Arkonadas Totenbuch
Blick, konnte aber noch nichts erkennen, bis die Flamme noch schmaler wurde, aufstieg und die Dunkelheit aufhellte. In dieser unnatürlichen Helle erschien etwas, das mich an einen bestimmten Vorgang erinnerte, wobei ich nicht genau wußte, an welchen. Ich mußte noch warten und fühlte meine innere Spannung wie ein Fieber, das sich noch steigerte.
Über den Flammenspitzen begann ein Tanz, der mehr einem Zucken von irgendwelchen Gegenständen glich, die ich nicht einordnen konnte, weil, sie sich schnell bewegten und laufend ihre Position veränderten. Wie Schatten…
Nein, nicht nur wie Schatten, das waren Schatten, die aus der Höhlentiefe erschienen sein mußten, möglicherweise angelockt durch das Feuer, und jetzt umtanzten sie es.
Sie zeigten einen lautlosen, zuckenden Wirbel und benahmen sich so, als würden sie einfach dazugehören, um diesen magischen Vorgang die Krone aufsetzen zu können. Ein für mich faszinierender Anblick, für meine Begleiterin ebenfalls, denn sie schaute aus weit geöffneten Augen dem Feuer-und Schattentanz entgegen, der meiner Ansicht nach allein durch die Magie der Blutgöttin gelenkt wurde.
Hände - Feuer - Schatten!
Was würde noch alles hinzukommen, denn ich glaubte nicht daran, daß dies schon der Höhepunkt sein sollte. Irgend etwas fühlte ich noch. Ich achtete sehr auf mein Gefühl, das mich auch diesmal nicht im Stich ließ, denn der Schattentanz wurde noch hektischer, und über den zuckenden, schwarzen Teilen erschien das, von dem ich bisher nur gehört, es aber nie zuvor gesehen hatte.
Ein schwarzes Buch.
Arkonadas Toten buch!
***
Es war ein Bild wie auf der Bühne, und ich wurde von dessen stummer Dramatik regelrecht gefesselt. Das Totenbuch, eingehüllt in einen pechschwarzen Einband, war zugeklappt, hing schräg in der Luft und senkte sich allmählich den Flammen entgegen, als würde es mit seiner oberen Kante an einer Schnur hängen, die für uns nicht sichtbar war. Umringt von den Schatten, geleiteten sie das Buch immer tiefer und damit auch den Flammen entgegen.
Wollten sie es verbrennen?
Auch wenn alles darauf hindeutete, daran glauben konnte und wollte ich trotzdem nicht. Nein, man verbrannte kein Buch, in dem die Geheimnisse einer uralten Welt und einer nicht faßbaren Dimension verborgen waren. Das Hinabtauchen mußte einen anderen Grund haben.
Es fiel mir schwer, das Totenbuch aus meinem Gedächtnis zu verbannen, aber ich mußte mich auf die Schatten konzentrieren, die lebten und in denen wahrscheinlich noch der Geist des mächtigen Dämonendieners Arkonada steckte.
Er war damals zerstört worden, wenigstens in seiner körperlichen Gestalt. Aber die Schatten waren von ihm zurückgeblieben, und diese amorphen Körper konnten ebenfalls brandgefährlich werden, da sie sich um den Hals der Menschen legten und ihnen die Luft nahmen. In jedem dieser Schatten steckte der Geist Arkonadas. Und jeder Schatten besaß etwas von seiner schwarzmagischen Kraft und Stärke. Hinzu kam das Buch.
Ein Foliant, geschrieben, um Furcht, Angst und Schrecken zu verbreiten. Der die Blutgöttin Eli auf den Thron hob und im alten Atlantis schon für einen magischen Aufruhr gesorgt hatte.
Dieses Totenbuch, vereint mit Eli und den Resten des Dämonendieners Arkonada, war eine Gefahr, der ich mich allein kaum entgegenstellen konnte und daher ziemlich chancenlos war.
Noch geschah nichts, was mich unmittelbar betraf. Deshalb konnte ich über eine Chance oder einen Ausweg nachsinnen.
Diese Chance gab mir der Anblick der im Hintergrund wartenden Kuttenträger. Ich hatte nicht feststellen können, auf welchem Weg es ihnen gelungen war, in diese Grotte, Höhle oder Kaverne zu gelangen. Wahrscheinlich nicht durch den Schacht. Demnach konnte oder mußte es noch eine andere Möglichkeit geben, diese Tiefe zu verlasen. Wenn es mir gelang, diesen Weg zu finden, war schon einiges gerettet. Ich konzentrierte mich wieder auf das schwarze Totenbuch. Es war mittlerweile so tief gesunken, daß es bereits von den ersten Flammenzungen erfaßt werden konnte und eigentlich hätte verbrennen müssen, das passierte nicht. Es tauchte in die Flammen ein. Ein unwirkliches Bild, da es zudem noch von den Schatten begleitet wurde. Endlich bekam ich die Gewißheit, daß es sich bei den zuckenden Zungen um ein magisches Feuer handeln mußte, sonst wäre das Buch längst vernichtet worden.
Es glitt den beiden auffangbereiten Händen der Blutgöttin entgegen, berührte die Handfläche, und genau in diesem
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