Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
Schloß?« fragte Meyer.
»Das Schloß, in dem er das Modulmagazin der Laymil gefunden hat!«
Meyer grinste über das ganze Gesicht. »Ein Schloß also. Davon hast du mir gar nichts erzählt, Joshua! Hast du denn auch Ritter und Magier gefunden?«
»Nein«, erwiderte Joshua todernst. »Es war ein großer, kubischer Kasten. Ich habe es Schloß getauft, weil es so viele Waffensysteme gab. War gar nicht so leicht, sich einen Weg hinein zu bahnen. Eine falsche Bewegung, und …« Tiefe Sorgenfalten durchzogen sein Gesicht.
Kelly drückte sich wenn möglich noch ein wenig fester an ihn.
»Waren die Systeme denn noch in Betrieb?« fragte Meyer vergnügt.
»Nein.«
»Und warum war es dann gefährlich?«
»Ein paar der Systeme hatten noch Energie in ihren Speicherzellen. Und wenn man bedenkt, wieviel molekulare Abrasion es dort draußen im Ring gibt, dann hätte vielleicht eine einzige Berührung ausgereicht, um sie zu aktivieren. Sie wären in einer gewaltigen Kettenreaktion in die Luft geflogen.«
»Modulmagazine und aufgeladene Energiezellen! Das war wirklich ein phantastischer Fund, Joshua!«
Er funkelte Meyer an.
»Und er will mir die Koordinaten nicht verraten!« beschwerte sich Kelly. »Stellt euch nur vor, ein so großes Ding, das den kollektiven Selbstmord überlebt hat! Vielleicht enthält es den Schlüssel zu dem Geheimnis der Laymil! Wenn ich das auf ein Sens-O-Vis bannen könnte, hätte ich ausgesorgt! Collins würde mir ein eigenes Büro anbieten! Zur Hölle, wahrscheinlich könnte ich sogar meine eigene Agentur eröffnen!«
»Ich verkaufe dir die Koordinaten«, sagte Joshua. »Ich habe alles hier oben drin.« Er tippte sich an den Kopf. »Meine Nanonik hat die orbitalen Parameter mit einer Genauigkeit von einem Meter gespeichert, und ich kann es noch in zehn Jahren wiederfinden.«
»Wieviel willst du dafür haben?« erkundigte sich Meyer anzüglich.
»Zehn Millionen Fuseodollars.«
»Danke, ich passe.«
»Macht es dir eigentlich überhaupt nichts aus, den Fortschritt zu behindern?« fragte Kelly.
»Nicht das mindeste. Außerdem – was geschieht wohl, wenn wir die Antwort finden und sie nicht besonders mögen?«
»Ein gutes Argument.« Meyer hob sein Glas.
»Joshua! Die Menschen haben ein Recht, die Wahrheit zu erfahren! Sie sind durchaus imstande, sich ihre eigene Meinung zu bilden, und sie brauchen niemanden wie dich, der sie vor den nackten Tatsachen schützt! Geheimnisse sind der Anfang von Unterdrückung.«
Joshua verdrehte die Augen. »Meine Güte, Kelly. Du glaubst wohl tatsächlich, ihr Reporter hättet ein gottgegebenes Recht, eure Nasen in alles reinzustecken, was ihr wollt?«
Kelly hielt ihm ein Glas an die Lippen und ermutigte ihn, weiteren Champagner zu trinken. »Aber das haben wir wirklich!«
»Eines Tages übernimmst du dich, Süße. Wie auch immer, wir werden herausfinden, was mit den Laymil geschehen ist. Bei dem Aufwand, den die Forschungsgruppe betreibt, sind Resultate unausweichlich. Es ist lediglich eine Frage der Zeit.«
»Das ist wieder einmal typisch Joshua. Der unverbesserliche Optimist. Aber was habe ich anderes erwartet? Man muß schon ein verdammter Optimist sein, um mit diesem Schiff durch den Raum zu fliegen.«
»Was stimmt denn deiner Meinung nach nicht mit der Lady Mac? Frag doch Meyer, die Systeme sind das Beste, was man für Geld kaufen kann!«
Kelly klimperte Meyer mit ihren langen, dunklen Wimpern fragend an.
»Oh, absolut«, sagte Meyer.
»Ich will trotzdem nicht, daß du gehst!« sagte sie leise und küßte ihn auf die Wange. »Das waren gute Systeme, als dein Vater das Schiff geflogen hat, und damals waren sie neu – aber sieh nur, was aus ihm geworden ist!«
»Das ist etwas ganz anderes. Die Waisenkinder in der Hospitalstation wären ohne die Lady Mac niemals zurückgekommen. Vater mußte springen, als er noch viel zu nah an diesem Neutronenstern war.«
Meyer stieß ein genervtes Stöhnen aus und leerte sein Glas.
Joshua stand an der Theke, als die Frau ihn ansprach.
Er bemerkte sie erst, als sie redete; er hatte seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes gerichtet. Der Name des Barmädchens lautete Helen Vanham. Sie war neunzehn und trug ein Kleid, das tiefer ausgeschnitten war als die normalen Uniformen des Harkey’s, und sie schien begierig, Joshua Calvert zu bedienen, den Raumschiffskapitän. Sie hatte ihm bereits verraten, daß ihre Schicht um zwei Uhr morgens endete.
»Captain Calvert?«
Er wandte sich von dem angenehmen Ausblick
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