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Arktis-Plan

Arktis-Plan

Titel: Arktis-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Ludlum
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Auftraggeber?«
    »Richtig, Jon. Es ist eine lange Geschichte, aber diesmal scheint es tatsächlich so, als würden wir für die Russen arbeiten.«

Kapitel fünf
    Beijing
     
     
    Randi Russell saß in dem kantonesischen Restaurant, das man von dem geräumigen und irgendwie leicht angestaubten Foyer des Hotel Beijing aus betrat, und nahm zum Frühstück Dim Sums und grünen Tee zu sich.
    Sie hatte schon bei etlichen Gelegenheiten innerhalb von Rotchina für die CIA gearbeitet und diesen Einsatzbereich, wenn es auch noch so seltsam war, als vergleichsweise angenehm empfunden.
    Die gigantische Staatssicherheitsmaschinerie der Volksrepublik China war allgegenwärtig und surrte und klapperte stets im Hintergrund. Da sie eine Idowai war, eine Ausländerin, wurde jede Taxifahrt und jede Bahnfahrt, die sie unternahm, gemeldet. Jedes Ferngespräch, das sie führte, wurde abgehört und jede E-Mail gelesen. Jeder Reiseleiter, Dolmetscher, Hotelmanager oder Reisebürokaufmann, mit dem sie zu tun hatte, würde der ihm oder ihr zugeteilten Kontaktperson bei der bewaffneten Volkspolizei Meldung erstatten.
    Alles war derart von diesem Mechanismus durchdrungen, dass er tatsächlich schon gegen sich selbst zu arbeiten begann. Als Spionin war Randi niemals in Versuchung, in ihrer Wachsamkeit nachzulassen oder ihre Tarnung zu vernachlässigen, weil ihr stets akut bewusst war, dass sie unter Beobachtung stand.
    Heute Morgen würden ihre Beobachter eine zweifellos attraktive amerikanische Geschäftsfrau von Anfang dreißig vor sich sehen, die ein elegantes beiges Strickkleid und teure Pumps mit nicht allzu hohen Absätzen trug. Kurzes zerzaustes goldblondes Haar umrahmte
ihr Gesicht, das nur einen Hauch von Schminke und ein paar kleine Sommersprossen auf dem Nasenrücken aufwies. Ihre Züge waren so offen wie die einer Unschuld vom Lande.
    Nur einem Berufskollegen oder einer Kollegin hätte eine Abweichung von der Norm auffallen können und auch das nur, wenn ihr diese Person tief in die dunkelbraunen Augen geschaut hätte. Dort waren eine Spur von Trostlosigkeit und eine nie nachlassende Wachsamkeit zu erkennen, mit der sie ihre Umwelt im Auge behielt – das unverwechselbare Kennzeichen eines Menschen, der beides schon gewesen ist: Jäger und Gejagter.
    Heute ging sie auf die Jagd oder pirschte sich zumindest an.
    Randi hatte ihren Tisch im Café mit großer Sorgfalt gewählt. Von dort aus bot sich ihr ein freier Blick auf das Hotelfoyer zwischen den Aufzügen und dem Haupteingang. Diesen Bereich suchte sie nur aus dem Augenwinkel ab. Während sie dann und wann einen Happen aß und einen Schluck trank, schien ihre Aufmerksamkeit vollständig von dem aufgeschlagenen Geschäftsordner in Anspruch genommen zu werden, der vor ihr auf dem Tisch lag und in Wahrheit völlig unbedeutend war.
    In unregelmäßigen Abständen warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr, als hätte sie die Zeit bis zu einem Termin zu überbrücken.
    Dabei hatte sie gar keinen Termin. Aber eine andere Person könnte einen Termin haben. Am Vorabend hatte sie die Abflugzeiten von Air Koryo, der staatlichen nordkoreanischen Fluglinie, auswendig gelernt und in die kommenden Minuten könnte unter Umständen der kritische Zeitpunkt fallen.
    Randi hatte das Hotelfoyer jetzt schon fast zwei Stunden lang im Auge behalten. Wenn sich innerhalb der nächsten fünfzehn bis zwanzig Minuten nichts tat, würde ein anderes Mitglied der CIA-Zelle, der das Hotel zugeteilt worden war, die Überwachung übernehmen, und Randi würde sich zurückziehen, bevor ihr Herumlungern Verdacht erregte. Den Rest des Tages würde sie mit
Beschäftigungen verbringen, wie man sie von einer jungen Geschäftsfrau in der chinesischem Hauptstadt erwartet hätte, im Grunde genommen allesamt so belanglos wie der Bericht, den sie gerade las.
    Aber jetzt hatte sie eine Aufgabe und ihr entging nicht, dass die beiden Männer durch das Foyer liefen.
    Der Kleinere, Schmächtigere und Nervösere von beiden war mit Bluejeans und einer Windjacke aus khakifarbenem Nylon bekleidet und trug eine reichlich ramponierte Computertasche wie eine Kostbarkeit.
    Der zweite Mann, der größer, stämmiger und älter war, trug einen schlecht geschnittenen schwarzen Straßenanzug und hüllte sich in eine Aura von grimmiger Verschlossenheit. Jemand, der mit asiatischer Völkerkunde vertraut war, hätte die beiden als Koreaner erkennen können. Randi Russell wusste , dass sie es waren. Der Mann im Anzug war ein Agent der

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