Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
waren. Gwyn wimmerte. Eisige Furcht ergriff Besitz von ihm.
Jackson beugte sich über ihn und entblößte die Zähne zu einem bösen Grinsen. Sie schoben ihm einen Knebel in den Mund und sicherten ihn mit einem Fetzen Stoff. Das Atmen wurde noch mühsamer. Gwyns Nüstern brannten, als er kostbaren Sauerstoff einsaugte. Dann wurde er erneut umgedreht und mit dem Gesicht in den nassen Boden gedrückt. Er sah nichts mehr außer Schlamm und Gras, doch er spürte, wie dünne, harte Schnüre um seine Handgelenke und Knöchel geschlungen wurden. Hände durchsuchten seine Kleidung, glitten in jede Tasche, tasteten den Stoff ab. Ein kurzes Zögern, als sie die eingenähte Tasche auf der Innenseite seines Hosenbeins entdeckten, dann zeichneten sie die Umrisse der kostbaren Jupiter-Kreditdisk nach.
»Ich hab’ sie gefunden, Quinn!« rief Lawrence triumphierend.
Gwyns rechter Daumen wurde gepackt und zurückgebogen.
»Muster kopiert!« sagte Quinn. »Laßt mal sehen, wieviel er hat.« Eine kurze Pause, dann ein leiser Pfiff. »Viertausenddreihundert Fuseodollars! Hey, Gwyn, wo bleibt dein Vertrauen in deine schöne neue Welt?«
Sie lachten grausam.
»OK. Ich hab’s transferiert. Lawrence, tu sie dahin zurück, wo du sie gefunden hast. Sie können die Disk nicht mehr aktivieren, wenn er tot ist. Sie werden niemals erfahren, daß sie vorher geleert wurde.«
Tot. Das Wort durchschnitt Gwyns schleppende Gedanken. Er stöhnte und wollte sich aufrichten. Ein Stiefel krachte in seine Rippen. Er schrie auf, oder zumindest versuchte er es. Der Knebel drohte ihn zu ersticken.
»Er hat ein paar nette Werkzeuge, Quinn«, sagte Lawrence. »Fissionsmesser, Feuerzeug … und das hier ist ein Trägheitsleitsystem! Reichlich Energiemagazine für das Gewehr.«
»Laß es liegen!« befahl Quinn. »Falls irgend etwas fehlt, wenn sie ihn finden, schöpfen sie möglicherweise Verdacht, und das können wir uns nicht leisten. Noch nicht jedenfalls. Wenn wir hier fertig sind, gehört uns sowieso alles.«
Sie hoben Gwyn hoch und trugen ihn wie eine Jagdtrophäe auf den Schultern davon. Zwischendurch, wenn sie ihn von einer Seite zur anderen warfen, verlor er immer wieder für einige Augenblicke das Bewußtsein. Zweige und Äste zerkratzten seine Haut.
Schließlich warfen sie ihn zu Boden. Es war dunkler geworden. Gwyn blickte sich um und erkannte den glatten schwarzen Stamm eines alten Deirar-Baums zwanzig Meter entfernt. Das einzelne, riesige, schirmartige Blatt warf einen dunklen, runden Schatten. Ein Sayce war an den Baum angebunden. Die Kreatur stemmte sich mit aller Kraft gegen die unzerreißbare Silikonleine. Ihre Vorderbeine scharrten im Dreck, als sie immer wieder versuchte, sich auf ihre Bezwinger zu stürzen. Aus den schnappenden Kiefern troffen lange Speichelfäden. Mit erschreckender Klarheit erkannte Gwyn, was als nächstes geschehen würde. Seine Blase leerte sich.
»Stachelt die Bestie auf bis zur Weißglut«, befahl Quinn.
Jackson und Lawrence machten sich daran, den Sayce mit Steinen zu bewerfen. Das Tier jaulte gequält, und sein Körper ruckte, als würden starke Stromstöße hindurchgeleitet.
Gwyn sah, wie ein Stiefelpaar zwanzig Zentimeter vor seiner Nase erschien. Quinn hockte sich vor ihm nieder. »Weißt du, was hinterher passiert, Gwyn? Man wird uns dazu abkommandieren, deiner Witwe auszuhelfen. Die anderen sind alle mit ihren eigenen kleinen Stückchen Paradies beschäftigt. Also wird wieder einmal alles auf die Zettdees abgewälzt, wie immer. Ich werde einer von ihnen sein, Gwyn. Ich werde die arme, trauernde Rachel regelmäßig besuchen. Sie wird mich mögen. Ich sorge schon dafür, verlaß dich drauf. Du und die anderen alle, ihr wollt mit Gewalt glauben, daß diese Welt perfekt ist. Ihr habt euch mit Gewalt eingeredet, daß wir nichts weiter als ein Haufen ganz gewöhnlicher Jungs sind, die ein einziges Mal im Leben Pech hatten. Alles andere hätte eure Träume platzen lassen und euch gezwungen, der Realität ins Auge zu sehen. Illusionen sind so einfach. Illusionen sind der Ausweg von Verlierern. Euer Ausweg. Dein Ausweg und der aller anderen, die im Regen rumlaufen und im Dreck wühlen. In ein paar Monaten liege ich in dem Bett, das du gebaut hast. Ich werde unter dem Dach wohnen, unter dem du geschwitzt hast, und ich werde meinen Schwanz in deine Rachel rammen, bis sie schreit wie eine brünstige Sau. Ich hoffe, die Vorstellung macht dich krank, Gwyn. Ich hoffe, du fühlst dich richtig elend. Weil das
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