Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
das staunende Lächeln eines Zehnjährigen verliehen hatte. Für Ashly war das gesamte Universum ein einziger Quell der Freude. Er lebte für seine Fliegerei, und er bewegte jeden stählernen Vogel mit der Grazie eines Künstlers durch jede denkbare Atmosphäre. Seine von der Konföderierten Raumaufsichtsbehörde erteilte Lizenz besagte, daß er sowohl für atmosphärische als auch für Raumflüge qualifiziert war, doch diese Lizenz war bereits dreihundertzwanzig Jahre alt. Ashly Hanson reiste durch die Zeit. Er war in beträchtlichen Reichtum hinein geboren worden und hatte sein Vermögen 2229 einem Treuhandfonds der Jupiterbank überschrieben (selbst damals schon waren die Edeniten die naheliegendste Wahl gewesen). Als Gegenleistung hatte er einen Wartungsvertrag für seine Null-Tau-Kapsel erhalten. Seitdem verbrachte Ashly abwechselnd fünfzig Jahre in entropiefreier Stasis und fünf Jahre auf Streifzügen durch die Konföderation.
»Ich bin ein Futurologe«, hatte er Joshua erzählt, als sie sich das erste Mal begegnet waren. »Auf einer Einbahnstraße in die Ewigkeit. Ich steige nur hin und wieder aus meiner Maschine aus und werfe einen kurzen Blick in die Runde.«
Joshua hatte ihn angeworben, genausosehr wegen der Geschichten, die Ashly zu erzählen wußte, wie wegen seiner Fähigkeiten als Pilot.
»Wir entfernen den Schaum so, wie es in der Betriebsanleitung steht, ihr beiden«, teilte er den beiden Streithähnen mit.
Das Vokalsynthesizer-Diaphragma in Warlows Brust, unmittelbar über dem Gitter für die Luftaufnahme, stieß ein lautes metallisches Seufzen aus. Er schob seine Quetschblase in den Mund und spritzte ein wenig Champagner in das Ventil. Trinken war eine Sache, die er nicht aufzugeben bereit war, obwohl er dank seiner Blutfilter mit erstaunlicher Geschwindigkeit wieder nüchtern werden konnte, falls es sein mußte.
Meyer beugte sich über den Tisch. »Gibt es denn inzwischen Neuigkeiten über Neeves und Sipika?« fragte er Joshua leise.
»Ja. Hab’ ich ganz vergessen, das kannst du ja noch nicht wissen. Sie tauchten ein paar Tage, nachdem du zur Erde aufgebrochen bist, im Raumhafen auf. Sie wären fast gelyncht worden. Die Serjeants mußten sie beschützen. Sie sitzen im Gefängnis und warten auf ihr Verfahren.«
Meyer runzelte die Stirn. »Warum denn das? Ich dachte, Tranquility würde die Anklagen ohne weitere Verzögerung bearbeiten?«
»Es gibt zahlreiche Hinterbliebene von Schatzsuchern, die nicht wieder aus dem Ring zurückgekommen sind, und sie alle behaupten, Neeves und Sipika wären schuld. Dann ist da noch die Frage des Schadensersatzes. Die Madeeir ist auch nach meiner Aktion mit der Klinge noch gut und gerne anderthalb Millionen Fuseodollars wert. Ich habe auf meine Ansprüche verzichtet, aber ich schätze, die Hinterbliebenen haben ein Recht auf Wiedergutmachung.«
Meyer nahm einen Schluck Champagner. »Eine scheußliche Geschichte.«
»Man überlegt, ob nicht alle Schatzsucherschiffe mit Notfallsendern ausgerüstet werden sollen. Als offizielle Bestimmung.«
»Die Schatzsucher werden gegen eine derartige Vorschrift Sturm laufen. Sie sind viel zu unabhängig.«
»Nun ja, mir ist es egal. Ich arbeite nicht mehr in diesem Geschäft.«
»Nur zu wahr«, sagte Kelly Tirrel. Sie saß eng an Joshua geschmiegt, ein Bein über seinen Oberschenkel geschlagen, den Arm um seine Schultern gelegt.
Eine Haltung, die Joshua als extrem angenehm empfand. Kelly trug ein amethystfarbenes, figurbetontes Kleid mit tiefem, rechteckigem Ausschnitt, der ihm in seiner Position die besten Ausblicke bescherte. Sie war vierundzwanzig, ein klein wenig kürzer als der Durchschnitt, mit rotbraunem Haar und einem zarten Gesicht. In den letzten Jahren hatte sie als freie Mitarbeiterin für die Collins-Nachrichtenagentur im Büro auf Tranquility gearbeitet. Sie hatten sich vor achtzehn Monaten kennengelernt, als Kelly einen Bericht über die Schatzsucher im Ruinenring verfaßte, der in der gesamten Konföderation ausgestrahlt werden sollte. Er mochte Kelly wegen ihrer Unabhängigkeit und der Tatsache, daß sie nicht als reiches Kind zur Welt gekommen war.
»Schön zu wissen, daß du dich um mich sorgst«, sagte Joshua.
»Das tue ich gar nicht. Mir geht es um die verlorenen Daten, falls du dich in diesem fliegenden Relikt von Raumschiff umbringst, das ist alles.« Sie wandte sich an Meyer. »Er will mir partout nicht die Koordinaten dieses Schlosses verraten, das er entdeckt hat.«
»Was für ein
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