Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
Xeno-Mitglieder der Konföderation, die einen willkommenen alternativen Standpunkt bei der Interpretation der groteskeren Artefakte beisteuerten.
Michael Saldana war im Jahre 2513 gestorben, und sein Sohn und Erbe hatte mit Stolz den Titel ›Lord Ruin‹ übernommen und die Arbeit seines Vaters fortgesetzt. Soweit es Maurice betraf, gab es nur einen einzigen Grund für die Existenz von Tranquility: Herauszufinden, was die Ursache für die große Katastrophe gewesen war, die zur Zerstörung der Laymil-Habitate geführt hatte. Und er hatte dieses Ziel mit aller Entschlossenheit verfolgt, bis er vor neun Jahren gestorben war. Das war 2601 gewesen.
Seit damals war das Projekt ohne jede Störung weitergeführt worden. Tranquility behauptete, daß der dritte Lord Ruin, Maurices Erbe, die Dinge wie sein Vorgänger sah, aber keine öffentlichen Auftritte liebte. Damals hatte es eine Menge Gerüchte gegeben, die behaupteten, daß die Habitat-Persönlichkeit Tranquility vollständig übernommen hätte oder daß das Königreich Kulu versuchte, sich Tranquility wieder einzuverleiben oder daß die Edeniten es in ihre Kultur assimilieren (frühere Gerüchte hatten behauptet, daß Michael den Samen für das Habitat von den Edeniten gestohlen hätte) und die Adamisten vertreiben wollten. Die Gerüchte hatten sich allesamt als heiße Luft herausgestellt, wie schon einmal. Die Habitat-Persönlichkeit war von Anfang an mit der Verwaltung und der Polizeigewalt Tranquilitys betraut gewesen und hatte stets ihre Sensoren eingesetzt, um die Ordnung zu wahren, und so änderte sich nichts. Die Steuern blieben bei verschwindenden zwei Prozent, die Blackhawks setzten ihre Paarungsflüge fort, Unternehmen wurden begünstigt, kreative Geschäftsideen toleriert. Und solange der Status quo aufrecht erhalten wurde – wen kümmerte es da, ob es BiTek- oder menschliche Neuronen waren, die Tranquility leiteten?
Joshua spürte eine schwere Hand auf der Schulter, als er zum Ausgang humpelte, und das Gewicht setzte sich bis in seinen linken Fuß fort. »Aua!«
»Joshua, mein Freund, mein sehr, sehr reicher Freund! Das ist dein Tag, was? Der Tag, an dem du dein Glück gemacht hast.« Barrington Grier strahlte ihn voller Begeisterung an. »Was wirst du mit dem ganzen Geld anstellen? Frauen? Ein ausschweifendes Leben?« Seine Augen blickten verträumt – er hatte definitiv ein Stimulationsprogramm laufen. Und er hatte auch allen Grund dazu, schließlich war das Auktionshaus mit drei Prozent des Erlöses an jedem Verkauf beteiligt.
Joshua erwiderte das Grinsen ein wenig verlegen. »Nein. Ich kehre in den Weltraum zurück. Ich will mir die Konföderation ein wenig ansehen, herumreisen, du weißt schon, Wanderlust und so.«
»Ah, wenn ich noch jünger wäre, würde ich glatt mit dir kommen. Dieses gute Leben bindet einen an den Boden, und das ist eine verdammte Verschwendung, ganz besonders für jemanden in deinem Alter. Jede Nacht Party bis zum Erbrechen – ich meine, worin liegt am Ende der Sinn von alledem? Du solltest das Geld nehmen und damit irgend etwas bewerkstelligen. Ich bin froh, daß du einen Sinn dafür hast. Und wie wirst du es anstellen? Willst du ein Blackhawk-Ei kaufen?«
»Nein. Ich lasse die gute alte Lady Macbeth wieder instand setzen.«
Barrington Grier schürzte bewundernd die Lippen. »Ich erinnere mich noch an den Tag, als dein Vater hier ankam. Du schlägst nach ihm. Und du hast die gleiche Wirkung auf Frauen, wie ich gehört habe?«
Joshua grinste schief.
»Komm schon«, fuhr Barrington fort. »Ich spendier’ dir ’nen Drink. Nein, besser, ich lade dich zu einem richtigen Essen ein!«
»Vielleicht morgen, Barrington. Heute nacht werd’ ich erst mal feiern, bis ich nicht mehr kann.«
Das Haus am See gehörte Dominiques Vater, der erzählte, daß einst Michael Saldana darin gewohnt hätte. Er hatte darin gelebt in den Tagen, bevor die Sternenkratzer zu ihrer vollen Größe ausgewachsen waren. Das Haus bestand aus einer aufsteigenden Reihe von Zimmern, die in der Steilwand einer Klippe über einem See in der Nähe der oberen Abschlußkappe eingelassen waren. Die Wände sahen aus, als wären sie von Wind und Wetter in den Fels gewaschen worden. Das Dekor im Innern war einfach und trotzdem kostspielig, eine Ferienwohnung, kein normales Heim. Die künstlerischen Arbeiten zahlreicher Epochen waren perfekt integriert worden. In den Ecken gediehen große Pflanzen von den verschiedensten Planeten, die wegen des wunderbaren
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