Arktis-Plan
Unteroffizier sah ihn finster an und schüttelte den Kopf. »Nein, Sir. Ihnen entgeht das Wesentliche. Es war ein noch dümmerer Fehler. Sie haben Ihre Leute weder Ihren noch den eigenen Rücken decken lassen.«
Smith blickte auf. »Was soll das heißen?«
»Das soll heißen, dass Sie Ihr Team nicht genutzt haben, Sir. Sie haben die Männer nicht auf Überwachungsposten stationiert, sondern ihnen lediglich gesagt, sie sollten sich nicht von der Stelle rühren. Vielleicht wären sie sogar damit durchgekommen, wenn ihr stellvertretender Teamleiter ein erfahrener Unteroffizier gewesen wäre. Dann hätte er von sich aus Verteidigungsmaßnahmen ergriffen. Man hätte es ihm gar nicht erst befehlen müssen. Aber Sie hatten
einen grünen Jungen zugeteilt bekommen, der das Denken seinen Vorgesetzten überlässt. Sie haben die Fähigkeiten Ihrer Leute nicht berücksichtigt. Das war Ihr zweiter Fehler.«
Smith nickte zustimmend. »Was noch?«
»Auf dem Berggrat hätten Sie ein weiteres Augenpaar gut gebrauchen können. Dann hätten Sie Ihre Ziele unter Umständen schneller erfasst und hätten eher wieder von dort verschwinden können.«
Smith zog gar nicht erst in Betracht, ihm zu widersprechen. Man erhob keine Einwände, wenn man selbst wusste, dass man im Unrecht war. »Verstanden. Ich gebe Ihnen in allen Punkten Recht, Sergeant. Ich habe es vermasselt.«
»Ja, Sir. Das ist wahr. Aber die Art und Weise, auf die Sie es vermasselt haben …« Der Sergeant zögerte. »Ich bitte um Verzeihung, Colonel, aber darf ich Ihnen inoffiziell etwas sagen?«
In die Stimme des Rangers hatte sich jetzt eine Förmlichkeit eingeschlichen, die häufig zum Vorschein kam, wenn ein Unteroffizier gegenüber einem Vorgesetzten ein potentiell heikles Thema anschnitt.
»Ich bin hier, um etwas dazuzulernen, Sergeant.«
Der Ausbilder kniff die Augen zusammen und sah Smith nachdenklich an. »Sie sind Agent, nicht wahr, Colonel? Ein echter Agent, nicht nur ein Pillendreher, der eine Bestätigung für seine Teilnahme am Kurs braucht.«
Smith wollte Zeit gewinnen. Er ölte den abmontierten Bolzen seines Gewehrs sorgfältig ein, während er über seine Antwort nachdachte.
Covert One existierte nicht. Smith gehörte keiner derartigen Organisation an. Dabei musste er bleiben. Und doch konnte kein Zweifel daran bestehen, dass dieser angegraute Mann mit seiner Erfahrung bei Sondereinsatzkommandos ihn durchschauen würde, wenn er ihm Blödsinn erzählte. Außerdem war Smith hierher gekommen, um etwas zu lernen, vor allem über sich selbst.
»Ich mache das nicht nur für die Bescheinigung, Sergeant«, erwiderte er, nachdem er seine Worte sorgsam gewählt hatte.
Der Ranger nickte. »Ich verstehe, was Sie damit sagen wollen, Sir.«
Jetzt legte der Ausbilder eine nachdenkliche Pause ein. »Wenn Sie Agent wären«, fuhr er schließlich fort, »würde ich sagen, dass Sie oft im Alleingang gearbeitet haben.«
»Wie kommen Sie darauf?«, erkundigte sich Smith vorsichtig.
Der Ranger zuckte die Achseln. »Es ist beim besten Willen nicht zu übersehen, Sir. In vieler Hinsicht sind Sie gut. Und damit meine ich, verdammt gut. Jeder Schritt, den Sie selbst unternehmen, sitzt einwandfrei. So gekonnt habe ich das nur selten gesehen. Aber das gilt eben nur für Ihre eigenen Unternehmungen. Sie haben immer wieder versucht, alles allein hinzukriegen.«
»Ich verstehe«, erwiderte Smith bedächtig und ließ die Übungen des Vormittags noch einmal vor seinem geistigen Auge vorüberziehen.
»Ja, Sir. Sie vergessen, sich Gedanken um Ihre Leute zu machen, und Sie vergessen auch, für Ihre Leute mitzudenken«, fuhr der Unteroffizier fort. »Der Plan, den Sie heute Morgen auf dem Bergkamm verfolgt haben, hätte sich wahrscheinlich für einen Einzelnen blendend bewährt, aber Sie waren zu mehreren. Ich weiß nicht genau, was Sie bei der Armee tun, Colonel, aber was auch immer es ist – Sie vergessen darüber, wie man Befehle erteilt.«
Er vergaß, wie man Befehle erteilte? Das war eine harte Beurteilung für jeden Offizier – eigentlich sogar eine ausgesprochen brutale Bewertung. War es denkbar, dass sie berechtigt war?
Das war eine beunruhigende Vorstellung, aber nicht ganz von der Hand zu weisen, wenn man die Besonderheiten und die Umwege seiner beruflichen Laufbahn bedachte.
Das USAMRIID war keine konventionelle Einheit der Armee. Bei der Mehrheit des Personals, das dort arbeitete, handelte es sich um Zivilisten wie seine verstorbene Verlobte Dr. Sophia
Weitere Kostenlose Bücher