Armageddon 01 - Die unbekannte Macht
Persönlichkeitssequester-Nanonik implantiert?«
»Nicht ganz, aber die Wirkung ist ähnlich.«
»Was jetzt? Können wir jetzt reden oder nicht?«
»Ich werde zuhören.« Der Mann winkte. »Du kommst mit mir. Die anderen warten hier.«
»Das denken Sie sich! Auf gar keinen Fall!« protestierte Jackson Gael.
Quinn hob die Hände. »Schon gut, bleibt ruhig. Wartet hier drei Stunden, dann kehrt ihr nach Aberdale zurück, ob ich bis dahin gekommen bin oder nicht.« Er überprüfte seine Position auf dem Guido-Block, dann ging er hinter dem Mann in dem Chamäleon-Tarnanzug her, dessen Name einmal Clive Jenson gelautet hatte.
Nach sechs Wochen auf dem Quallheim und schließlich auf dem Juliffe näherte sich die Coogan dem Ziel ihrer Reise. Marie Skibbow wußte, daß sie nur noch Tage von Durringham entfernt sein konnten, obwohl Len Buchannan kein Wort darüber verloren hatte. Sie erkannte die schmucken Dörfer wieder, die weiß getünchten Wände, die gepflegten Gärten, die ganze ländliche Idylle. Der Juliffe war wieder milchkaffeebraun und strömte schnell dem Ozean entgegen, als könne er es nicht abwarten, endlich frei zu sein. Marie sah die Hultain-Marsch am nördlichen Ufer, wenn die Wellen nicht zu hoch gingen: eine trostlose schlammige Landschaft voller schmutziger Vegetation, aus der Gase aufstiegen, die ihre Augen zum Tränen brachten. Große Schaufelradschiffe ähnlich der Swithland tuckerten den Fluß hinauf und zogen schaumiges Kielwasser hinter sich her. Neu angekommene Kolonisten starrten voller Staunen und Sehnsucht auf die Dörfer, und Kinder rannten kreischend und lachend über die Decks.
Dummköpfe. Allesamt, ohne Ausnahme. Ausgesprochene Dummköpfe.
Die Coogan fuhr inzwischen immer häufiger an den zahlreichen Landestegen vorbei. Ihre ursprünglichen Warenlager waren fast leer, und das Händlerschiff ragte einen halben Meter höher aus dem Wasser. Der Kontostand auf Len Buchannans Jupiter-Kreditdisk war proportional dazu gestiegen. Jetzt kaufte er nur noch Räucherfleisch, um es in Durringham zu verkaufen.
»Hör auf, den Ofen zu beladen!« brüllte er ihr vom Ruderhaus aus zu. »Wir gehen hier an Land.«
Der stumpfe Bug der Coogan drehte sich um ein paar Grad und hielt auf einen Landesteg unterhalb einer Reihe von großen hölzernen Lagerhäusern zu. Auf einer Seite standen sieben große zylindrische Getreidesilos. Motorräder holperten über die ausgefahrenen Wege, die sich zwischen den Gebäuden hindurch wanden. Das ist ein reiches Dorf, dachte Marie. Die Art von Dorf, die Gruppe Sieben im Sinn geschwebt hatte, die Art von Dorf, die sie so abstieß, weil sie so spießig war.
Sie richtete sich von ihrer Arbeit auf und ließ die Holzscheite fallen. Sie straffte den Rücken. Nach sechs Wochen, die sie damit verbracht hatte, bei jedem Wetter mit einer Fissionssäge Holz zu schneiden und die Scheite in den Brennofen zu werfen, besaß sie die Art von Muskeln, die sie im Fitneßzentrum der Arkologie daheim auf der Erde niemals entwickelt hatte. Ihr Bauchumfang hatte um zwei Zentimeter abgenommen, und ihre alten Shorts saßen nicht mehr annähernd so eng wie vorher.
Dünner Rauch aus dem undichten Schornstein des Brenners ließ ihre Augen tränen. Sie blinzelte wütend und starrte auf das näher kommende Dorf, dann nach Westen. Endlich faßte sie einen Entschluß und ging nach vorn.
Gail Buchannan saß an der Seite des Ruderhauses. Sie hatte ihr struppiges Haar zurückgebunden, und der Chinesenhut warf seinen Schatten auf ihre Stricknadeln. Sie hatte den ganzen Weg von Aberdale bis hierher ununterbrochen gestrickt und gehäkelt und genäht.
»Was meinst’n, wo du hingehst, Süße?« fragte die dicke Frau.
»In meine Kabine.«
»Schön. Aber du bis’ rechtzeitig wieder da, um meinem Lennie beim Anlegen zu helfen. Ich dulde nich’, daß du dich auf die faule Haut legst, wenn mein Lennie arbeiten muß. Ich hab’ noch nie so’n faules Ding gesehen wie dich. Mein armer alter Mann arbeitet wie’n Roboter, um uns über Wasser zu halten.«
Marie ignorierte die Schmähungen der alten Vettel und schob sich an ihr vorbei in die Kabine. Sie hatte eine Ecke des Frachtraums in ein kleines Nest verwandelt. Dort schlief sie auf einem freien Regalbrett, wenn Len des Nachts mit ihr fertig war. Das Holz war hart und unbequem, und im Verlauf der ersten Woche hatte sie sich immer wieder den Kopf gestoßen, bis sie an den beengten Raum gewöhnt war, doch sie wollte auf keinen Fall die ganze Nacht in
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