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Arm und Reich

Arm und Reich

Titel: Arm und Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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Sammlern zutage, die ungeschlif­fene Steinwerkzeuge benutzten und die Töpferei noch nicht kannten. Die ersten Anzeichen für einen Wandel in Ostasien stammen aus China, wo um 7500 v. Chr. Überreste von Kulturpflanzen, Knochen von Haustie­ren, Töpferwaren und geschliffene (neolithische) Stein­werkzeuge auftauchten. Dieser Zeitpunkt und der Be­ginn von Jungsteinzeit und Landwirtschaft in Vordera­sien liegen höchstens tausend Jahre auseinander. Da über das Jahrtausend davor für China nur wenig ar­chäologische Erkenntnisse vorliegen, läßt sich gegen­wärtig nicht entscheiden, ob die Landwirtschaft in Chi­na, verglichen mit dem Fruchtbaren Halbmond, etwa zur gleichen Zeit, etwas früher oder etwas später auf den Plan trat. Kein Zweifel besteht jedoch an Chinas Rang als eines der ältesten Zentren der Domestikation von Pflanzen und Tieren.
    Möglicherweise gab es in China sogar zwei oder meh­rere voneinander unabhängige Orte, an denen die Land­wirtschaft entstand. Auf die ökologischen Unterschiede zwischen dem kühlen, trockenen Norden und dem war­men, niederschlagsreicheren Süden habe ich ja bereits hingewiesen. Deutliche Unterschiede gibt es aber auch auf gleicher geographischer Breite zwischen dem Küsten­tiefland und den Hochebenen im Landesinneren. In so verschiedenartigen Umgebungen sind natürlich auch un­terschiedliche Wildpflanzen heimisch, so daß angehen­den Bauern in verschiedenen Regionen Chinas jeweils anderes Ausgangsmaterial zur Verfügung gestanden hät­te. Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß die ältesten bekannten Anbaupflanzen in Nordchina zwei dürreresistente Sorten Hirse waren, in Südchina aber Reis, was getrennte Zentren der Pflanzendomestikation in Nord- und Südchina als möglich erscheinen läßt.
    An den Fundstätten mit den ältesten Überresten von Kulturpflanzen fand man auch Knochen domestizierter Schweine, Hunde und Hühner. Zu den ersten Haustieren und Anbaupflanzen gesellten sich nach und nach die vie­len anderen in China domestizierten Pflanzen und Tiere. Von den Tieren spielte sicher der Wasserbüffel die wich­tigste Rolle (als Zugtier, um ihn vor den Pflug zu span­nen), aber auch Seidenraupen, Enten und Gänse hatten ihre Bedeutung. Bekannte chinesische Kulturpflanzen aus späterer Zeit waren Sojabohnen, Hanf, Zitrusfrüchte, Tee, Aprikosen, Pfirsiche und Birnen. Überdies erlaubte die Ost-West-Achse Eurasiens, die ja in frühgeschichtli­cher Zeit die Ausbreitung vieler chinesischer Haustiere und Anbaupflanzen nach Westen ermöglichte, umge­kehrt auch die Ausbreitung zahlreicher domestizierter Pflanzen und Tiere aus dem westlichen Teil Asiens in Richtung Osten nach China, wo sie Bedeutung erlang­ten. Wichtige Beiträge zur frühen chinesischen Land­wirtschaft, die aus dem Westen stammten, waren Wei­zen und Gerste, Kühe und Pferde sowie (von geringerer Bedeutung) Schafe und Ziegen.
    Wie überall auf der Welt führte die Landwirtschaft in China nach und nach auch zu den anderen Kennzeichen der »Zivilisation«, die wir in den Kapiteln 10–13 erör­terten. Eine äußerst kunstvolle Bronzeverarbeitung ent­stand im 3. Jahrtausend v. Chr.; auf ihrer Grundlage be­gann die Herstellung von Gußeisen in China viel früher als irgendwo sonst auf der Welt, nämlich schon um 500 v. Chr. In den 1500 Jahren danach folgte eine Vielzahl weiterer Erfindungen (siehe Kapitel 12); hierzu zählten unter anderem Papier, Kompaß, Schubkarre und Schieß­pulver. Aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. stammen die er­sten befestigten Städte, deren Friedhöfe mit einer großen Bandbreite von karg und üppig ausgestatteten Gräbern nunmehr von Klassenunterschieden zeugen. Beweise für die Existenz von Gesellschaften mit sozialer Schichtung, deren Herrscher große Heere von Arbeitskräften mo­bilisieren konnten, sind auch die Stadtmauern mit ge­waltigen Ausmaßen, riesige Paläste und nicht zuletzt der Große Kanal (längster Kanal der Welt mit fast 1800 Kilometern Länge), der Nord- und Südchina verbindet. Die Existenz der Schrift ist in China erstmals für das 2. Jahrtausend v. Chr. belegt, vermutlich entstand sie aber schon früher. Von jener Zeit an wird unser archäologi­sches Wissen über Chinas werdende Städte und Staaten durch schriftliche Aufzeichnungen über die ersten chi­nesischen Dynastien ergänzt, beginnend mit der Hsia-Dynastie, die um 2000 v. Chr. begründet wurde.
    Was Infektionskrankheiten betrifft, eines der unheil­volleren Nebenprodukte der

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