob auch den Arm, wies in die Höhe, und ich wußte genau, was sie mit dieser Geste andeuten wollte. Von dort oben waren wir gekommen, da befand sich der Ausgang, aber es würde uns nicht gelingen, den gleichen Weg wieder zurück zu nehmen. Ich hob die Schultern.
    Sie verstand, nickte und verließ endlich den Sarg. Dabei fiel ihr Blick auf den zweiten, den leeren. Für einen Moment blieb sie stehen, rührte sich nicht, dachte nach, sprach einige flüsternde Worte, schaute mich an, und ihr Blick glitt dabei besonders über meine fremde Kleidung, die ihr aber bekannt vorkommen mußte, denn sie gehörte schließlich ihrem Ehemann.
    Gern hätte ich ihr alles mit Worten erklärt. Da sie mich nicht verstand, mußte ich mich auf Zeichen beschränken.
    Ich deutete auf den zweiten Sarg, danach auf mich und wieder auf den Sarg.
    Staunend verfolgte sie meine Bewegungen, bis sie heftig nickte. Ein Zeichen, daß sie verstanden hatte.
    Ich war froh.
    Wir standen jetzt nebeneinander. Die Frau war ziemlich klein, ich konnte auf ihren sorgfältig gekämmten Scheitel schauen und auch in das blasse Gesicht, in dem sich die großen Augen plötzlich mit Tränen füllten. Einen Moment später ließ sie sich gegen mich fallen, auch in den Arm nehmen und begann zu weinen.
    Es war gut.
    Manchmal reinigte der Strom der Tränen auch den Schrecken oder den Druck der Seele.
    Ich schaute über sie hinweg in die tiefe Dunkelheit hinein, die auch weiterhin so tintig blieb und von keinem Lichtstrahl erhellt wurde. Wenn die Blutgöttin irgendwo im Hintergrund lauerte, mußte sie sich gut versteckt halten und auch Zeit haben, da sie einen direkten Angriff immer weiter hinausschob. Die würde nicht ewig währen. Mir fiel auf, daß ich keinen Gesang mehr hörte. Nur das Weinen der jungen Frau war zu vernehmen. Schluchzende und seufzende Geräusche in einer ansonsten drückenden Stille.
    Als tröstende Geste strich ich über das dunkle Haar und fühlte die Weichheit der einzelnen Strähnen. Vielleicht hätte ich auch tröstende Worte sagen sollen, um sie durch den Klang meiner Stimme wieder zu beruhigen.
    In den letzten beiden Minuten hatte ich mich sehr stark auf die junge Frau konzentriert. Das allerdings änderte sich schlagartig, als ich im Hintergrund der Höhle plötzlich eine Bewegung sah. Die Dunkelheit blieb, nur wurde sie durch einen flackernden Schein regelrecht gespalten oder zerrissen.
    Es waren Flammen!
    Feuer kann Dämonen vernichten, es kann ihnen aber auch Kraft geben, je nach dem, wie sie es einsetzten. Im Fall der Blutgöttin ging ich davon aus, daß die Flammen nicht vernichten wollten, sondern mithalfen, dieses finstere Dämonenwesen aufzubauen.
    Die Flammen brannten zuckend. Sie besaßen eine völlig normale, rotgelbe Farbe, aber sie wirkten trotz ihrer Bewegungen irgendwie eingeengt und geformt, als

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