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Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Armageddon 01 - Die unbekannte Macht

Titel: Armageddon 01 - Die unbekannte Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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wissenschaftlichen Besatzung dringend ärztliche Behandlung benötigten, war Joshuas Vater gesprungen, während die Lady Macbeth sich noch im Gravitationsfeld des Gasriesen befunden hatte. Dabei war ein Teil der Energiemusterschwingungsknoten des Schiffs durchgebrannt, was wiederum zu einer gewaltigen Belastung der verbliebenen Zellen geführt hatte, als der nächste Sprung stattfand. Das Raumschiff schaffte es bis nach Tranquility, eine Distanz von acht Lichtjahren, und verlor dabei vierzig Prozent der verbliebenen Knoten.
    »Er hatte gewaltiges Glück, daß er angekommen ist«, berichtete Joshua. »Die Schwingungsknoten haben zwar einen eingebauten Kompensationsfaktor für den Fall, daß einige versagen, aber mit einem Sprung über diese Entfernung hat Vater wirklich das Schicksal herausgefordert.«
    »Ich kann verstehen, warum du so stolz auf deinen Vater bist.«
    »Nun ja, äh …« Er zuckte die Schultern.
    Der Waggon verringerte die irrsinnige Geschwindigkeit, mit der sie durch das gesamte Habitat gejagt waren, und kam zum Halten. Die Tür glitt auf. Joshua kannte die Station nicht; sie war klein, kaum groß genug, um den gesamten Waggon aufzunehmen, eine kahle weiße Blase aus Polypgewebe. Breite Streifen elektrophosphoreszierender Zellen in der Decke strahlten helles Licht ab, und auf der rückwärtigen Seite des schmalen Bahnsteigs befand sich eine halbkreisförmige Tür aus Muskelmembran. Sie führte ganz gewiß nicht in die Eingangshalle eines Sternenkratzers.
    Die Waggontür glitt wieder zu, und der graue Zylinder glitt geräuschlos auf seiner Magnetschiene zurück in den Tunnel. Der Waggon verschwand außer Sicht. Ein trockener Lufthauch brachte Iones Sarong zum Flattern.
    Joshua verspürte ein unerklärliches Frösteln. »Wo sind wir?« fragte er.
    Ione schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Zu Hause.«
    Verborgene Tiefen. Der Nervenkitzel wollte und wollte sich nicht legen.
    Die Muskelmembran öffnete sich wie ein Paar steinerner Vorhänge, die von unsichtbaren Kräften auseinandergezogen wurden, und Joshua starrte auf das Appartement dahinter. Sämtliche düsteren Vorahnungen waren auf einen Schlag vergessen.
    Sternenkratzerappartements waren auch ohne Geld für teures Mobiliar äußerst luxuriös. Mit genügend Zeit würde das Polypmaterial in jede nur denkbare gewünschte Form wachsen, aber das hier …
    Das Appartement erstreckte sich über zwei Ebenen. Ein rechteckiger Eingangsbereich mit einem eisernen Geländer, das entlang der Seite verlief, die der Tür gegenüber lag. In der Mitte des Geländers eine Freitreppe, die nach rechts und links geteilt in einem gewundenen Halbkreis in die vier Meter tiefer liegende Halle führte. Jede Wand war mit Marmor verkleidet. Oben im Eingangsbereich war der Marmor grün und cremefarben, zu den Seiten der Halle war er purpurn und rubinrot, auf der Rückseite haselnußbraun und saphirfarben, und die Treppen waren schneeweiß. In regelmäßigen Abständen waren Alkoven in die Wände eingelassen, umrahmt von kannelierten zobelschwarzen Säulen. In einem der Alkoven war ein antiker orangefarbener Raumanzug aufgebaut, der Schriftzeichen in russischem Kyrillisch trug. Das Mobiliar war schwer und verspielt, Rosenholz und Teak, auf Hochglanz poliert und mit wunderbaren Intarsien verziert und sehr alt. Meisterwerke von Künstlern aus einem vergangenen Jahrtausend. Ein dichter, lebendiger aprikosenfarbener Moosteppich verschluckte jeden Schritt.
    Joshua ging wortlos zum Treppenabsatz, während er versuchte, die unbeschreibliche Pracht in sich aufzunehmen. Die Wand voraus, dreißig Meter lang und zehn hoch, bestand aus einem einzigen gigantischen Fenster. Dahinter befand sich der Grund eines Ozeans.
    Tranquility verfügte wie alle edenitischen Habitate an seinem südlichen Ende über ein umlaufendes, ringförmiges Salzwasserreservoir. Es war entsprechend der Größe des Habitats acht Kilometer breit und in der Mitte etwa zweihundert Meter tief, mehr ein kleiner Ozean als ein großer See. Beide Küstenlinien bildeten eine Mischung aus kleinen Buchten mit Sandstränden und hohen Klippen. Und über die gesamte Länge des Sees erstreckte sich eine Kette kleiner Inseln und Atolle.
    Joshua erkannte, daß Iones Appartement am Fuß einer der Klippen liegen mußte. Er sah sandigen Meeresboden, der sich bis in dunkelblaue Fernen erstreckte, halb versunkene Felsen, die mit Korallen übersät waren, lange Bänder aus roten und grünen Wedeln, die sich träge im Wasser wiegten.

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