Arkonadas Totenbuch
Verband. Wieder mußte Bettwäsche herhalten. Während sie Suko verarztete, berichtete er, was ihm und John Sinclair widerfahren war und welche Spur sie in die schroffe und unwirtliche Bergwelt der Insel Kreta geführt hatte. Ein weiterer Zuhörer gesellte sich zu ihnen. Es war Myxin, der kleine Magier. Suko begrüßte ihn mit einem Lächeln und hörte, wie Myxin sagte: »Dann müßten wir in das Kloster.«
»So ist es.«
»Stehst du mit John in irgendeiner Verbindung?« erkundigte sich die Schöne aus dem Totenreich und schaute den Inspektor aus ihren dunklen Augen zwingend an.
»Nein, leider nicht. Wir haben keine Walkie-talkies mitgenommen. Ich kann nur hoffen, daß der Bluff noch nicht aufgefallen ist und John es schafft, Eli zu besiegen.«
»Das wird sehr schwer werden«, behauptete Myxin. »Du kennst sie noch von damals, aus den alten Tagen?«
Myxin nickte. »Leider!« Vor seinen nächsten Worten lächelte er. »Sie hatte schon damals keinen guten Ruf, wenn man bei Dämonen überhaupt von einem Ruf sprechen kann. Kurzum, sie gehört zu den gefährlichsten schwarzmagischen Wesen, die der alte Kontinent je hervorgebracht hat, denn sie beherrschten die alten Sprachen und Dialekte, die in den Grüften und Schlünden der Unterwelt des alten Kontinents geboren wurden.«
»Hast du diese Sprache nicht auch gelernt?« erkundigte sich Suko.
»Nein, ich nicht. Unsere Gebiete waren zu verschieden. Ich hatte mit der Unterwelt von Atlantis nichts zu tun.«
»Ist sie denn zerstört worden?«
Suko hatte seine Frage an Myxin gerichtet, der jedoch blieb eine Antwort schuldig. Er blickte erst Kara, dann den Eisernen an, doch er erntete von ihnen nur ein Achselzucken. Sie wußten auch nicht genau Bescheid, ob vielleicht beim Untergang irgend etwas abgespalten worden war und sich in die Gegenwart hinüber gerettet hatte.
»Zumindest Eli«, sagte Kara. »Denn sie hatte, soviel ich weiß, ihre Wohnstatt tatsächlich in den finstersten Schlünden.«
»Eli, Arkonada, das Totenbuch.«
Suko zählte die drei wichtigen Dinge auf. »Was davon können wir streichen?«
»Arkonada!«
Der Inspektor schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, ob wir ihn so einfach aus dem Spiel herauslassen können.«
»Er ist vernichtet worden«, widersprach der Eiserne. »Erinnere dich an den Planeten der Magier…«
»Schon, er wurde in seine Schattenteile zerrissen, aber das ist mir nicht genug. Wer sagt mir denn, daß es Eli nicht gelungen sein kann, dieses Schatten-Puzzle wieder zusammenzusetzen?«
Myxin meldete sich. »Da könnte Suko recht haben«, sagte er. »Auch ich bin der Ansicht, daß wir diesen Gedanken nicht aus dem Hinterkopf verlieren sollten. Zumindest hat die Blutgöttin Arkonadas Kräfte übernommen. Hätte sie sonst die flaming stones manipulieren können?«
Niemand widersprach, und Suko versuchte sich wieder mit einigen Freiübungen. Er war es gewohnt, Schmerzen zu ertragen, deshalb biß er die Zähne zusammen, und nichts in seinem Gesicht deutete daraufhin, welches Brennen seinen verletzten Arm durchzuckte.
»Wir sollten gehen«, schlug er vor. »Der Weg zum Kloster wird einige Zeit in Anspruch nehmen.«
»Gehen?« lächelte der Eiserne. »Das kommt nicht in Frage. Wir werden eine Reise unternehmen. Du, Suko, zusammen mit mir. Kara und Myxin auf dem Wege der Teleportation.«
Dagegen hatte der Inspektor nichts einzuwenden!
***
Ich stand so steif, als wäre ich festgefroren und spürte den Druck der Hand an meiner Wade. Ich konzentrierte mich sogar auf ihn und stellte fest, daß es sich dabei um keine Klaue handelte, sondern um eine normale Hand. Deshalb verflüchtigte sich mein erster Schrecken auch sehr schnell.
Wer mich da angefaßt hatte, war leicht zu erraten, ich wollte nur noch die Gewißheit gaben, drehte mich um und leuchtete schräg in die Tiefe, wo ich die junge Griechin sah, die aus ihrer Lethargie erwacht war und sich hingesetzt hatte.
Als der dünne Lichtfinger ihr Gesicht traf, kniff sie die Augen zusammen, weil sie geblendet wurde.
Sie öffnete den Mund, wahrscheinlich wollte sie schreien, das konnte ich nicht riskieren, deshalb war ich sofort bei ihr, kniete mich neben den Sarg und drückte meine Hand auf ihren Mund, so daß der Ruf schon im Ansatz gestoppt wurde.
Meine Hand verdeckte fast die Hälfte ihres Gesichts. Über meinen Daumen sah ich einen Teil ihres Nasenbeins und die großen, erschreckten Augen so wie die blasse, mit feinen Schweißperlen bedeckte Stirn.
»Ruhig«, flüsterte ich. »Nur
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